Schmallenberg. In Schmallenberg wird die Diskussion über die freilebenden Wisente weitergeführt. Die Stadt will demnächst weiterführende Schritte prüfen.

Der Streit um die Wisente geht immer weiter. Jetzt will die Stadt Schmallenberg wie die privaten Kläger, ein Betretungsverbot für die städtischen Forstgrundstücke prüfen. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir überlegen sollten, ob ein verbaler Widerstand noch ausreicht, oder wir praktische Schritte in die Wege leiten sollten“, so Bürgermeister Burkhard König im Haupt- und Finanzausschuss.

Am 27. Februar soll eine weitere Verhandlung vor Gericht stattfinden, in der ein Eigentümer gegen die Wisentschäden klagt. „Wir sollten die Verhandlung abwarten und dann über weitere Schritte nachdenken“, so König. In der nachfolgenden Diskussion wurde klar, dass auch die Ausschussmitglieder einem weiterführenden Schritt zustimmen würden: „Nicht nur die Bäume der Privatwälder werden geschält, auch in unserem Stadtwald passiert das. Der Wald ist insgesamt sowieso schon durch die Borkenkäfer geschädigt“, so Jens Winkelmann von der CDU. Erst einmal soll die Reaktion auf einen Brief des Bürgermeisters an den Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Michael Krischer, abgewartet werden.

Tiere dürfen bestimmte Grundstücke nicht mehr betreten

Im vergangenen Jahr hatte der Trägerverein der Wisente seine Revision zurückgezogen: Damit gilt das Urteil des Oberlandesgericht Hamm vom 15. Mai 2019. Das besagt: Die Waldbauern können die Zwangsvollstreckung einleiten, sobald eines der Tiere ihr Grundstück betritt.

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Ein Aufatmen für die Schmallenberger Waldbesitzer, die seit Jahren dafür kämpfen, dass ihre Bäume von den Tieren nicht weiter geschädigt werden. Stand jetzt dürfen die Wisente gegen Androhung eines Bußgeldes die Grundstücke der Kläger nicht mehr betreten. Der Trägerverein kündigte daraufhin seine Zuständigkeit als Projektbetreuer. Was mit der freilebenden Herde jetzt passiert, ist noch unklar.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein fordert jetzt die Landesregierung Nordrhein-Westfalens auf, „die inhaltlichen, rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für eine dauerhafte Fortführung des Natur- und Artenschutzprojektes Wisente im Rothaargebirge zu schaffen“, heißt es in einem Beschluss des Kreistages des Kreis Siegen-Wittgensteins. Außerdem wird gefordert, dass das Land die zentrale Verantwortung für das Projekt übernehmen soll.

Brief an Umweltminister

Bürgermeister Burkhard König hat daraufhin einen Brief an Oliver Michael Krischer, Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen, geschickt in dem er bittet dem Beschluss des Kreistags nicht Folge zu leisten. Er betont sogar, dass dieser Beschluss und vor allem die von der CDU-Kreistagsfraktion angeführte Begründung ihn mit „Entsetzen“ erfülle: „Das Projekt Wisente im Rothaargebirge hat in diesem Thema zu einer bislang nicht gekannten Entfremdung der Gebiete rechts und links des Rothaargebirges geführt. Spätestens mit Kündigung der Verträge durch den Trägerverein gehört das Projekt beendet“, heißt es weiter.

König weist in dem Schreiben weiter daraufhin, dass auf viele Fragen im Laufe der zehn Projektjahre keine Antwort gefunden wurde, wie zum Beispiel die Frage nach der dauerhaften Begrenzung der Herde auf maximal 20 Tiere, ein zu kleines Streifgebiet für die Herde oder die Befürchtung, dass es innerhalb der Herde zu Inzucht kommt.