Meschede. Zähneknirschen belastet viele gesundheitlich. Es gibt Möglichkeiten der Hilfe. Ein Therapiezentrum in Meschede kennt die Möglichkeiten.
Ralf Meier und Markus Imöhl vom Therapiezentrum am Hennepark in Meschede haben vor knapp fünf Jahren das Thema Prävention in den Fokus genommen. Die betriebliche Gesundheitsförderung ist mittlerweile ein festes Standbein des Therapiezentrums, das zunehmend ausgebaut wird. Mit ihrem Konzept gehen Meier und Imöhl in die heimischen Unternehmen. Zähneknirschen ist zum Beispiel ein Thema im Jahr 2023, das die Therapeuten in ihren Impulsvorträgen aufgreifen. Welche Gründe das hat und warum Prävention immer wichtiger wird.
Warum setzen Sie verstärkt auf betriebliche Gesundheitsvorsorge? Für Sie als Therapeuten ist das doch fast schon geschäftsschädigend.
Ralf Meier: Das könnte man meinen. Es ist einfach wichtig, vorher anzufangen. Wenn die Leute zu uns ins Therapiezentrum kommen, ist es im Grunde schon zu spät - dann gibt es bereits erhebliche Beschwerden oder sogar eine Operation hat schon stattgefunden. Wir haben erkannt, dass Prävention im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge ein weiteres Standbein für uns ist. Und das wird gut angenommen, denn auch Unternehmen haben erkannt - Stichwort Fachkräftemangel-, dass sie ihren Mitarbeitern mehr bieten müssen als Obstkörbe und vergünstigte Fitnessstudio-Mitgliedschaften.
Was für Unternehmen sind das, die mit Ihnen zusammenarbeiten?
Meier: Das sind große Firmen mit 1000 Mitarbeitern, aber zum Beispiel auch kleine Betriebe mit sechs Personen. Zuletzt waren wir bei einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Schmallenberg. Da haben wir zum Ausgleich zum Job natürlich keinen Sport, sondern Yoga gemacht. Angesprochen sind also nicht nur Büros. In vielen Berufen ist die Belastung einseitig. Was aber alle gemein haben: Die Mitarbeiter empfinden ein solche Angebot seitens der Geschäftsführung als sehr wertschätzend.
Wie kann man sich das vorstellen, wenn Sie ins Unternehmen kommen?
Markus Imöhl: Wir leisten kein betriebliches Gesundheitsmanagement. Dafür gibt es Verantwortliche in den jeweiligen Betrieben. Wir sind die, die es umsetzen. Wir wollen Spaß an Bewegung vermitteln, das ist uns ganz wichtig. Wir halten Impulsvorträge, bieten Rückenschule oder Yoga und viele weitere Bewegungsangebote an. Auch in unseren eigenen Räumen in der Steinstraße 32 in Meschede bieten wir Kurse zur Gesundheitsförderung an. Das Dachgeschoss- Preveo Studio, ist frisch renoviert und bietet uns somit zusätzliche Möglichkeiten.
In Ihren Impulsvorträgen greifen Sie in diesem Jahr unter anderem das Thema Zähneknirschen auf. Warum?
Imöhl: Viele Menschen, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit vor dem Bildschirm verbringen, klagen über Kopf- oder Gesichtsschmerzen. Ein Grund dafür ist das Zähneknirschen. Daher wollen wir in diesem Jahr den Blick auf den Bruxismus - so lautet der Fachbegriff - richten. Wie bei fast allen Beschwerden, ist die Früherkennung wichtig für eine erfolgreiche Behandlung.
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Wie viele Menschen knirschen denn mit den Zähnen?
Meier: Fast jeder dritte Erwachsene leidet zeitweise an Bruxismus, das heißt, er presst und knirscht die Zähne meist nachts unbewusst fest zusammen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Am häufigsten betroffen ist die Zielgruppe der 30- bis 45-Jährigen. Auch tagsüber ist das Krankheitsbild als sogenannter Wachbruxismus bekannt. Auch dieser findet häufig unbewusst statt.
Wenn das Zähneknirschen meist unbewusst abläuft, woran erkennt man dann, dass man selbst betroffen ist?
Imöhl: Anzeichen für Bruxismus sind Schmerzen in der Kau- und Nackenmuskulatur, Kopfschmerzen im Bereich der Schläfen, überempfindliche Zähne, schlechter Schlaf, übermäßige Zahnbeschwerden ohne feststellbaren zahnärztlichen Grund usw. Das Kausystem umfasst schließlich nicht nur Ober- und Unterkiefer inklusive Zähne und Kiefergelenk, sondern auch Schädel, Halswirbelsäule, Schultergürtel und Muskulatur. Es handelt sich um ein komplexes System, bei dem alle Zahnräder exakt ineinandergreifen müssen.
Was sind denn die Ursachen dafür, dass Menschen mit den Zähnen knirschen?
Meier: Die sind unvollständig bekannt, wie man so schön sagt. Risikofaktoren sind unter anderem Stress, Ängste, aber auch Tics wie Kaugummi kauen, Fingernägel kauen oder auf die Lippe beißen. Auch Medikamente, Drogen und bestimmte Erkrankungen, zum Beispiel ein Reflux (Sodbrennen), können Bruxismus auslösen. Weiterhin gibt es genotypische und neuronale Risikofaktoren. Neben dem Wach- und dem Schlafbruxismus gibt es auch noch eine dritte Form des Zähneknirschens, die von einer Zahn- bzw. Kieferfehlstellung ausgelöst wird. Der Fachbegriff dafür ist „Craniomandibuläre Dysfunktion“, kurz CMD. In dem Fall muss natürlich ein Zahnarzt hinzugezogen werden.
Wie können Sie Betroffenen dann helfen?
Imöhl: Zunächst geht es darum, Risikofaktoren einzugrenzen und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Voraussetzung dafür ist, für das Thema zu sensibilisieren. Das wollen wir mit unseren Impulsvorträgen erreichen. Mit Hilfe eines standardisierten Befundbogens geht es anschließend darum, herauszufinden um welche Form von Bruxismus es sich handelt. Je nach Befund können wir dann über unser Netzwerk an Experten verweisen - beispielsweise wenn eine Schienentherapie in Frage kommt - oder entsprechende Übungen an die Hand geben. Auch eine Haltungsschulung sowie Ergonomie am Arbeitsplatz können helfen. Moderates Ausdauer- und Krafttraining nehmen die Spannung aus dem Körper, ebenso wie Yoga. Wir geben auch Tipps, wie man sich Tics abgewöhnen kann. Für viele Betroffene ist es vor allem wichtig, endlich die Ursache für ihre Probleme zu kennen und sich verstanden zu fühlen. Ziel ist natürlich immer, Schmerzen zu reduzieren und so die Lebensqualität zu verbessern.