Meschede. Niemand soll sich scheuen, bei Notlagen die Mescheder Feuerwehr zu alarmieren. Doch es gibt Fälle, über die sich die ehrenamtliche Wehr ärgert.
Wenn der Piepser geht, lassen die Mescheder Feuerwehrleute alles stehen und liegen, verlassen den Arbeitsplatz, die Geburtstagsparty oder die Familienfeier. Unschön, wenn sie dann am Einsatzort feststellen, dass das alles vermeidbar gewesen wäre. „Manchmal hinterfragt man schon den Grund der Alarmierung der Feuerwehr“, sagt Matthias Knapp, Chef der Mescheder Feuerwehr.
Zahl der Einsätze steigt allgemein um 20 Prozent
Wehrleiter Matthias Knapp und Sebastian Helleberg, Löschzugführer Meschede, betonen, dass sich niemals jemand scheuen solle, die Feuerwehr zu rufen, wenn eine echte Notlage vorliege. Allerdings gebe es ein paar Dinge, die jeder beherzigen könne, um die Einsätze zu reduzieren. Knapp: „Denn man darf ja auch nicht vergessen, dass wir alle ehrenamtlich im Einsatz sind. Jede Alarmierung bedeutet Aufwand für den Arbeitgeber und Stress für die Kameraden.“ Und die Anzahl nimmt zu.
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Türöffnungen verdoppeln sich
Rund 400 Einsätze hatte die Freiwillige Feuerwehr 2022 im gesamten Stadtgebiet, 205 allein in der Kernstadt - 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die Einsatzzahl im Bereich „Türöffnung und Unterstützung Rettungsdienst“ hat sich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt. Je nach Größe des Einsatzes waren zwischen 6 und 62 Kameraden und Kameradinnen im Einsatz. „Noch ist das alles gut zu schaffen, aber irgendwann wird die Einsatzhäufigkeit für eine ehrenamtlich organisierte Feuerwehr vielleicht zu groß“, gibt Sebastian Helleberg zu bedenken. „Durch mehr gut ausgebildetes, ehrenamtliches Personal versuchen wir uns kontinuierlich auf die geänderte Situation einzustellen“ ergänzt Matthias Knapp. „Bisher hat das immer gut geklappt, aber der demografische Wandel wird wohl auch vor der Feuerwehr nicht Halt machen“.
Ärger über Fahrstuhlöffnungen
Zehnmal rückte die Feuerwehr im vergangenen Jahr aus, um besondere Türen zu öffnen: Fahrstuhltüren. Hier ist die Notwendigkeit des Einsatzes der Feuerwehr nicht immer nachvollziehbar. Jeder Fahrstuhl hat einen Notknopf. Wer den drückt, landet erstmal in einer Notrufzentrale z.B. des Fahrstuhlherstellers. „Diese kann aber überall sein“ weiß Knapp. Das Problem sei aber, dass diese Unternehmen „in der Regel“ keine Techniker vor Ort“ haben, die schnell genug verfügbar sind.
Dann werde zur schnellen Lösung des Problems die Feuerwehr alarmiert. Eingeschlossene Menschen auf unbestimmte Zeit in einem Fahrstuhl - das ist für die Rettungsleitstelle schnell ein Notfall. „Auch verständlich“, findet Knapp. „Wir erkennen den dann aber manchmal nicht, wenn wir vor Ort die Tür öffnen und die Eingeschlossenen ohne erkennbare körperliche oder psychische Beeinträchtigung vorfinden.“ Eigentlich müsste der Fahrstuhlbetreiber die technische Hilfe gewährleisten.
Techniker sind nicht vor Ort erreichbar
Doch aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssen die Techniker ein riesiges Gebiet abdecken, weiß Helleberg. Die spontanen Notlagen erledige dann eben die Feuerwehr. „Bei uns läuft das dann unter dem Stichwort Menschenrettung“, sagt Knapp, „Die Übernahme der Aufgabe durch die Feuerwehreigentlich, die ja vertraglich mit dem Aufzuganbieter vereinbart ist, kommt eigentlich einer mutwilligen und damit kostenpflichtigen Falscharmierung gleich – ähnlich dem Missbrauch eines Feuer- bzw. Druckknopfmelders. So ohne Weiteres kann das aber hier nicht angewandt werden.“
Paderborner Wehr nimmt Eigentümer in die Pflicht
Andere Städte, bei denen das Problem noch größere Ausmaße hat, gehen bereits offensiver vor: In Paderborn entscheide beispielsweise die Feuerwehr vor Ort, ob es sich um eine echte Menschenrettung gehandelt habe und ansonsten würde der Eigentümer in die Pflicht genommen. Diese Unterscheidung sei natürlich nicht immer leicht. „Bei der Feuerwehr Meschede machen wir das bisher aber nicht“, so Knapp. „Die Rechtslage ist nicht eindeutig. Eine politische Diskussion auf Landesebene mit dem Ergebnis einer klaren Regelung hierzu wäre wünschenswert. Noch besser wäre es aber, wenn die Aufzugsfirmen selbst ihrer Verpflichtung nachkommen würden.“