Grevenstein. Moritz Zipro ist Brauer bei Veltins, seine Bezeichnung lautet „Leiter Bierherstellung“ - ein Traumjob, wie er selbst findet. Über seine Karriere.

„Leiter Bierherstellung“ - da schlägt so manches Männer- und auch Frauenherz höher. Ein Traumjob? „Ja“, sagt Moritz Zipro (31) mit leuchtenden Augen. Er brennt für seinen Beruf. Wie der gebürtige Wittgensteiner zur Veltins-Brauerei in Meschede-Grevenstein gekommen ist, was ihn antreibt und warum er auch noch in seiner Freizeit Bier braut.

Praktikum bei Bosch

„Wie wird das Zeug gemacht?“, schon mit 15, 16 Jahren - als er zum ersten Mal Bier getrunken hat - stellte sich Moritz Zipro diese Frage. Es folgte ein Praktikum bei der Brauerei Bosch - naheliegend, denn diese hat ihren Sitz in seiner Heimat. „Von da an wusste ich: Das ist mein Traumberuf!“

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Nach dem Abitur 2011 absolvierte Moritz Zipro ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in einer Werkstatt für Menschen mit Assistenzbedarf des Sozialwerks St. Georg. Ganz kurz stand eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger zur Debatte. „Ein Studium kam für mich überhaupt nicht in Frage. Zu viel Theorie!“ In seinem ursprünglichen Berufswunsch hatte der Vater eines Freundes, selbst Braumeister, ihn mit den Worten „Überleg’ dir das gut!“ verunsichert. Was genau dieser damit gemeint hatte, weiß der 31-Jährige bis heute nicht. „Ich vermute mal, dass er das gesagt hat, weil man sich sehr stark spezialisiert und die Möglichkeiten eines Jobwechsel natürlich begrenzt sind. In der Regel muss man ja auch umziehen und findet eher selten wohnortnah eine Anstellung als Brauer.“

Stellenausschreibung von Veltins

Die Verunsicherung hielt nur kurz an: Als er in der Zeitung eine Stellenausschreibung der Brauerei Veltins gelesen hatte, fasste er seinen Entschluss: „Ich werde Brauer!“

Umgezogen ist Moritz Zipro tatsächlich - obwohl es in seiner Heimat ja eine Brauerei gibt. „Ich hatte mich damals bei Bosch, Krombacher und Veltins beworben. Als die erste Zusage kam, habe ich die Chance sofort ergriffen.“ 2012 bis 2015 ging Moritz Zipro in die Ausbildung zum Brauer und Mälzer. „Das war die schönste Zeit meines Lebens“, sagt der 31-Jährige rückblickend. „Man ist während der Lehre sehr viel unterwegs. Das ist einfach spannend.“

Als Mälzer in Bamberg

Die Ausbildung zum Brauer erfolgte in Grevenstein, die zum Mälzer in Bamberg („der heimlichen Bierhauptstadt Deutschlands“). Praktika unter anderem in der Handwerksbrauerei in Westheim oder einem Brauhaus auf Norderney gehörten genauso dazu wie etliche Brauereibesichtigungen. Mal nach rechts und nach links gucken, das sei schließlich nie verkehrt. „Das Prinzip ist immer das gleiche. Aus den vier Rohstoffen Wasser, Malz, Hopfen und Hefe kann man die tollsten Dinge zaubern“, schwärmt der junge Brauer, „und doch macht es jeder etwas anders.“

Zur Berufsschule ging es im Blockunterricht nach Dortmund. Dort haben sich alle Brauer-Azubis aus ganz NRW getroffen. Eine gemeinsame Unterkunft wurde gestellt. „Da baut man ein Netzwerk auf. Die Brauerwelt ist klein“, erklärt Zipro. Über Bierstile, Aromen und Herstellungsverfahren wird dann gefachsimpelt. Die Verkostung gehört ohnehin zum Berufsbild. „Einige Azubis kamen aus dem Ausland, unter anderem aus den USA und Kanada“, erzählt er. Wer in Deutschland seine Ausbildung zum Brauer mache, werde im Ausland gefeiert. Generell genieße der Beruf ein hohes Ansehen - im Ausland genauso wie in Deutschland. „In dieser Zeit sind aber auch echte Freundschaften entstanden“, fügt Moritz Zipro hinzu. „Bei einem Kollegen war ich zum Beispiel zur Hochzeit in Kanada eingeladen. Eine tolle Erfahrung.“

Rohstoffe bis Produkt

Nach der Ausbildung durchlief er bei Veltins verschiedene Stationen: Sudhaus, Gär- und Lagerkeller, Produktentwicklung usw. 2017 kam dann das Angebot, in die Fußstapfen seines Meisters zu treten. Es folgte doch noch ein Studium - drei Jahre Vollzeit in Geisenheim im Rheingau mit der Fachrichtung „Getränketechnologie“. „In den Semesterferien habe ich als Werkstudent in der Brauerei gearbeitet.“ Heute ist Moritz Zipro für den gesamten Prozess von der Rohstoffannahme bis zum fertigen Produkt mit verantwortlich und bildet selbst aus.

Für ihn ist der Brauer nicht nur Beruf, sondern Berufung. „Das spiegelt sich auch in meiner Einrichtung wieder.“ Seine Schallplatten-Sammlung stellt er in alten Bierkästen aus, mit alter Technik (Rohrstücke, Zapfhähne etc.) dekoriert er seine Wohnung. Da verwundert es nicht, dass der 31-Jährige eigene Hopfenpflanzen anbaut und auch in seiner Freizeit mit Kochlöffel in der Hand vor einem 50-Liter-Pott steht und sein eigenes Bier braut - zusammen mit seinem Bruder, der übrigens auch Brauer und Mälzer (allerdings bei Bosch) ist. Das scheint in der Familie zu liegen.

Kein Pendler

Täglich eine Stunde pendeln zwischen Grevenstein und Bad Laasphe, genauer gesagt Feudingen, kam für Moritz Zipro nicht in Frage. An den Wochenenden fährt er aber gerne mal nach Hause. „Die Freundin, Familie, Freunde treffen. Das ist mir schon wichtig.“ Work-Life-Balance? Das passt für den 31-Jährigen. Da er eine Wohnung direkt in Grevenstein hat, kann er zu Fuß zur Arbeit laufen. „Wenn im Betrieb was ist, bin ich schnell da - so bin ich flexibel.“ Auf die Uhr schaut er dabei nicht so genau. „Als Brauer ist man ohnehin mit der Brauerei verheiratet“, sagt Zipro und lacht. „Ich gehe jeden Tag mit zwei Herzchen in den Augen zur Arbeit.“

>>> Unternehmenspass

Mitarbeiter: 714

Tarif: Ja, Sieger- und Sauerländer Brauereiverbund.

Arbeitszeit: 37-Stunden-Woche

Benefits: Haustrunk, vergünstigtes Tanken, Kantine, Wasserspender, kostenloses Obst, Parkmöglichkeiten, Mitarbeiterrabatte, betriebliche Altersvorsorge, Fahrgeldzuschuss

Weiterbildungen: Individuelle Trainings/diverse Bachelor- und Master-Programme

Weitere Besonderheiten: Betriebliches Gesundheitsmanagement, flexible Arbeitszeiten, Home-Office, Ausbildungsangebote in 14 verschiedenen Ausbildungsberufen