Oberkirchen. Die Warenbörse in Oberkirchen geht nach dreieinhalb Jahren Corona-Pause wieder an den Start. Warum sie mehr ist als ein normaler Trödel.
Seit 2012 zeigen die Oberkirchener, was unter dem Schlagwort Nachhaltigkeit immer wichtiger wird: Nur weil man Bücher, Porzellan, Töpfe oder Lampen nicht mehr gebrauchen kann, heißt das ja nicht, dass sie wertlos sind. Auf Trödelmärkten fände manches einen Liebhaber. Das Oberkirchener Konzept ist dabei aber etwas Besonderes. Am Samstag, 18. März, geht es nach dreieinhalb Jahren Corona-Pause wieder los.
Rausschleppen, was man tragen kann
Die Idee ist so einfach wie effektiv: Menschen bringen gut erhaltenen Trödel, Bücher oder Kinderspiele in die Schützenhalle nach Oberkirchen. Besucher zahlen drei Euro und können dann so viel rausschleppen, wie sie tragen können. Taschen und Tragekörbe sind ausdrücklich erlaubt.
Brigitte Schütte brachte die Idee vor Jahren aus einem ihrer Schwarzwald-Besuche mit. „Dort wurde die Warentauschbörse allerdings von Privatleuten organisiert, das wollte man in Oberkirchen nicht“, berichtet Steffi Hochrainer vom Orga-Team. Also übernahm die Caritas in Oberkirchen die Organisation - mit Erfolg. Dabei wehte ihr zu Beginn ganz schön Gegenwind ins Gesicht. „Alle waren alle skeptisch. ,Das klappt doch sowieso nicht’, hieß es“, erzählt die junge Mutter. Doch es lief vom Start weg super. Zweimal im Jahr fand seitdem die Warenbörse statt - bis Corona kam.
Vom Billardtisch bis zum Kinderwagen
Die Spannbreite der mitgebrachten Artikel war immer riesig - vom Billardtisch über den aktuellen Schmöker bis zum Kinderwagen. „Viele geben dann auch mehr als drei Euro, wenn sie ein richtiges Schnäppchen gemacht haben, aber Pflicht ist das nicht.“ Daneben gibt es Kaffee, Waffeln und gespendeten Kuchen zum Mitnehmen oder zum Verzehr in der Schützenhalle. „Wir haben auch immer Besucher, die nur gemütlich Kaffeetrinken und sich das Treiben in der Halle ansehen“, berichtet Steffi Hochrainer schmunzelnd. In diesem Jahr allerdings ist die Spannung besonders groß. „Wir wissen ja nicht, was in den letzten Corona-Jahren passiert ist. Haben die Leute für uns Berge gesammelt oder schon das meiste entsorgt?“
Der Ablauf
Der Ablauf jedenfalls ist klar geregelt: Von 10 bis 12 Uhr können die Tauschartikel in der Schützenhalle angeliefert werden - keine Kleidung und nur gut Erhaltenes ist gewünscht. Etwa 15 bis 20 Helfer sortieren die Dinge auf den bereitstehenden Tischen. Von 15 bis 16.30 Uhr findet dann der Verkauf statt. Was übrig bleibt, erhält ein Sozialkaufhaus in Unna. Zu Beginn konnten die Spender ihre nicht verkauften Dinge auch wieder abholen, aber das erwies sich als nicht praktikabel. Auch die Katzenhilfe als Empfänger schied diesmal aus: „Die wissen selbst nicht, wohin mit dem Trödel.“
Besondere Angebot für Kinder
Für die Kinder gibt es immer ein besonderes Angebot: Bis zum Alter von 15 Jahren dürfen sie eine Viertelstunde vor der offiziellen Eröffnung schon mal allein in dem für sie extra abgeteilten Bereich in Ruhe stöbern. Das gilt auch schon für die Kleinsten. Jeder, der laufen kann und mit dem Orga-Team oder größeren Geschwistern mitgeht, zahlt drei Euro und kann „einkaufen“. Nicht erlaubt sind in diesem Zeitraum die Eltern. Da hat das Team schlechte Erfahrungen gemacht. Es waren die Eltern - nicht die Kinder - die sich gegenseitig die besten Spielsachen aus den Händen rissen.
Hintergrund
Zwei besondere Projekte hat die Caritas mit dem Erlös der Warenbörse in Oberkirchen finanziert: zum einen die „wohl größte Bank im Sauerland“ am Hermannsteich.
Und im Jahr 2015 übergab die Caritas einen Briefkasten für die Trauerpost an Pastor Ulrich Stipp und den Kirchenvorstand. Dieser wird bei Beerdigungen aufgestellt und der Inhalt im Anschluss den Angehörigen übergeben.
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Ansonsten profitierten alle örtlichen Vereine, die Jugendarbeit anbieten - vom Reitverein über den Tennisclub bis zur Feuerwehr. Der Rest bleibt für die normale Caritasarbeit.