Meschede. Karoline Brauer ist Lehrerin und liebt ihren Beruf. Warum sie zurück ins Sauerland und speziell an die Realschule der Stadt Meschede wollte.
Karoline Brauer arbeitet erst seit Mai vergangenen Jahres an der Realschule der Stadt Meschede. Zwei ihrer alten Lehrer am Gymnasium Laurentianum in Arnsberg haben sie dazu inspiriert - vor allem auch zu den Fächern Deutsch und Biologie. Genauso eine Inspiration möchte die 28-Jährige für ihre Schüler sein. Warum sich die Arnsbergerin zwischen dem Ruhrgebiet und dem Sauerland erst nicht entscheiden konnte und weshalb sie auch schon mal Schweineherzen für ihren Unterricht benötigt.
Wann war für Sie klar, dass Sie Lehrerin werden möchten?
Ich wusste auf jeden Fall schon sehr früh, dass ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchte. Letztlich waren es tatsächlich meine Lehrer in Biologie und Deutsch, die mich auf diesen Weg gebracht haben. Diese beiden Fächer habe ich dann auch in Essen studiert. Während des Studiums habe ich zwei Jahre als Vertretungslehrerin an einer Grundschule im Duisburger Norden gearbeitet - eine sozial eher schwache Gegend. Familien leben dort zum Teil in schwierigen Verhältnissen. Das hat mich nicht nur in meiner Berufswahl bestätigt, sondern vielmehr bereits gezeigt, dass ich meine Berufung gefunden habe.
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Wie sind Sie dann zurück ins Sauerland und speziell an die Städtische Realschule in Meschede gekommen?
Ich war zunächst tatsächlich hin- und hergerissen zwischen dem Ruhrgebiet und der Heimat. Das Ruhrgebiet bietet schließlich viele Vorteile und die Arbeit an einer großstädtischen Schule kann auch spannend sein. Aber das Sauerland ist meine Heimat, ich bin hier aufgewachsen, habe meine Familie und Freunde hier und mein Hobby als Spielerin und Trainerin im Fußballverein des TuS Oeventrops. Mein Herz hängt am Sauerland, so dass ich mich am Ende nur dafür entscheiden konnte. Mein Referendariat habe ich an der Sekundarschule in Arnsberg gemacht, dann habe ich mich in Meschede beworben und im Mai 2022 an der Städtischen Realschule angefangen zu arbeiten. Ich hatte mehrere Vorstellungsgespräche, da ich an einer Schule arbeiten wollte, mit der ich mich identifizieren kann. Beim Besuch der Realschule der Stadt Meschede hatte ich dann sofort ein sehr gutes Bauchgefühl.
Sie sind also seit einem Dreiviertel Jahr in Meschede. Was zeichnet Ihre Schule aus?
Das sind die Menschen - Schüler wie Lehrer. Sie sind aufgeschlossen und warmherzig. Die Kollegen sind hilfsbereit und man kann wirklich gut im Team arbeiten. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und bin schnell hier angekommen. Auch dass es eine kleine Schule ist, ist ein Vorteil: Das Miteinander ist sehr familiär. Mit Blick auf meine Fächer kann ich sagen, dass der Fachraum Biologie gut ausgestattet ist, und auch digitales Arbeiten ist gut möglich mit moderner Tafel mit Beamer, Laptop-Wagen usw. Es ist schließlich wichtig, zu zeigen, was außerhalb von TikTok und Co. möglich ist. Das macht den Schülern auch Spaß. Wir lernen zum Beispiel, wie man eine Powerpoint-Präsentation erstellt.
Was sind für Sie die schönen Seiten des Lehrer-Berufes?
Das Schönste an meinem Beruf als Lehrerin ist für mich die Arbeit mit jungen Menschen und sie in ihrer wichtigen Entwicklungsphase zum Erwachsenwerden zu begleiten und zu prägen. Ich freue mich, wenn ich ihnen etwas Neues zeigen kann und wenn sie mir etwas Neues beibringen. Besonders dieser Austausch macht meinen Beruf zu einem sehr spannenden und abwechslungsreichen. Ich mag aber auch, dass keine Stunde wie die andere ist, dass ich mich immer mit neuen Themen auseinandersetzen darf und muss, dass ich mich nie bei der Arbeit langweile und dass ich täglich auf verschiedene individuelle Menschen treffe. Schön ist außerdem, dass mich die Kinder und Jugendlichen nicht nur an ihrem schulischen Alltag, sondern auch an ihrem Leben in all der Vielfalt teilhaben lassen. Es gibt noch viele weitere Punkte, warum dieser Beruf so besonders ist, aber darüber könnte ein ganzes Buch geschrieben werden. Außerdem liebe ich meine Fächer Deutsch und Biologie. Gerade Bio ist einfach super lebensnah. Ich liebe es zu experimentieren - damit kriegt man die Schüler und sie nehmen in solchen Stunden so viel mit. Wir haben zum Beispiel mal ein Schweineherz seziert.
Welche Herausforderungen gilt es zu meistern?
Die Vielseitigkeit des Berufes ist eine Herausforderung, aber damit gleichzeitig eine Besonderheit. Es ist spannend, mit immer wechselnden Aufgaben und mit einer heterogenen Schülerschaft zu arbeiten, da alle individuelle Fähigkeiten mitbringen. Wichtig ist auch, die Begeisterung fürs Lernen zu erhalten. Dieser natürliche Drang, den Kinder haben, lässt in der Pubertät nach. Eine andere, durchaus positive Herausforderung ist die Integrationsklasse, die ich zusammen mit anderen Kollegen betreue. Im Klassenverband haben Kinder dort zum Beispiel Deutsch-Förderunterricht. Aktuell sind das 17 Kinder aus den Klassen 5 bis 10, vor allem Ukrainer.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Schule?
Projekt orientiertes Arbeiten sollte noch stärker in den Fokus rücken. Dabei können die Schüler selbst aktiv und kreativ sein. Das fördert nicht nur die Selbstständigkeit, sondern ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen auch, eigene Interessen zu fördern. Mehr Personal wäre auch wichtig. Nicht unbedingt nur Lehrer, sondern auch sogenannte MPT-Kräfte (multiprofessionelles Team), die als Doppelbesetzung die Lehrkräfte in den Klassen unterstützen. Das können Pädagogen, Psychologen usw. sein. Sie kümmern sich dann um Förderbedarfe, da sie ganz andere Möglichkeiten haben, allen voran Zeit.
Was sollten Eltern bedenken, wenn sie eine Schule für ihr Kind wählen?
Der Druck in unserer Leistungsgesellschaft ist groß. Eltern sollten sich ihr Kind genau angucken und je nach Fähigkeiten die passende Schule aussuchen. Ich finde es wichtig, dass man Kinder nicht überfordert. Sie brauchen Erfolgserlebnisse und sollten die Schule später in guter Erinnerung behalten. Mit einem guten Realschulabschluss stehen einem alle Türen offen.
>>> Eine besondere Aktion der Realschule:
Die Städtische Realschule in Meschede ist stolz darauf, dass ihre Schüler so zahlreich an der Aktion „Weihnachtspäckchen Konvoi - Kinder helfen Kindern“ teilgenommen haben. 131 liebevoll verpackte Weihnachtspäckchen sind so für bedürftige Kinder in Osteuropa zusammengekommen. „Ich war total begeistert von der großen Hilfsbereitschaft“, sagt Karoline Brauer.