Bestwig. Kristof Gudera arbeitet in der Entsorgungsbranche: Der Bestwiger schildert seine Erfahrungen in einem Beruf, der besser ist als sein Image.
Eigentlich wollte sich Kristof Gudera den Job als Kraftfahrer bei der Firma Stratmann in Bestwig damals nur mal anschauen. Es war Winter, und als Fahrer eines schweren Kieslasters gibt es in dieser Jahreszeit naturgemäß nicht allzu viel zu tun.
Also bewarb sich Gudera für eine Wintersaison übergangsweise als Fahrer für Stratmann. Inzwischen erlebt er bereits seinen 15. Winter im Unternehmen. Das heißt inzwischen zwar nicht mehr Stratmann, sondern Lobbe. Guderas Freude am Job in der Entsorgungsbranche ist indes unverändert.
Experte für die aufwändige Sensortechnik
Zehn Jahre hat der heute 37-Jährige als Kraftfahrer selbst hinterm Steuer gesessen und war auf den Straßen unterwegs. Meistens hinterm Steuer eines der großen Müllfahrzeuge. Gudera bildete sich weiter und stellte sich breiter auf. Vor fünf Jahren wechselte er schließlich seinen Posten innerhalb des Unternehmens und ist seitdem meistens in seinem eigenen Büro anzutreffen.
Der 37-Jährige unterstützt die Dispo, weist seine Kollegen bei der Anschaffung von Neufahrzeugen in die moderne Technik ein, bildet neue Leute zu Berufskraftfahrern aus und kümmert sich um die Einstellung der aufwändigen Sensortechnik an und in den Fahrzeugen.
Denn sie wird stets an die Bedürfnisse und Wünsche des jeweiligen Fahrers und an die Straßenverhältnisse angepasst. Bedeutet: Müllfahrzeuge, die die Tonnen an einer breiten Bundesstraße leeren, haben einen anderen Kippwinkel und Aufnahmewinkel als Fahrzeuge, die in erster Linie in engen Gassen unterwegs sind und daher gezwungenermaßen deutlich näher an die Tonnen heranfahren müssen.
„Mit dem Müll kommst du kaum in Kontakt“
Bereits bei seiner Ausbildung zum Nutzfahrzeugmechaniker habe er damals besondere Freude an Lkw gehabt und direkt im Anschluss seinen Lkw-Führerschein gemacht, sagt Gudera. Auch heute sitzt er vertretungsweise immer mal wieder am Steuer eines Müllwagens, wenn einer seiner Kollegen ausfällt. „Und ich muss sagen, dass mir das immer noch eine Menge Spaß macht“, sagt der 37-Jährige und lacht. Denn der Beruf des „Müllwagenfahrers“ sei deutlich besser als sein Image. „Wenn du einen Seitenlader fährst, kommst du heutzutage mit dem Müll kaum in Kontakt“, sagt Gudera. „Allerhöchstens vielleicht mal nah ran, wenn du am Ende der Tour zum Abladen die Klappe öffnest. Das war’s“.
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Erfreuen kann sich der 37-Jährige auch heute noch an den Blicken der staunenden Kinder, die mit offenem Mund staunend am Zaun stehen, wenn der große Müllwagen vorfährt. Das sind die schönen Seiten des Berufes. Dazu gehört auch die Dankbarkeit vieler Menschen, die den Fahrern von Lobbe im heißen Sommer gerne mal ein Getränk spendieren oder zu Weihnachten eine Tafel Schokolade schenken. Gerade während der Corona-Lockdowns habe es hier viel Zuspruch gegeben sagt Kristof Gudera.
Ärgerlich: Hupende und genervte Autofahrer
Zu den schönen Seiten gehören aber auch Anwohner, die morgens hektisch und halbnackt im Bademantel auf den allerletzten Drücker die Tonne an die Straße ziehen, weil sie den Müllwagen gehört haben. „Ich glaube, es gibt keinen von uns, der so etwas noch nicht beobachtet hat“, sagt Gudera und schmunzelt.
Zu den weniger schönen Seiten des Berufes gehören nur genervte Autofahrer, die wie wild geworden auf die Hupe drücken, weil sie wegen des Müllfahrzeugs nicht schnell genug vorankommen. Und das sei heute tatsächlich schlimmer als noch vor 15 Jahren, berichten Guderas Kollegen, die sich hin und wieder auch Beschimpfungen uneinsichtiger Autofahrer gefallen lassen müssen. „Aber da muss man drüber stehen“, sagt der 37-Jährige. Auch; wenn er sich hier mehr Verständnis wünsche.
Viele Quereinsteiger bei Lobbe
Der überwiegende Teil der Lobbe-Fahrer sind Quereinsteiger. Einige sind von Speditionen in die Entsorgungsbranche gewechselt, weil sie die festen Arbeitszeiten schätzen. „Unsere Fahrer wissen immer ziemlich genau, wann sie nach der Schicht zu Hause sind“, sagt Gudera. Und das gelte nicht nur für die Kollegen auf den Müllwagen, sondern auch für die, auf den anderen Fahrzeugen - sei es die Kehrmaschine, der Absetzkipper, das Containerfahrzeug oder das Schubbodenfahrzeug.
Wer von vornherein seine Ausbildung bei Lobbe absolviert, bekommt übrigens nicht nur den Lkw-Führerschein, sondern auch den Pkw-Führerschein finanziert. Hinzu kommen der Staplerschein und der ADR-Schein für den Transport gefährlicher Stoffe und Güter.
Interne Wechsel eröffnen neue Chancen
Ein Wechsel innerhalb der Firma, so wie Kristof Gudera ihn vor fünf Jahren vollzogen hat, ist bei Lobbe keine Seltenheit. „Das bringen die zahlreichen Berufsbilder bei uns im Haus mit sich“ sagt Gudera. Auch das sei ein großer Vorteil, den man zu den schönen Seiten zählen könne, weil sich so immer wieder neue Chancen eröffnen.
Noch genau erinnert er sich in diesem Zusammenhang an eine junge Kollegin, die er vor einiger Zeit als Ausbilder betreut hat. Sie hatte sich ursprünglich als Azubi für die Verwaltung beworben. Nun sitzt sie selbst als Berufskraftfahrerin hinterm Steuer. Bei den dreiwöchigen Touren, die bei Lobbe auch für die kaufmännischen Azubis mit dazugehören, um das ganze Unternehmen kennen zu lernen, war sie so begeistert, dass sie sich umentschied. „Ich kann’s verstehen“, sagt der Lkw-begeisterte Kristof Gudera und lacht.
>>> HINTERGRUND: LOBBE <<<
Mitarbeiter: 2700
Standorte: 68
Branche: Entsorgung/Industrieservice/Umweltdienstleistungen
Tarif: Nein
Arbeitszeit: 40-Stunden-Woche
Arbeitsplatz: hochmoderne Fahrzeuge und Technik
Benefits: Internes Fitnessangebot (Lobbe Vital), Obst, Mitarbeiterveranstaltungen und -feiern
Weiterbildung: Regelmäßige Aus- und Weiterbildung durch eigene Inhouse-Akademie „Braindoor“
Weitere Besonderheiten: Die Studie „Deutschlands beste Jobs mit Zukunft“ des Magazins „Focus“ zeichnet Lobbe als Unternehmen mit einer hervorragenden Sicherheit und Stabilität des Arbeitsplatzes aus