Meschede. Die EZB hat ihre Zinsen angehoben, Direktbanken bieten schon 1,5 Prozent fürs Tagesgeld. Wir haben bei den heimischen Banken nachgefragt.

Sollzinsen kennen im Moment nur eine Richtung - nach oben. Doch Sparanlagen, egal ob Tagesgeld oder Sparbriefe, werfen immer noch wenig Gewinn ab. Wir haben uns bei den heimischen Banken, die für Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg zuständig sind und Filialen in den Orten unterhalten, nach den aktuellen Zinsentwicklungen erkundigt.

Zinserhöhung der EZB

Was alle Kreditinstitute betonen: Gewissheit gibt es wenig. „Zurzeit gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen in 2023 durch die Europäische Zentralbank (EZB) weiter angehoben und somit auch die Guthabenzinsen weiter steigen werden. In welcher Höhe lässt sich angesichts der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen aktuell nicht seriös beantworten“, schreibt zum Beispiel Simone Rohde, Pressesprecherin der Sparkasse Mitten im Sauerland und damit auch zuständig für die Kommunen Meschede, Schmallenberg und Eslohe.

Frank Segref, Pressesprecher Volksbank Sauerland
Frank Segref, Pressesprecher Volksbank Sauerland © Unbekannt | Frank Luenstroth, Bruchsal, Germany Volksbank Sauerland

Die EZB hatte innerhalb weniger Monate die Zinsen vier Mal angehoben - zuletzt im Dezember auf 2,5 Prozent. „Sie reagierte damit auf die stark angestiegene Inflation“, erklärt Daniel Danch, Pressesprecher der Sparkasse Hochsauerland, zu deren Geschäftsgebiet Bestwig gehört. „Da davon auszugehen ist, dass die Inflation auch in diesem Jahr sich auf einem hohem Niveau befinden wird, gehen wir von weiteren Leitzinserhöhungen aus.“

Sparbriefe und Wertpapiere

Demnach müssten auch die Guthabenzinsen steigen. Wann sie das auch hier in der Region tun, ist noch nicht klar. „Es gibt bereits einige Anfragen von Kundinnen und Kunden zu besser verzinslichen Verträgen“, weiß Simone Rohde. „So werden bei uns aktuell wieder Sparkassenbriefe mit längeren Laufzeiten und Zinssätzen bis zu 2,05 Prozent nachgefragt.“

Frank Segref, Pressesprecher der Volksbank Sauerland, empfiehlt beispielhaft die Anlage in Investmentfonds. Ab 25 Euro monatlich könne man darüber sein Risiko streuen und an den Entwicklungen der Börse und damit verbundenen Renditechancen teilhaben. „Die Nachfrage nach 5- oder 10-jährigen Geldanlagen gibt es derzeit nicht und wir empfehlen sie auch nicht!“

2,05 Prozent gibt es bei der Sparkasse Mitten im Sauerland für eine zehnjährige Anlage, die Commerzbank zahlt dafür 1,8 Prozent. Bei einer Inflation von rund acht Prozent ist das unattraktiv, zumal die Zinsen perspektivisch nach oben gehen und das Geld dann zehn Jahre festliegt.

Kurzfristige Anlagen

An kurzfristigen Anlagen erhält man bei der Commerzbank 1,3 Prozent für 1000 Euro Mindestanlage. Bei der Sparkasse Hochsauerland muss man mindestens 2500 Euro für zwei Jahre festlegen, um dann 1 Prozent zu erhalten, bei der Sparkasse Mitten im Sauerland beträgt die Mindestanlagedauer drei Jahre und man erhält dann 1,7 Prozent pro Jahr. Bei der Volksbank Sauerland kann man Geld auch nur für drei Monate festlegen und erhält dann bei einer Mindestsumme von 10.000 Euro 0,4 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von 3 Jahren 1,3 Prozent. Ab 100.000 Euro Anlagebetrag erhöht sich der Zinssatz auf 0,6 Prozent bzw. 1,85 Prozent.

Simone Rohde, Pressesprecherin der Volksbank Sauerland.
Simone Rohde, Pressesprecherin der Volksbank Sauerland. © Privat | Unbekannt

Alle Banken empfehlen das persönliche Beratungsgespräch, um herauszufinden, welche Anlageform überhaupt passt. Eine Rolle spielt dann auch, wie risikofreudig der Anleger ist und in welcher Lebensphase er sich gerade befindet. „Um mit seinen Anlagen höhere Renditen zu erwirtschaften, sind neben den verzinslichen Anlagen auch Wertpapiere wie Aktien oder Fonds ein wichtiger Bestandteil einer strukturierten Vermögensanlage“, schreibt Daniel Danch.

Tagesgeld

Aber manchmal will man Geld, beispielsweise als Risikorücklage, auch einfach nur kurzfristig parken, um über sie im Notfall schnell verfügen zu können. Dafür bietet sich im Normalfall das Tagesgeld an. Nicht in diesen Zeiten. Bei den Sparkassen, der Volksbank Sauerland und der Commerzbank erhält man da weiter null Prozent Zinsen. Nur Kunden der Commerzbank-Direktbank „comdirect“, die auf Filialen verzichtet, erhalten dafür 0,3 Prozent im Jahr.

Dispozinsen

Dispozinsen, also die Zinsen, die man bei der Überziehung seines Girokontos zahlt, liegen aktuell in der Region zwischen 9,25 bei der Sparkasse Mitten im Sauerland und 11,70 Prozent bei der Commerzbank, die Commerzbank unterscheidet nach Premium Neu- und Bestandskunden: Premium-Neukunden zahlen 9,70 Prozent und „weitere Privatkunden“ 11,70 Prozent. „Selbstverständlich sind Dispokredit-Zinsen teurer als der Zins für beispielsweise eine Baufinanzierung“, betont Frank Segref. „Wir empfehlen bei größeren Anschaffungen das Gespräch mit unseren Beratern vor Ort, um die individuell bestmögliche Kreditvariante zu wählen.“

Rolle der Zinsspanne für die Banken

Für viele scheint unverständlich, dass die Hypothekenzinsen sich in einem Jahr verdreifacht haben, die Dispozinsen bei rund 10 Prozent liegen und die Guthabenzinsen auf dem Girokonto oder dem Tagesgeld weiter bei null Prozent dümpeln.

Dazu schreibt die Pressesprecherin der Sparkasse: „Hypothekenzinsen setzen sich aus den Faktoren Leitzins, Festzins-Laufzeit, Sicherheiten und Bonität des Kunden zusammen.“ Sie hätten zudem lange Laufzeiten von 10 oder 15 Jahren, ergänzt Frank Segref. Guthaben auf dem Girokonto seien, so Rohde dagegen täglich verfügbar. Die Bank könne mit dem Geld folglich nicht arbeiten. „Da vergleicht man möglicherweise ,Äpfel mit Birnen.“

Die Pressesprecherin betont aber auch, wie wichtig die aktuelle Zinsentwicklung für die Banken ist, die sich ja auch über die Zinsspanne finanzieren. „Diese war in der Negativzinsphase der letzten Jahre stark unter Druck. Durch die steigenden Zinsen erwarten wir nun eine Entspannung.“ Das unterstreicht auch auch Frank Segref: „Durch die geringe Zinsspanne standen Banken in der Null- und Negativzinsphase unter Handlungszwang.“ Allerdings seien dadurch auch neue Geschäftsfelder entstanden, um Erträge zu sichern: Der Geschäftsbereich „Bauen-Wohnen-Leben“ zähle genauso dazu wie die Investition durch neue Bauprojekte in der Region.

>>>Lesen Sie auch: Von der Wurmkur bis zum Konzept: Was Schulhunde im HSK brauchen<<<

Zinssätze zum 4.1.

Commerzbank-Filiale

Tagesgeld: 0,0 Prozent

Festgeld: Mindestanlage 1000 Euro für zehn Jahre 1,8 Prozent, für fünf Jahre 1,5 Prozent, für ein Jahr 1,2 Prozent

Dispo: 9,7 bis 11,7 Prozent

Baufinanzierung: 100.000 Euro über zehn Jahre: 4,06 Prozent effektiv

Volksbank Sauerland

Tagesgeld: 0,0 Prozent

Festgeld: Mindestanlage 10.000 Euro mit einer Laufzeit von 90 Tagen 0,4 Prozent Zinsen, bei einer Laufzeit von drei Jahren 1,30 Prozent. Längerfristige Anlagen zur Zeit nicht im Programm

Dispo: 11,38 Prozent

Baufinanzierung: Bei 150.000 Euro derzeit rund 4 Prozent

Sparkasse Mitten im Sauerland

Tagesgeld S-Geldmarktkonto, 0,00 Prozent

Sparkassenbrief: Mindestanlage 3000 Euro, für zehn Jahre 2,05 Prozent, für fünf Jahre 1,8 Prozent, kürzeste Anlagezeitraum drei Jahre: 1,7 Prozent

Dispo: 9,25 Prozent

Baufinanzierung: rund 4 Prozent

Sparkasse Hochsauerland

Tagesgeld S-Cash Online, 0,00 Prozent

Sparkassenbrief: Mindestanlage 2500 Euro, für zehn Jahre 2,5 Prozent, für fünf Jahre 1,7 Prozent, kürzester Anlagezeitraum zwei Jahre: 1 Prozent

Dispo: 10,95 Prozent

Baufinanzierung: individuell festgelegt