Meschede. Ein neuer Rettungshubschrauber macht am Flugplatz in Schüren bei Meschede seine Testflüge. So steht es aktuell um seine Einsatzbereitschaft.
Im Hochsauerlandkreis soll sich die medizinische Versorgung im Ernstfall verbessern. Dafür soll ein Hubschrauber am Flugplatz Schüren bei Meschede stationiert werden.
Allerdings: Die Umsetzung verzögert sich – der angestrebte Termin im Mai ist nicht zu halten. Hinter dem Vorhaben steht der Arnsberger Dr. Marcel Kaiser, Geschäftsführer der Hagelstein Rettungsdienst GmbH. Er engagiert sich gemeinsam mit dem Institut für Notfallmedizin INM in Arnsberg und der Air Lloyd Flight Services GmbH für das private Projekt in Schüren.
Dieses Jahr soll es losgehen
Einen neuen, genauen Zeitpunkt für den Start möchte Kaiser jetzt nicht nennen: „In diesem Jahr soll auf jeden Fall etwas passieren – ich bin auch optimistisch, eher früher als später im Jahr.“ Hintergrund für die Verzögerung seien die umfangreichen Auflagen, die erfüllt werden müssten: Etwa für die Zertifizierung der Funktechnik oder für die eingesetzten Notfallsanitäter, die auch im Luftrettungseinsatz sein werden. Kaiser: „Es sind sehr formelle Verfahren, die jetzt durchlaufen werden müssen. In der Luftfahrt dauert das alles etwas länger, als wir eigentlich vermutet haben. Aber wir sind auf einem guten Weg.“
Mittlerweile hat der Rettungshubschrauber vom Typ MD Explorer 902 seine ersten Tests in Schüren hinter sich. Air Lloyd ist für den künftigen Flugbetrieb zuständig. Das private Projekt in Schüren läuft unter dem Arbeitstitel „Christoph Sauerland“, angelehnt an die Rufnamen der anderen öffentlich-rechtlichen Rettungshubschrauber, die bislang das Sauerland anfliegen.
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Der Rufname „Christoph“ ist geschützt, die Verwendung müsste am Ende des gesamten Verfahrens vom Ministerium in Düsseldorf genehmigt werden. Vom Hochsauerlandkreis ist dem Hubschrauber in Schüren so lange der Funknamen „ITH Rettung Sauerland 1“ offiziell zugewiesen worden.
Verlegungen und Rettungsflüge
Die Abkürzung ITH steht für „Intensivtransporthubschrauber“: Denn Schüren ist als Standort für einen solchen Hubschrauber offiziell auch vorgesehen, die Genehmigung für solche so genannten Sekundärtransporte ist Air Lloyd bereits erteilt worden – sie dürften schon durchgeführt werden. Sekundärtransporte umfassen den Transfer von bereits medizinisch versorgten Notfallpatienten aus einem Krankenhaus und ein anderes, für die weitere Behandlung oder für eine erweiterte Diagnostik dort. Auch Organentnahmeteams könnten mit dem Hubschrauber transportiert werden.
Wichtig für das gesamte Vorhaben sind aber auch die so genannten Primärtransporte: Das sind echte Rettungseinsätze, bei denen ein Notarzt direkt zu einer Unfallstelle gebracht und der Notfallpatient dann von dort ausgeflogen wird. Dr. Marcel Kaiser geht nach Klarstellungen im Luftrettungserlass des Landes davon aus, das „Christoph Sauerland“ auch diese Art der Einsätze fliegen dürfe – wenn ein Einsatz medizinisch notwendig sei, dieser eile und kein anderer Retter verfügbar sei.
Alarmierung über die Leitstellen
Dann müsste die Leitstelle eines Kreises, etwa die des Hochsauerlandkreises in Enste, eine entsprechende Alarmierung ausgeben. Der Einsatzradius ist durch die Reichweite der Maschine begrenzt. Ganz Südwestfalen ist damit das Zielgebiet, dazu kommen angrenzende Kreise – immer tagsüber von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Letztlich muss sich „Christoph Sauerland“ auch finanziell tragen – dafür sind Primär- als auch Sekundärtransporte erforderlich.
„Jeder Einsatz mehr hilft natürlich, um den dauerhaften Betrieb zu gewährleisten. Wir können ja im Moment nur mutmaßen, was passieren wird.“ Kaiser geht von durchschnittlich einem Einsatz am Tag aus. Er sagt, für beide Transportarten habe er mit den Krankenkassen (die die Kosten im Rettungsdienst tragen) eine Regelung finden können.
Vorbereitungen in Schüren laufen
Am Flugplatz in Schüren haben die logistischen Arbeiten für die Stationierung begonnen, hier müssen zum Beispiel Sozial- und Ruheräume geschaffen und ein Kerosintank für den Hubschrauber installiert werden. Die Mannschaft stehe im Wesentlichen, sagt Dr. Marcel Kaiser. Zuständig dafür ist das Institut für Notfallmedizin INM. Auch hier würden derzeit Piloten, Notfallsanitäter und teilweise auch die Notärzte den Zertifizierungsprozess durchlaufen.
Der Hochsauerlandkreis hat im Genehmigungsverfahren eine positive Stellungnahme für das Projekt abgegeben: Die Versorgung im Rettungsdienst würde dadurch verbessert. Nach dem Luftrettungsbedarfsplan für NRW, hieß es zuletzt im Kreistag auf eine Anfrage der AfD, bestehe jedoch „keine rettungsmedizinische Unterversorgung“ im Hochsauerlandkreis. Zwar liegen Teile des HSK außerhalb eines 50-Kilometer-Radius der öffentlich-rechtlichen Rettungshubschrauber – dieser Radius sei aber keine gesetzliche Vorgabe, außerdem gebe es für Rettungshubschrauber keine vorgeschriebene Hilfsfrist, innerhalb derer sie eintreffen müssen.