Schmallenberg. Holz, Photovoltaik, das Nutzen von Abwärme und Solarthermie - wie Schmallenberger Hotels Strom und Gas sparen und regenerative Energien einsetzen.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die darauffolgende Energiekrise haben uns gezeigt, wie abhängig Deutschland von russischem Gas ist. Für viele scheint es zu diesem Problem jedoch schon eine Lösung zu geben: der Umstieg auf regenerative Energien. In Schmallenberg zeigen bereits einige Hotels, wie es geht. Zwei Hotel-Chefs und ein Haustechniker berichten, was sie durch die regenerativen Energien und durch geschickte Nutzung von Abwärme einsparen.

Das Wellness Hotel Deimann in Winkhausen nutzt auch die Abwärme der Kühlhäuser.
Das Wellness Hotel Deimann in Winkhausen nutzt auch die Abwärme der Kühlhäuser. © WP | Leandra Stampoulis

Das Romantik- und Wellnesshotel Deimann

Das Romantik- und Wellnesshotel Deimann setzt auf ein Blockheizkraftwerk, um Wärme und Strom zu erzeugen. Der Strom entsteht durch das Verfeuern von Erdgas. Gleichzeitig entsteht so auch die Wärme, die direkt im Haus und in den Schwimmbädern eingesetzt werden kann. „Zusätzlich nutzen wir auch die Abwärme der Kühlmaschinen im Haus, um im Schwimmbad die Wassertemperatur ganzjährig auf 30 beziehungsweise 36 Grad halten zu können“, erklärt Haustechniker Thorsten Lingemann. Über einen Wärmetauscher werde die Wärme eingespeichert. In Zukunft wolle das Hotel Deimann aber noch unabhängiger von Strom und Gas werden: „Für unseren Neubau auf der Sorper Straße ist eine Photovoltaikanlage geplant.“ Um das Blockheizkraftwerk zu betreiben, sei man bisher nämlich noch auf externes Gas angewiesen: „Wenn kein Gas da ist, läuft hier nichts“, schließt Thorsten Lingemann.

Hier sieht man die Solaranlage auf dem Dach des Schäferhofs in Jagdhaus.
Hier sieht man die Solaranlage auf dem Dach des Schäferhofs in Jagdhaus. © Privat

Schäferhof in Jagdhaus

Der Schäferhof in Jagdhaus ist da schon weiter. Das liegt unter anderem daran, dass es im Ort überhaupt keinen Gasanschluss gibt. Seit 2008 wird das Hotel über eine 60 Quadratmeter große Solarfläche und einen 5000 Liter großen thermischen Speicher erhitzt. Dabei gibt es nur leider ein Problem: „Im Winter reicht die Sonneneinstrahlung nicht aus, um unser ganzes Haus aufzuheizen“, erklärt Hotelbetreiber Rudolf Grobbel. Im Jahr 2009 hat sich das Hotel daher einen Holzvergaserkessel angeschafft. Diese erwärmte im Winter den Speicher und war dabei CO2-neutral. Aber auch hier gab es ein Problem: „Das Ganze war mit ziemlich viel Handarbeit verbunden. Außerdem musste immer jemand am Ofen stehen, um das Holz hineinzulegen“, so Rudolf Grobbel.

Im letzten Herbst ist der Schäferhof daher auf eine Hackschnitzelheizung umgestiegen. Diese ist nicht nur vollautomatisch, sondern auch noch vollkommen nachhaltig: „Durch die Hackschnitzelheizung sparen wir einiges an Arbeit“. Laut dem Hotelbetreiber werden durch die Nutzung von regenerativen Energien rund 10.000 Euro übers Jahr eingespart: „Das hängt jedoch immer davon ab, wie der Holzpreis im Vergleich zum Ölpreis liegt.“ In Zukunft will das Hotel seine regenerativen Energien weiter ausbauen: „Für nächstes Jahr ist eine neue Solaranlage geplant, um unser Hotel eigenständig mit Strom zu versorgen.“

Hardthof Sauerland

Marco Heßmann leitet den Hardthof-Sauerland und ist stolz einen großen Teil der Wärme und des Stroms für den Betrieb selbst erzeugen zu können.
Marco Heßmann leitet den Hardthof-Sauerland und ist stolz einen großen Teil der Wärme und des Stroms für den Betrieb selbst erzeugen zu können. © Privat

Der Hardthof-Sauerland nutzt drei verschiedene Methoden, um unabhängiger von Strom und Gas zu sein. Schon seit 1980 wird das Gebäude mit einer Hackschnitzelheizung erwärmt. Außerdem besitzt der Ferienhof seit 2004 eine Solarthermieanlage für die Erhitzung des Trinkwassers und zur Heizungsunterstützung. Im Jahr 2009 kam dann noch die erste PV-Anlage zur Stromerzeugung und für den Eigenverbrauch hinzu, 2017 folgte der eigene Stromspeicher. Der Grund für den Umstieg auf die Hackschnitzelheizung war simpel: „Für den Ausbau der Ferienwohnungen brauchten wir eine neue Heizungsanlage. Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon eine Stückholzheizung. Diese konnten wir damals mit einer der ersten Hackschnitzelheizungen mit Tagesbehältern erweitern“, erklärt Marco Heßmann.

„Heute produzieren wir mehr Strom. als wir eigentlich verbrauchen. Dadurch können wir tagsüber unsere zwei E-Autos und den E-Hoflader für die Landwirtschaft laden“, so Heßmann. Der Ferienhofbetreiber ist stolz darauf zu einem großen Teil unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein: „Auch im Urlaub ist das Thema Nachhaltigkeit für viele Gäste ein Thema.“

Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich der Umstieg auf die regenerativen Energien für den Hardthof-Sauerland: „Wenn wir anstelle von Holz mit Heizöl heizen müssten, läge der Verbrauch bei rund 20.000 Litern. Bei den heutigen Preisen ist das eine Ersparnis von rund 15. bis 20.000 Euro im Jahr“, rechnet Marco Heßmann vor und fügt noch hinzu: „Beim Strom-Eigenverbrauch müssen wir die Investition gegenrechnen. Trotzdem können wir auch hier bei den steigenden Strompreisen einiges einsparen.“ Was dem Ferienhof jedoch besonders wichtig ist: „Vor allem sparen wir jede Menge CO2-Emissionen.“

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Infobox:

Laut Umweltbundesamt wurde in der ersten Hälfte von 2022 deutlich mehr Strom in Deutschland aus Wind und Sonne erzeugt als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Dank der wärmeren Witterung konnten in der ersten Jahreshälfte bereits 14 Prozent mehr erneuerbare Energien genutzt werden.

Nach ersten Schätzungen der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik wird der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im Jahr 2022 voraussichtlich deutlich von 41 Prozent im Jahr 2021 auf rund 46 Prozent steigen. Ein Grund ist auch, dass der Gesamt-Strombedarf im Jahr 2022 leicht rückläufig war.