Bestwig. Die Gemeinde Bestwig stößt bei der Unterbringung von Flüchtlingen an Grenzen: Denn die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist ernst.

Auch in der Gemeinde Bestwig wird auf Ergebnisse des Flüchtlingsgipfels in Berlin gehofft, um die Probleme der Kommunen vor Ort in den Griff zu bekommen. In Bestwig stellt vor allem die Unterbringung von Flüchtlingen ein Problem dar.

268 Wohnungen angemietet

Bürgermeister Ralf Péus und Claudia Schmitten, Leiterin des Bürgeramtes der Gemeindeverwaltung, gaben im Gemeinderat einen Zwischenbericht zur Situation. Aktuell sind für alle Flüchtlinge in der Gemeinde Unterkünfte besorgt worden: 48 in Gemeindeunterkünften in Ostwig, 21 in Velmede, 13 in Gockeln Haus in Ramsbeck, 2 im Feuerwehrhaus in Nuttlar – und 268 in Wohnungen, die die Gemeinde anmieten musste.

Letzteres ist das Problem: „Es ist alles ausgereizt, was der Wohnungsmarkt bei uns hergibt“, so Bürgermeister Péus. Es ist aber völlig offen, wie viele Flüchtlinge der Gemeinde noch zugewiesen werden. Im November waren es noch 88 Flüchtlinge gewesen, die in privat angemieteten Wohnungen lebten.

Reserve für 59 Menschen in Andreasberg

Als Reserve hat die Gemeinde jetzt den ehemaligen Margarethenhof in Andreasberg noch zur Verfügung – „glücklicherweise“, so Péus. Er hoffe, dass die Gemeinde dadurch nicht in die Lage wie andere Kommunen komme, über eine Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen nachdenken zu müssen. Das frühere Pflegeheim am Ortseingang in Andreasberg ist seit dem 1. Januar von der Gemeinde Bestwig angemietet worden. 59 Menschen könnten dort Platz finden, so Claudia Schmitten. Geplant ist, in unterschiedlichen Etagen jeweils Singles und Familien unterzubringen.

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Zuletzt seien weniger Menschen aus der Ukraine nach Bestwig gekommen, sondern vor allem verstärkt Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Irak und aus Syrien, teilte der Bürgermeister mit. Mangels Alternativen auf dem Wohnungsmarkt könnte deshalb auch der Margarethenhof, wenn er benötigt wird, nicht nur mit Menschen aus der Ukraine belegt werden – „wir können es uns nicht erlauben, zu differenzieren“.

Reibereien unter Flüchtlingen „bleiben nicht aus“

Michael Gerhards (SPD) wollte wissen, ob es unter Flüchtlingen schon zu „Reibereien“ gekommen sei. „Das bleibt manchmal nicht aus“, sagte Bürgermeister Péus – es sei aber nichts eskaliert. Grund sei der Frust über die persönliche Situation, so die Erfahrung. Und: Je mehr Menschen in einer Unterkunft lebten, desto mehr Konfliktpotenzial sei vorhanden.

Paul Theo Sommer (SPD) sagte, zumindest würden der Gemeinde keine finanziellen Probleme entstehen. Im vierten Quartal 2022 waren zuletzt Kosten von 163.000 Euro entstanden – davon die Hälfte für die Kosten der Unterkünfte, einschließlich der Erstausstattung von Wohnungen und nötigen Renovierungen. An Erstattungen durch Bund und Land gab es 191.000 Euro. Bis Ende 2022 sind insgesamt 501.000 Euro an Kosten entstanden (auch hier wiederum am meisten mit 273.000 Euro für die Unterkünfte), 604.000 Euro gab es zur Erstattung.

Ein Plus mache die Gemeinde dadurch allerdings nicht, stellte der Bürgermeister klar: Denn nicht enthalten in den Kosten sind die für das Personal in der Gemeindeverwaltung. Dort aber muss man sich – neben der normalen Arbeit -- zusätzlich um die Lösung der Flüchtlingsfrage kümmern. Für diese zusätzliche Aufgabe ist kein Personal eingestellt worden.