Meschede. Die USA haben einen chinesischen Ballon abgeschossen. Welche Daten sammelte er? Was ein Mescheder Nachrichteningenieur dazu sagt.
Ein angeblicher chinesischer Wetterballon über den USA sorgt für internationale Verwicklungen. Wetterballons sind in den vergangenen Jahren auch aus Meschede viele aufgestiegen. Was ihr Ziel war, ob sie auch für Spionage zu gebrauchen gewesen wären und was das für den Spionage- Vorwurf bedeutet, erklärt Josef Sommer, Ingenieur für Nachrichtentechnik, Amateurfunker und Mitglied der Bürgerstiftung.
Bürgerstiftung Meschede als Unterstützerin
Seit 2014 hatten Bürgerstiftung und Mitglieder des Amateurfunkvereins gemeinsam mit den Mescheder Schulen mehrere Wetterballons in die Luft geschickt. Schüler hatten dafür unter Begleitung der Lehrer die anhängenden Kapseln selbst mit Kameratechnik und Messgeräten gefüllt. Die Bürgerstiftung finanzierte Ballon und Helium. Rund 1,50 bis 2 Meter war der Ballon dick, als er mit Helium gefüllt die Schulhöfe verließ.
Sein Ziel: das Messen von Wetterdaten, wie Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Auch Videos sollten gedreht werden. So sollte der Ballon - an seinem höchsten Stand, 32 Kilometer über der Erde - die Krümmung der Erdoberfläche sichtbar machen. „Dann ist der Ballon so groß wie ein Einfamilienhaus, er platzt und die Technik segelt an einem Fallschirm zu Boden“, erläutert Sommer, der viele Starts begleitete.
Der Ingenieur glaubt nicht, dass ein solcher „normaler“ Wetterballon geeignet ist, um konkrete Ziele auszuspionieren. „Er fliegt mit dem Wind. Man müsste vorher ganz genau die Flugbahn berechnen. Das ist fast unmöglich.“ Dagegen zeigten die Bilder und die eigenen Informationen der Chinesen, dass da wahrscheinlich mehr im Spiel war.
Das spricht gegen einen Wetterballon
„Erstens“, so Sommer, „wurde der Ballon über Alaska gesehen. Das passt, auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheint, zur direkten Flugrichtung von China aus.“ Ursache dafür sei die die Krümmung der Erde. Karten verfälschten da den Eindruck. Zweitens zeigten Bilder des abgeschossenen Ballons, große Solarpaneele.
„Das heißt, der Ballon hatte deutlich mehr Energie zur Verfügung, als ein normaler Wetterballon.“ Und drittens hätten die Chinesen selbst davon gesprochen, dass eine begrenzte Steuerungsfähigkeit gegeben gewesen sei. „Das aber spricht definitiv gegen einen Wetterballon, denn nur, wenn man ihn mit dem Wind treiben lässt und eben nicht steuert, erhält man Wetterdaten wie Windrichtung und Windgeschwindigkeit, die man normalerweise sammeln will.“
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Zusätzliche Energieversorgung
Josef Sommer ist daher sicher, dass es sich um einen Spionageballon gehandelt hat. „Mit der zusätzlichen Energieversorgung wäre es dann auch möglich, hochauflösende Bilder direkt an Satelliten oder beispielsweise Schiffe zu senden.“ Dass das wiederum möglich ist, habe schon das Mescheder Experiment mit seinen begrenzten Leistungen gezeigt. „Als wir hier gestartet sind und unsere Daten über Funkfrequenzen gesendet haben, wurden diese von Amateurfunkern zum Beispiel in Polen empfangen.“