Meschede/Hochsauerlandkreis. Die medizinische Versorgung im Notfall soll im Hochsauerland besser werden. Der Flugplatz Schüren bei Meschede steht im Blickpunkt. Der Plan.
Es geht um Minuten, die über Leben und Tod entscheiden: Wie schnell ist ein Arzt im Notfall vor Ort? Die medizinische Versorgung im Hochsauerlandkreis und in den umliegenden Kreisen steht jetzt vor einer wegweisenden Entscheidung.
Am Flugplatz in Schüren bei Meschede soll künftig ein Rettungshubschrauber stationiert werden. „Wir könnten morgen tatsächlich starten. Die Maschine ist da, wir haben Piloten, wir haben das Personal, wir haben das medizinische Equipment“, sagt Dr. Marcel Kaiser, Geschäftsführer der Hagelstein Rettungsdienst GmbH in Arnsberg.
Hagelstein steht hinter dem Projekt, gemeinsam mit dem Institut für Notfallmedizin INM in Arnsberg und der Air Lloyd Flight Services GmbH. Es ist die Fortschreibung einer Idee, die es als „Luftrettung Sauerland“ schon 2015 gab – jetzt aber zwischen anderen Partnern. Air Lloyd wäre für den flugtechnischen Bereich zuständig, INM für die Ausbildung und das Abstellen von Notärzten. Angelehnt an die Rufnamen der anderen Rettungshubschrauber, die bisher das Sauerland anfliegen, heißt das Projekt jetzt „Christoph Sauerland“.
Hubschrauber steht schon bereit
Und die Idee ist inzwischen zu einem konkreten Projekt geworden: Die Air Lloyd würde in Schüren einen Hubschrauber vom Typ MD Explorer 902 stationieren.
Sie hat dafür die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf, die für das Luftfahrtunternehmen mit Sitz in Bonn-Hangelar zuständig ist. Der Hubschrauber steht bereits in Kassel. Der Luftrettungsbedarfsplan weist im ländlichen Raum Lücken bei der Versorgung durch Rettungsflüge aus: Diese Lücke wollen die drei Partner für den HSK und die angrenzenden Kreise schließen – aber nicht nur. Die Genehmigung, von Schüren aus zu fliegen, gilt für ganz NRW. Auch die Krankenkassen unterstützen das Vorhaben.
>>> Lesen Sie hier: Jetzt auch noch die Insolvenz: Der Fall des Leuchtenherstellers Wofi in Freienohl <<<
Dr. Marcel Kaiser hofft auf eine Umsetzung ab April oder Mai 2023. Vorher muss noch eine Hürde überwunden werden. Denn die jetzige Genehmigung umfasst so genannte Sekundärtransporte – also die Verlegung von Patienten von Klinik zu Klinik. Nur im Notfall, wenn gerade kein anderer Hubschrauber verfügbar wäre, dürfte die drei Partner zum Beispiel auch an Unfallstellen fliegen. Denn diese Art der Rettungsflüge sind Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes, den bislang der ADAC mit seinen Christoph-Hubschraubern wahrnimmt. Wenn die Kreisleitstelle des HSK in Enste Hubschrauber bislang anfordert, kommen sie aus Lünen oder Siegen.
In die Alarmierung aufnehmen
Kaiser sagt offen: Die Kosten in Schüren wären hoch, nur Verlegungsflüge alleine reichten nicht. „Christoph Sauerland“ müsse deshalb auch für Rettungsflüge angefordert und von den Leitstellen aus alarmiert werden können. Natürlich wären Flüge aus Schüren in der Region immer schneller als aus Lünen oder Siegen.
Der entsprechende Antrag dazu liegt beim Gesundheitsministerium, der Hochsauerlandkreis hat eine unterstützende Empfehlung dazu abgegeben. Die Genehmigung für Schüren umfasst Flüge tagsüber, zwischen Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Dr. Marcel Kaiser bietet zusätzlich als Idee an, nachts oder an Tagen, an denen geflogen werden kann, dennoch einen Notarzt in Schüren zu stationieren, der dann bei Bedarf mit dem Auto ausrücken würde.
Geflogen wird in einem Dreierteam: Ein Pilot, ein Notfallarzt und ein Notfallsanitäter. Einen entsprechenden Pool gibt es schon: Hagelstein hat 70 Mitarbeiter im Rettungsdienst und 250 Notärzte. Weitere Bewerbungen sind möglich: Für Notärzte und Notärztinnen an markus.sabel@inm-arnsberg.de, für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen an betriebsleitung@hagelstein.de.