Schmallenberg. Nino Pinheiro ist berühmt im Internet. Der Schmallenberger erzählt im Interview auf welche Stars er getroffen ist und wofür er Spenden sammelt.
Nino Pinheiro wohnt in Schmallenberg, er ist 37 Jahre alt und arbeitet als Erzieher bei St. Georg. Wenn er aber den Computer hochfährt, ist er Ginocampino85. Unter diesem Namen kennen ihn rund 70.000 Follower auf der Streaming-Plattform Twitch. Was das genau ist und wie er seine Reichweite für den guten Zweck nutzen will, hat er in einem Interview deutlich gemacht.
Was genau ist Twitch?
Nino Pinheiro: Ich würde sagen, dass Twitch das Fernsehen der Neuzeit ist. Dort können sich Zuschauer Kanäle, die sie interessieren, selbst aussuchen und im besten Fall favorisieren. Auf Twitch spielen viele Nutzer Computerspiele oder reagieren auf andere Videos, verbreiten ihre Meinungen. Die User können sich ihr Programm selbst aussuchen. Während man streamt, kann man dann ganz einfach in einem Chat auf die Zuschauer reagieren und mit ihnen interagieren, das macht es so persönlich und besonders.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, selbst einen Kanal zu eröffnen?
Ein Freund hat mir davon erzählt und ich habe immer schon gern Computerspiele gespielt. Vor allem Rollenspiele, bei denen man auch mit anderen Usern in einer virtuellen Welt sprechen kann. Ich kann sehr gut den Comedian Tedros Teclebrhan sprachlich imitieren. Dadurch bin ich im Internet bei den Live-Streams aufgefallen, weil alle erst einmal dachten, dass ich der Echte sei. Das war im August letzten Jahres.
Gab es dadurch irgendwelche Probleme?
Zuerst lief alles super. Ich wurde von großen Größen in der Branche, dazu zählt zum Beispiel „Knossi“, kontaktiert. Habe dadurch auch meine große Reichweite erzielt. Dann nahm ein Anwalt Kontakt zu mir auf und bat mich, nicht mehr die Stimme des Comedians nachzuahmen. Da war ich natürlich erst einmal sehr eingeschüchtert und wir haben online ein Event veranstaltet, wo wir uns von meinem virtuellen Charakter verabschiedet haben. Das war das größte Roleplay-Event im deutschsprachigen Raum, das es auf Twitch gegeben hat. Man muss sich mal vorstellen, dass mir 36.000 Leute zugeschaut haben. Das ist wirklich verrückt.
Wie ging es dann weiter mit der Streaming-Karriere?
Der Comedian bekam unter seinen Fotos auf den Social Media-Plattformen viele negative Kommentare. Die Zuschauer fanden es unfair, dass ich seine Stimme nicht weiter nachmachen durfte. So kam es, dass Tedros Teclebrhan persönlich Kontakt zu mir aufgenommen hat und nach Schmallenberg kam, um mich zu besuchen. Wir drehten dann ein Video für YouTube, in dem er seinen Standpunkt erklärte. Ich habe mich aber auch schlau gemacht und bei einem Anwalt nachgefragt, so lange ich einen anderen Namen verwende, darf ich auch die Stimme nachmachen, die ist urheberrechtlich nicht geschützt.
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Wie viele Stunden verbringen Sie vor dem Computer?
Das können in der Woche schon drei bis vier Stunden an einem Abend werden. Es kommt aber auch immer darauf an, wie viele Leute mir zugucken. Auf Twitch muss man aber immer aktiv bleiben und darf nie aufhören zu liefern. Das bringt auch viel Druck mit sich.
Sind 72.000 Follower auf dieser Plattform viele Zuschauer im Vergleich zu anderen Plattformen wie YouTube oder Instagram?
Das würde ich schon sagen. Häufig schauen mir noch Leute zu, die mir dann aber nicht folgen. Ein Abonnement kostet einmalig um die drei Euro. Dann bekomme ich noch etwas Geld durch Werbung. Außerdem können mir Zuschauer Geld spenden. Das geht sehr schnell und einfach über Spenden-Links.
Und in der Vergangenheit haben Sie diese Möglichkeiten schon ein paar Mal genutzt, um Menschen zu helfen?
Das ist richtig. Mir ist es wichtig, Menschen zum Lachen zu bringen und zu helfen. Man kann schon ein bisschen Geld im Internet verdienen, ich möchte damit Gutes tun. So habe ich zum Beispiel mit einem anderen bekannten Streamer Spenden gesammelt für ein Mädchen, das einen elektrischen Rollstuhl brauchte. Außerdem habe ich schon durch Spenden einen Trinkwasserbrunnen in Afrika bauen können. Das macht mich glücklich. Als nächstes will ich Geld für das Tierheim in Meschede sammeln.
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Wie sind Sie auf das Tierheim in Meschede gekommen?
Ich habe jetzt zwei Mal Menschen geholfen und jetzt sind mal Tiere dran. Außerdem muss ich nicht weit in die Ferne schauen, um anderen zu helfen. Hier gibt es auch Möglichkeiten und die will ich nutzen. In den Großstädten gibt es viele Social-Media-Stars oder Gamer, die dort wohnen.
Haben Sie auch schon überlegt, wegzuziehen?
Nein, ich mag mein Zuhause und vor allem auch meinen Job. Bei Twitch ist es so, dass man mit einer falschen Aussage auch weg vom Fenster sein kann. Dann ist es gut, wenn man noch ein geregeltes Einkommen hat.