Grevenstein. Bei der Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein kommt es zu einem Streik. Anlass sind die Tarifverhandlungen. Es herrscht Uneinigkeit.

Bei der Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein wird es am Mittwoch, 8. März, zu einem Warnstreik kommen. „Zwei Stunden lang bremsen die Beschäftigten dann die Bierproduktion“, sagte die Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG Südwestfalen, Isabell Mura. Sie wirft den Sauer- und Siegerländer Brauereien vor, die Beschäftigten „weit unter der Inflationsmarke abspeisen zu wollen“. Das ließen sich die Belegschaften allerdings nicht länger gefallen.

Vom Sudkessel bis zum Lohnbüro

Sie wollten einen „Schluck aus der Pulle – und zwar beim Lohn“, so Mura. Als Brauerei-Gewerkschaft fordert die NGG für ein Jahr 430 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten. Azubis sollen 150 Euro mehr bekommen. „Das Lohn-Plus muss für alle gelten – vom Brauer am Sudkessel genauso wie für die Lebensmitteltechnikerin im Labor, die die Qualitätskontrolle macht. Und für die Kauffrau im Lohnbüro genauso wie für den Lagermitarbeiter im Fasskeller“, erklärte die Geschäftsführerin.

>>> Lesen Sie auch: Warum die Scharlach-Zahlen im HSK deutlich ansteigen <<<

Krombacher und Veltins drückten bei den laufenden Lohntarifverhandlungen allerdings „gewaltig auf die Bremse“: „Ein Angebot der Brauereien liegt nicht vor. Sie wollen zwar über fixe Summen als Lohn-Plus – wie von der NGG gefordert – sprechen. Trotzdem sieht es im Moment danach aus, als würden die Brauereien auf eine Bier-Lohn-Light-Lösung schielen. Entsprechend gärt es gerade in den Belegschaften der heimischen Brauereien. Wenn das so weitergeht, haben wir bald einen Knoten in der NRW-Bierleitung“, so Isabell Mura. Dann sei mit weiteren Streiks zu rechnen.

Absätze sind gestiegen

Die Gewerkschaft argumentiert so: Der Bierabsatz in Nordrhein-Westfalen sei mit 21.769.000 Hektolitern im vergangenen Jahr deutlich gestiegen – immerhin um 7,1 Prozent gegenüber 2021. Auch bei den Biermischungen – wie dem Radler – sei der Absatz nach oben gegangen: 1.279.000 Hektoliter waren es 2022 in Nordrhein-Westfalen – und damit 1,2 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr, so die NGG. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Angaben des Statistischen Bundesamtes.

Die Brauerei Veltins erklärte, sie halte den von der NGG initiierten Warnstreik für das falsche Signal, um zu einem einvernehmlichen Interessensausgleich zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite zu kommen. Dabei herrsche auf beiden Seiten Einigkeit darüber, dass die Mitarbeiter angesichts der Inflation Lohnsteigerungen erreichen müssen. „Es ist in der Tarifgeschichte der Sauerländer und Siegerländer Tarifgemeinschaft ein einmaliger Vorgang, dass die Gewerkschaft bereits vor der zweiten Verhandlungsrunde das zweifellos legitime Mittel des Warnstreiks anwendet, um ihrer Forderung Ausdruck zu verleihen“, teilte das Unternehmen mit.

Noch nicht wie vor der Pandemie

In ihrer streikbegleitenden Argumentation scheine die NGG Realitäten im Status des NRW-Biermarktes schlichtweg zu übergehen. Tatsächlich sei der Absatz der NRW-Brauereien 2022 zwar gewachsen, befinde sich aber immer noch unter Vor-Pandemieniveau. „In ihrem Streikaufruf habe die NGG außer Acht gelassen, dass die heimischen Brauer allein im letzten Jahr Millionen Euro Mehrausgaben leisten mussten, die nicht von Preiserhöhungen aufgefangen werden konnten und seither die Unternehmen dramatisch belasten. Jetzt spielt Augenmaß eine große Rolle“, heißt es bei der Brauerei Veltins.

Das Unternehmen geht davon aus, dass die zweite Verhandlungsrunde in der Tarifkommission der Sauerländer und Siegerländer Brauereien in konstruktiver Atmosphäre stattfinden wird.