Meschede. Beschäftigte von Martinrea-Honsel, Busch und Tital sind im Warnstreik. In Meschede stellten sie Forderungen bei einer Kundgebung der IG Metall.
Die Betriebsräte der größten Betriebe in der Region sind sicher: Die Streikbereitschaft ist groß. 2500 Beschäftigte bei Martinrea-Honsel in Meschede, M. Busch in Wehrstapel und Bestwig, Howmet Aerospace (Tital) in Bestwig und beim Formenbau von Martinrea-Honsel in Nuttlar sind von der IG Metall am Mittwoch zum Warnstreik aufgerufen worden.
400 kamen zur Kundgebung in die St.-Georgs-Schützenhalle in Meschede. Sie machten auch deutlich: Sie sind diesmal auch bereit, weiterzugehen - zu 24-Stunden-Streiks und unbefristeten Streiks.
Die Forderungen liegen weit auseinander
8 Prozent mehr Geld fordert die Gewerkschaft in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie:
Das wären etwa 260 Euro brutto im Monat mehr für einen Facharbeiter (und würden umgerechnet Erhöhungen etwa für Überstunden oder beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld mit sich ziehen). Wichtig: Die 8 Prozent sollen „tabellenwirksam“ sein, also eine dauerhafte Erhöhung. Die Arbeitgeber bieten dagegen bislang einmalig 3000 Euro netto, bei 30 Monaten Laufzeit. Und sie möchten Urlaubs- und Weihnachtsgeld künftig nur erfolgsabhängig bezahlen.
Carmen Schwarz, Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Arnsberg, nannte das Angebot drastisch: „Wir wollen nicht verarscht werden von den Kapitalisten!“ Sie bekam dafür viel Beifall in der Schützenhalle.
Reaktionen aus den Betrieben
René Jaworek, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Busch, nannte es eine „Riesensauerei“, dass die Arbeitgeber von den Arbeitnehmern in der jetzigen Zeit Zurückhaltung forderten: „Nicht mit uns“, sagt er - schon vier Jahre lang habe man zuletzt Zurückhaltung gezeigt. Bernd Heimes aus der Streikleitung bei Martinrea-Honsel sagt: „Wir alle haben mit der Inflation zu kämpfen. Da muss was kommen von den Arbeitgebern.“ Christian Grothe, Betriebsratsvorsitzender beim Formenbau von Martinrea-Honsel in Nuttlar, verlangt „ein echtes Zeichen der Arbeitgeber“.
Das „Mimimi der Arbeitgeber“
Dr. Patrick Loos von der Bezirksleitung der IG Metall in Düsseldorf spricht von einem „berufsmäßigen Pessimismus“ und dem „Mimimi der Arbeitgeber“, die immer klagten.
Tatsächlich aber, meint er: „Die Wirtschaft steht 2023 nicht vor dem Abgrund“ - aber es drohe eine Rezession, weil Kaufkraft wegbreche. Also: „Wachstum braucht Kaufkraft. Gute Löhne stützen die Konjunktur.“ Umfragen hätten in den Betrieben gezeigt, dass diese gut durch die Corona-Zeit gekommen seien. Höhere Preise könnten sie weitergeben - aber der Arbeitnehmer könne das nicht: „Versucht mal, an der Supermarkt-Kasse zu verhandeln!“
Den 3000 Euro mit der langen Laufzeit, die angeboten würden, stellte Loos 3500 Euro gegenüber, die eine vierköpfige Familie im Jahr mehr zu bezahlen habe. „Die Inflation frisst in die Substanz hinein“, sagt Loos: Gerade Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit niedrigen und mittleren Einkommen hätten aber keine Reserven, auf die sie zurückgreifen könnten - „da sind kaum Spielräume und Polster“.
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Hintergrund
Wie entwickeln sich die Mitgliedzahlen der IG Metall? „Wir sind schon immer gut organisiert. Bei uns ist es normal, dass die Werksleitung mit neuen Mitarbeitern im Betriebsratsbüro vorbeikommt und wir sprechen mit dann meistens sofort über den Eintritt in die Gewerkschaft“, erklärt René Jaworek, stellv. Betriebsratsvorsitzender bei M. Busch. „Bei uns sind 85 Prozent in der Gewerkschaft, bei Howmet Aerospace (Tital) sind es 70 Prozent und bei Martinrea-Honsel durch den Zukunftstarifvertrag mittlerweile auch 85 Prozent.“
Die Warnstreiks sollten vier Stunden dauern. Die Frühschicht sollte die Arbeit von 10 bis 14 Uhr niederlegen, die Verwaltung von 11 bis 15 Uhr und die Spätschicht von 14 bis 18 Uhr. Es wurden Busse eingesetzt und die Gewerkschaft klärte in einem Aushang auf, dass die Beschäftigten nicht abstempeln müssen, wenn sie teilnehmen möchten. Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass Leiharbeiter nicht dafür eingesetzt werden dürften, die Arbeit der Streikenden zu übernehmen.