Meschede. Zahlen, Fakten, Ideen: Erstmals liegen Details zu der Klima- und Energiebilanz für Meschede vor. So soll vor Ort darauf reagiert werden.
Die Stadt Meschede wird stärker in Klimaschutzmaßnahmen einsteigen. Erste Ideen dazu gibt es.
Für den Hochsauerlandkreis wird aktuell ein Klimaschutzkonzept vom Büro „energielenker projects“ aus Greven erarbeitet, das im Frühjahr auf Kreisebene beschlossen werden soll. Die Maßnahmen darin sollen dazu beitragen, dass zum Jahr 2045 die Klimaneutralität erreicht werden kann – auch in Meschede. Bislang sind diese geplanten Maßnahmen aber erst einmal reine Absichtserklärungen.
Abwärme der Industrie für Häuser nutzen
So soll für Meschede unter anderem untersucht werden, wie Nahwärme ausgebaut werden könnte, um künftig Mehrfamilienhäuser versorgen zu können. Außerdem werden Lösungen gesucht, um die Abwärme der Industrie zu nutzen. Meschede soll auch zur „Smart City“ werden: In ihr könnten dann zum Beispiel Straßenlaternen nach Bedarf ein- und ausgeschaltet werden, Autofahrer würden besser zu freien Parkplätzen gelenkt, freie E-Ladesäulen werden ihnen schon auf der Fahrt angezeigt. Das hat der Stadtrat beschlossen.
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Jetzt liegen auch Zahlen zur Energiebilanz vor. Rund 1,2 Millionen Megawattstunden an Energie werden allein in der Stadt Meschede im Jahr benötigt, so Christian Korte von „energielenker“. Ungewöhnlich in Meschede: Die starke heimische Industrie benötigt davon besonders viel – 47 Prozent des gesamten Energiebedarfs entfallen auf sie, üblich sind eigentlich 25 bis 30 Prozent. Die Stadt muss also Klimaschutzmaßnahmen anstoßen, aber: „Ohne die Wirtschaft geht es nicht“, so Korte.
Höhere CO2-Belastung als anderswo
Umgekehrt gilt: Die Industrie ist auch für 52 Prozent der Emissionen beim Treibhausgas in Meschede verantwortlich (zu 24 Prozent der Verkehr, zu 17 Prozent die Haushalte, sechs Prozent die Bereiche Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, zu einem Prozent die kommunalen Einrichtungen). Bürgermeister Christoph Weber sagt: „Wir müssen uns auf die Wirtschaft fokussieren.“
12,6 Tonnen beträgt in Meschede die CO2-Belastung pro Kopf. Im Bundesdurchschnitt sind es 8,5 Tonnen. Die Zahlen sind von 2019, neuere liegen nicht vor. Bis 2045 muss die Belastung herunter auf eine Tonne. Der CO2-Ausstoß pro Kopf liegt im HSK bei elf Tonnen, in Eslohe bei über zehn, in Bestwig bei 9,6, im ländlicher geprägten Schmallenberg ist er mit 6,5 Tonnen am niedrigsten.
Nachholbedarf bei Erneuerbaren Energien
21 Prozent des Stroms in Meschede kommen bereits aus Erneuerbaren Energien (bundesweit aber schon 42 Prozent). Meschede ist mit 17 Prozent beim Strom aus Wasserkraft Spitzenreiter im Hochsauerlandkreis. Bei der Wärme werden bisher nur 5 Prozent des Bedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt – davon wiederum drei Viertel aus Biomasse: 2045 sollen es 100 Prozent sein. Wallen ist als Energiedorf mit seinem Wärmeverbund da ein Vorbild.
In der Diskussion wurden viele Probleme und Fragen deutlich: Die Zahl der Windräder müsste bis 2045 enorm steigen. Dr. Jobst Köhne (FDP) hatte die Zahl von 260 im HSK errechnet. Offene Fragen auch: Wie viel CO2 kann der heimische Wald noch binden – wo er doch gerade so unter dem Borkenkäfer leidet? Und wo kommt anstelle von Gas die Wärme der Zukunft her?
Gesucht: Lösungen auf Quartiersebene
Eine der Ideen für Meschede: Lässt sich dann stattdessen die Abwärme der Industrie nutzen, die derzeit ungenutzt in die Luft entweicht? „Es geht darum, Lösungen auf Quartiersebene zu finden“, fordert Planer Christian Korte: „Es kommt viel Arbeit auf die Kommunen zu.“ So müssten dann zum Beispiel in Grevenstein Leitungen verlegt werden, damit Haushalte die Abwärme der Veltins-Brauerei nutzen könnten – oder in Meschede rund um das Werk von Martinrea-Honsel.