Bestwig. Die CO2-Belastung in Bestwig muss drastisch sinken - das zeigt die Energiebilanz, die im Gemeinderat vorgestellt wird. Was jetzt passieren soll.
Auch in der Gemeinde Bestwig soll mehr für den Klimaschutz getan werden. Drei Ideen sollen konkret verwirklicht werden.
Im Gemeindeentwicklungsausschuss stellte Christian Korte vom Büro „energielenker projects“ aus Greven erstmals eine Energiebilanz für Bestwig vor. „Energielenker“ entwickelt aktuell für den Hochsauerlandkreis ein Klimaschutzkonzept. Das soll helfen, bis zum Jahr 2045 die geforderte Klimaneutralität zu erreichen.
Starke Industrieregion, hohe CO2-Belastung
Pro Kopf liegt in Bestwig die CO2-Belastung bei 9,6 Tonnen pro Kopf – das ist unter dem HSK-Durchschnitt von 11 Tonnen und über dem Bundesdurchschnitt von 8,5. Die Belastung muss aber bis 2045 herunter auf eine Tonne. 42 Prozent der Emissionen kommen von der Industrie. Der HSK ist eben eine starke Industrieregion, in der viel produziert wird. Alle Zahlen sind aus dem Jahr 2019 – neuere gibt es noch nicht.
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Immerhin: Bestwig kann sich rühmen, weil hier bereits 49 Prozent des benötigten Stroms vor Ort aus erneuerbaren Energien produziert werden. Hinter Brilon und Marsberg mit ihren vielen Windrädern ist das kreisweit der dritte Platz für Bestwig. Aber: Ziel sind nicht 49 Prozent, sondern 100 Prozent. Erneuerbare Wärme etwa entsteht, mangels Biogasanlagen, erst gerade einmal zu 6 Prozent. Planer Korte nannte es eine „Riesenherausforderung“, Gebäude dafür stärker zu sanieren, um Wärme einzusparen – dieser Anteil müsse um über 50 Prozent steigern: „Die Gebäude müssen wärmer eingepackt werden, um weniger Energie zu verbrauchen.“ Doch: Woher sollen die Handwerker und das Material dafür kommen? Schneller gelingen müsse auch der Umstieg von Diesel und Benzin auf alternative Antriebe.
Skepsis: Wo hat die Gemeinde denn Einfluss?
Massiv werde auch mehr Strom benötigt – eben weil die Industrie künftig einen höheren Strombedarf haben werde: Statt bisher 56 Gigawattstunden würden 2045 160 Gigawattstunden benötigt. In Bestwig könnten die aus der Windkraft kommen: Wenn statt der bisher sechs Windräder insgesamt neun sehr leistungskräftige gebaut würden, wenn 160 Hektar mit Freiflächen-Photovoltaikanlagen bebaut würden und 803.000 Quadratmeter Dächer Solaranlagen hätten. Korte warb dafür, auch kommunal dafür Anreize zu schaffen.
Die Zahlen allerdings hinterließen auch Ratlosigkeit im Ausschuss: Denn eigentlich hat die Gemeinde kaum Einfluss – sie kann weder Industriebetriebe noch Verbraucher dazu drängen, zu sanieren und zu investieren. Wenn das Kreiskonzept im März beschlossen wird, stehen darin auch drei Projekte, die in Bestwig umgesetzt werden sollen: Demnach sollen Freiflächen-Photovoltaikanlagen und die Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden ausgebaut werden, Straßenbeleuchtung und Schulen sollen auf LED-Beleuchtung umgestellt werden, der Maschinenpark beim Bauhof elektrifiziert werden.
„Symbolpolitik“ oder Vorbildfunktion?
SPD-Fraktionschef Paul Theo Sommer nannte das „Symbolpolitik“, sein Fraktionskollege Michael Gerhards vermisste eine Vorbildfunktion – man habe doch gerade erst in der Gemeinde aus wirtschaftlichen Gründen die Idee zurückgestellt, kommunale Dächer mit Solaranlagen auszurüsten, weil es sich derzeit nicht rechne. Alexander Brockhoff (CDU) sagte, man erfülle diese Vorbildfunktion sehr wohl: Schließlich habe man in der Vergangenheit stets Dächer energetisch saniert und forciere jetzt den Ausbau von Photovoltaikanlagen an der Autobahn.
Bürgermeister Ralf Péus erinnerte daran, dass die Entscheidung im Gemeinderat doch einstimmig gefallen sei, den Bau von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern zu verschieben. Grundsätzlich bleibe es dabei, dass man dafür sei – es sich nur eben nicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht lohne: „Wir sind sensibilisiert für das Thema.“ An den Bewirtschaftungskosten der städtischen Gebäude zeige sich auch bereits, wie sehr man durch die Sanierungen in den letzten Jahren schon Energie eingespart habe.