Grafschaft. In Grafschaft gibt es den Beerenwein zu kaufen. Dahinter verbirgt sich eine lange Tradition. Bruno Beste erzählt über den besonderen Wein.

In Grafschaft steht ein besonderer Wein zum Verkauf: es ist der „Grafschafter Beerenwein“ mit seiner langen Traditionsgeschichte. Dort im „Haus des Gastes“ finden sich verschiedene Sorten, wie Holunder, Heidelbeere, Kirsch, Erdbeere, Johannisbeere sowie Stachelbeere. Auch neue Sorten, wie der Schlehe- oder Quittenwein, sind im Sortiment. Doch nicht nur den Geschmack ist besonders, sondern vor allem die Geschichte dahinter.

Die Erzählungen und Erinnerungen möchte der Verkehrsverein Grafschaft/Schanze mit dem heutigen Wein am Leben erhalten und führt die Tradition weiter.„Die Besonderheit des ‚Grafschafter Beerenweins‘ liegt in seiner langen Tradition“, erzählt Bruno Beste, erster Vorsitzender des Vereins. Die Ursprünge des aller ersten Weinanbaus führen sogar in das Jahr 1072 zurück, zur Gründung des Klosters. In den Kellern des Klosters produzierten mit den Jahren verschiedene Pächter und Eigentümer alkoholische Getränke, wie auch Bier und Brandwein.

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Die erste Überlieferung zum eigentlichen Beerenwein geht auf das Jahr 1908 zurück, als Pächter Franz Kenter ihn herstellte. Darauffolgend übernahm Familie Mergelsberg den Besitz. Im zweiten Weltkrieg war der Ausschank dann eingeschränkt, doch der Klosterkeller erlebte Ende der 40er Jahre großen Zuspruch. „Er war eine riesige Attraktion“, sagt Beste, „Grafschafter sammelten heimische Früchte wie Brombeeren und Heidelbeeren im Wald, um sie zu Wein zu verarbeiteten.“ Als 1948 die Ordensschwestern nach Grafschaft kamen, zog der Weinkeller an die Straße zu Schanze um.

Weinkeller in Grafschaft war beliebt

Dort, an seinem neuen Standort, erwachte der Grafschafter Weinkeller ab dem Jahr 1951 erst richtig zum Leben. Das Grundstück mit 3377 Quadratmetern Fläche bot im Keller Platz für über 500 Menschen. „Damals entstand ein riesiger Boom“, erzählt Beste, der das selbst noch einige Zeit miterleben durfte. „In den 60er- und 70er-Jahren kamen zahlreiche Touristen von überall mit Bussen angereist, um Beerenwein zu trinken und zu feiern. Jedes Wochenende und an Feiertagen war viel los im Ort“, denkt er zurück. „Selbst mittags gingen die Leute betrunken hinaus“, lacht Beste. Doch nachdem verschiedene Besitzer wechselten, verfiel der Keller im Jahre 1992 und die Stadt ließ ihn abreißen.

Ob Holunder, Johannisbeere, Brombeere, Erdbeere oder Stachelbeere-, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Ob Holunder, Johannisbeere, Brombeere, Erdbeere oder Stachelbeere-, für jeden Geschmack ist etwas dabei. © WP | Nina Kownacki

„Nur die Erinnerungen sind geblieben“, so Beste. Heute steht eine alte Weinpresse im Touristikbüro, um an diese Zeit zu erinnern. Dennoch lebt der Wein heute weiter. Das Rezept sei das gleiche geblieben. Der Verkehrsverein hat sich den Namen „Grafschafter Beerenwein“ schützen lassen. „Dieses Produkt gibt es nur einmal und ist nur bei uns im Informationszentrum erhältlich,“ sagt Beste stolz. Doch auch in der Grafschafter Gastronomie und an besonderen Festen ließe er sich noch probieren. Circa 1000-1200 Liter werden dazu in Mainz abgefüllt und produziert. Bruno Bestes Tipp zum Winter: „Beerenwein lässt sich hervorragend erhitzen und kann warm, als Glühwein oder Punsch, getrunken werden.“

Informationen zur Vorgeschichte

Die Ursprünge der Weingeschichte führen bereits in das in das Jahr 1072 zurück, als der Kölner Erzbischof Anno II. zwei Weinberge an das Kloster Grafschaft bei seiner Gründung übergab. Die heutigen Aufzeichnungen übermitteln den Tausch an Gütern und Besitztümern bis 1558. Danach gibt es keine detaillierten Aufzeichnungen mehr darüber, was mit den Weinbergen geschehen ist. Als sich das Benediktinerabtei 1804 auflöste, hat die Familie Fürstenberg im Keller des Klosters ab 1827 eine Bier- und Brandweinbrauerei betrieben. Es folgten zahlreiche Pächter, bis Franz Kenter den ersten Beerenwein ab 1908 herstellte.