Meschede. Von Fensterbank bis Gemüsebeet: Marita Bierbaum erklärt, was beim Gemüseanbau im HSK wichtig ist – diese acht Fragen sollten Sie sich stellen.
Frühestens zum 1. Mai kommen in Meschede und im gesamten HSK die Gemüsesaaten und -pflanzen bestenfalls in die Erde. Damit sind wir Sauerländer später dran als das Rheinland. Was ist sonst noch zu beachten, wenn ich mein eigenes Gemüse anbauen will? Hobbygärtnerin Marita Bierbaum gibt Tipps und Tricks.
Der Trend weitet sich aus: Immer mehr Menschen möchten ihr eigenes Gemüse und Obst anbauen. Das bedeutet viel Arbeit – und Vorteile wie Herausforderungen. Damit der Einstieg in das Hobbygärtnern funktioniert, haben wir mit Marita Bierbaum einen groben Leitfaden zusammengestellt. „Es gibt einige Fragen, die Sie sich im Vorhinein stellen sollten“, sagt die Pflanzenfreundin. Also: los geht’s.
1. Frage: Haben Sie Zeit für den eigenen Anbau und die Pflege?
„Garten heißt viel Arbeit“, stellt Marita Bierbaum direkt klar. Die Pflanzen kümmern sich schließlich nicht um sich selbst, das müssen ihre Gärtner tun. „Bewegung und Aktivität sowie Entspannung während der Tätigkeiten im Garten sind das Tolle an der Arbeit“, erklärt Marita.
Doch Geduld und Durchhaltevermögen gehören ebenfalls dazu. „Man darf nicht erwarten, alles auf einmal zu können. Das entwickelt sich mit der Zeit – wie bei mir auch“, erklärt Marita. Und, noch wichtiger: Die Zeit zum Anbauen, Ernten und Verwerten muss man haben. „Man muss sich intensiv mit dem Gärtnern auseinandersetzen und sich informieren.“ Und zu Erntezeit muss man auch mal abends länger arbeiten. Und Unkraut muss auch regelmäßig entfernt werden. Wer also jetzt schon denkt, dass es mit der Zeit knapp wird, sollte wahrscheinlich noch etwas warten, bis der Kopf freier ist. Oder ganz leicht anfangen.
2. Frage: Welches Obst und Gemüse essen Sie, Ihre Familie, Ihr Partner gern?
„Am leichtesten lässt sich wahrscheinlich mit Kräutern üben“, sagt Marita. In einem Topf oder einem kleinen Hochbeet lassen sich viele Kräuter leicht anbauen. „Die Erde sollte dafür nicht allzu nährstoffreich sein.“ Wichtig ist die Frage: Welche Kräuter brauchen die Gärtner? Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie, …. – die Auswahl ist groß.
Ähnlich sieht es mit Gemüse und Obst aus. „Ich muss wissen, wo mein eigener Bedarf liegt“, sagt Marita. „Was esse ich, was isst meine Familie?“ Schließlich soll sich die harte Arbeit auch lohnen: Daher ist es sinnvoll, sich zunächst für ein, zwei, drei Sorten zum Anpflanzen zu entscheiden – von Tomaten über Erdbeeren bis zu Melonen ist einiges möglich.
3. Frage: Welche Menge können Sie verwerten?
Erstmal geht es hier noch nicht um die Platzfrage, sondern viel eher darum, wie viel Raum zuhause für die Ernte ist. Drei Möglichkeiten gibt es, wenn vom Obst und Gemüse alles auf einmal reif wird: „Verschenken, Einmachen oder Einfrieren.“ Beim Verschenken ist dabei zu beachten, dass die Gärtner selbst natürlich nichts mehr von der Ernte haben.
Wer sich also wirklich auch im Winter so gut es geht selbst versorgen will, sollte zu Einmachgläsern oder der Kühltruhe greifen. „Fürs Einfrieren braucht man natürlich Platz im Gefrierschrank“, sagt Marita. Sie selbst habe sogar ein Vakuumiergerät. Doch „einfach Einfrieren“ geht auch nicht eben so. „Man muss das Gemüse oder Obst zunächst vorbereiten, säubern und blanchieren, also für einige Minuten in kochendes Wasser geben“, erklärt die Hobbygärtnerin. Danach wird es direkt mit eisig kaltem Wasser abgeschreckt und erst dann eingefroren.
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Die dritte Möglichkeit bietet das Einmachen. Hierbei ist vor allem die Sauberkeit der Gläser wichtig. Dazu sind sie vorher heiß auszuspülen. Das vorbereitete Obst oder Gemüse kommt dann in die Gläser und wird zu vorgegebenen Kochzeiten eingekocht. Auch für Einmachgläser braucht man aber genügend Platz im Regal. Und Zeit sowieso.
4. Frage: Wie viel Platz haben Sie für den Anbau?
Jetzt geht es tatsächlich um die räumlichen Möglichkeiten. „Im Garten kann ich natürlich andere Dinge machen als auf dem Balkon“, sagt Marita. Es gebe schließlich auch einige Gemüsepflanzen, die sich drinnen auf der Fensterbank halten lassen.
„Auf dem Balkon muss man schauen, wie viel Platz man da hat.“ Vergessen sollten die Gärtner dabei auch auf keinen Fall das Gewicht der Pflanzen mit der Erde, die sie brauchen.
Hier bieten sich Töpfe oder Filztaschen an – Gurken und Tomaten lassen sich mit viel Pflege und Wärme gut dort halten. Je nach dem wie groß der Balkon ist, sind auch Hochbeete möglich. Das sei aber eher selten sinnvoll. „Die Möglichkeiten sind begrenzt.“ Wer dagegen viel Fläche hat, kann sich mehr Gemüse aussuchen. Vorausgesetzt, er kann es auch einlagern, sobald es geerntet ist.
5. Frage: Möchten Sie Jungpflanzen oder Samen anpflanzen?
„Ich würde für Anfänger empfehlen, auf dem Markt oder im Baumarkt Jungpflanzen zu holen“, erklärt Marita Bierbaum. Diese ließen sich leichter im Mai in den Topf oder das Beet setzen.
Aber auch Samen sind eine Möglichkeit. Für diese eigne sich Anzuchterde, die nährstoffarmer ist, als normale. „Dann keimen sie besser.“ Wenn die Pflanze dann groß genug ist, landet auch sie im Topf oder Beet.
„Dabei besteht aber immer das Risiko, dass die Samen zu nah aneinander ausgesät werden, zum Beispiel bei Möhren, die verzogen werden müssen. Oft nehmen sich die Pflanzen wie Pfefferminz unterirdisch so viel Platz, dass andere Nachbarn eingehen.“ Dementsprechend ist es viel Arbeit – Marita Bierbaum empfiehlt für den Anfang also den Kauf auf dem Markt.
6. Frage: Tunnel, Topf, Filztasche, Hochbeet oder Gartenbeet?
„Melonen zum Beispiel müssen in den Tunnel“, erklärt Marita Bierbaum. Pflanzen, die es warm brauchen, im Allgemeinen. Freilandtomaten sind die Ausnahme dieser Regel. „Aber dann wachsen sie auch hier, bei uns in Deutschland.“ Tunnel sind ein großer Aufwand, hier lohnt es sich, bei Betreibern anzufragen, die bereits welche besitzen.
Töpfe sind der Klassiker, sie funktionieren immer zur Not. „Man muss darauf achten, dass sie groß genug sind“, betont die Gärtnerin. Das gleiche gilt für Filztaschen. „Es gibt sie in allen verschiedenen Größen.“ Der Vorteil: Sie sind wasserdurchlässig, wodurch Staunässe vermieden wird.
Und im Garten: Hochbeet oder Gartenbeet? „Will man ein Beet im Garten, muss man diesen vorbereiten“, schildert Marita Bierbaum. Früher sei er sogar oft umgegraben worden, heute ist die Bearbeitung eher oberflächlich. Ein Hochbeet ist da der einfachere Weg.
Doch auch hier ist viel zu beachten. „Es muss richtig aufgebaut werden, die Schichten aus Laub und Ästen korrekt kombiniert“, erklärt Marita Bierbaum. Dann hält es mehrere Jahre – und anpflanzen lässt sich von Knoblauch über Möhren bis zum Salat. Alles.
7. Frage: Die richtige Pflege – aber wie?
„Da gibt es wirklich sehr viele Unterschiede“, erklärt Marita Bierbaum. Jede Pflanze braucht ihre eigene Pflege. Festhalten lässt sich aber: Wird es ihr zu kalt, ist das für jede Pflanze doof. „Man muss sich mit dem Anbauen beschäftigen, googeln, lesen, Wissen sammeln.“
Wilde Triebe müssen häufig vermieden werden, bei Frost sind die Pflanzen mit Fließ abzudecken. Meist lässt sich die richtige Pflege aber auch auf dem Schild der Pflanze oder der Packung der Samen erfahren.
Geerntet wird im Sommer dann oft abends, da die Sonne nachmittags zu heiß ist. „Manche genießen das sehr, andere mögen das gar nicht.“
8. Frage: Wie kreativ und experimentierfreudig sind Sie?
„Es gehören auch Denksport durch Koordination und Planung dazu“, erklärt Marita Bierbaum. „Ich will ja nicht an mir selbst vorbeischuften und nachher nur Kraut und Rüben haben“, sagt sie lachend. Wer mit dem Anbau anfängt, muss auch mit Misserfolgen rechnen, das ist klar.
Und je experimentierfreudiger man ist, desto besser die Erfahrungen. „Es gibt zum Beispiel Pepinos – Melonenbirnen“, erzählt Marita Bierbaum. Und zur Anzucht dieser ist Recherche das A und O. Plus die nötige Menge an Kreativität und Experimentierfreudigkeit eben.