Velmede. Wenn die Gemeinde Bestwig Straßensanierungen plant, kommen Unternehmen wie das von Friedel Tilmann ins Spiel. Dann wird kalkuliert und gerechnet.
Friedel Tillmann kennt sich aus. Schließlich ist er mit seinem Bauunternehmen schon seit mehr als 30 Jahren im Geschäft: „Die letzte Schicht einer Straße ist so etwas wie die Visitenkarte der Firma“, weiß er. Und von diesen „Visitenkarten“ finden sich in der Gemeinde Bestwig inzwischen eine ganze Menge.
Wenn die Gemeinde in ihrem Haushalt hohe Summen einplant, um Straßen auszubauen oder zu sanieren, freut das keineswegs nur Autofahrer und manch einen Anwohner. Auch bei den heimischen Bauunternehmen stößt die bereitgestellte Summe Jahr für Jahr auf großes Interesse. So auch bei dem familiengeführten mittelständischen Unternehmen von Friedel Tillmann.
Hinter jedem Straßenausbau steckt eine dicke Akte
Selbstverständlich ist ein Auftrag aber keineswegs. Denn vor der Vergabe eines jeden Auftrags durch die Gemeinde steht ein aufwendiges Ausschreibungsverfahren, auf das sich die Bauunternehmen bewerben müssen. Wer das beste Angebot macht, bekommt schließlich den Zuschlag. Bedeutet: Lange bevor überhaupt die erste Maschine auf der Baustelle anrückt, werden in den Büros von Friedel Tillmann Berge von Papier und jede Menge Bürokratie bewältigt.
Kalkulieren und rechnen
Und es wird kalkuliert und gerechnet. Schließlich muss sich der Auftrag auch bei einem günstigen Ausschreibungsergebnis für das Unternehmen lohnen. „Dabei ist der Aufwand im Vorfeld fast immer der gleiche - ganz egal wie groß das Projekt am Ende ist“, sagt Friedel Tillmanns Tochter Elena, die im Unternehmen für die Bauleitung verantwortlich ist. Und sie weiß: „Ein einziger Formfehler reicht aus und du bist raus.“ Rechte, Pflichten, Richtlinien, Verordnungen, Formblätter, Planunterlagen. Hinter jedem Straßenausbau der Gemeinde steckt eine dicke Akte.
Der Ausbau der Nordstraße in Nuttlar und verschiedene Straßensanierungen im Gemeindegebiet Bestwig gehören zu den letzten Projekte des Bauunternehmens, die es im Auftrag der Gemeinde Bestwig ausgeführt hat. Für den Ausbau der Straße „Zum Knüll“ in Berlar, der erst jüngst Thema im Gemeinderat war, hat sich das Unternehmen beworben - und am Ende auch den Zuschlag bekommen.
Aber was macht eine Straße eigentlich kaputt? „In erster Linie die Jahreszeiten und Temperaturschwankungen“, sagt Friedel Tillmann. Durch Temperaturschwankungen können sich Risse im Asphalt bilden, in die schließlich Wasser in den Straßenkörper eindringt, das dort weitere Schäden anrichtet. Und selbstverständlich spiele immer auch die Belastung eine Rolle. Zwar gebe es verschiedene Belastungsklassen, weil etwa eine Autobahn schließlich ganz andere Anforderungen erfüllen müsse als die Nebenstraße in einem Wohngebiet. Grundsätzlich aber bedeute ein hohes Verkehrsaufkommen immer auch einen hohen Verschleiß. „So einfach ist das“, sagt Tillmann und lacht.
Materialien bestellen, Umleitungen einrichten, Sperrungen beantragen, Anlieger informieren. Auch all das gehört mit zu den Aufgaben seines Bauunternehmens. „Und am Ende kommt es darauf an, dass Maschinen, Menschen und Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind“, sagt Elena Tillmann. Denn Umleitungen und Sperrungen sollen eben nicht länger dauern als nötig. „Die große Unbekannte ist bei sowas natürlich immer das Wetter“, ergänzt sie. „Manchmal kannst du planen und machen und am Ende macht dir das Wetter einen Strich durch die Rechnung, ohne dass du daran etwas ändern kannst“.
Böses Blut gibt es in der Gemeinde Bestwig deswegen selten. Natürlich sei nicht immer jeder Anwohner über eine Baustelle vor seiner Haustür erfreut - und schon gar nicht, wenn er sich möglicherweise auch noch durch KAG-Beiträge finanziell am Ausbau beteiligen müsse, weiß Elena Tillmann.
Das seien aber die Ausnahmen. In der Regel sei die Stimmung auf den Baustellen gut. Manchmal sogar so gut, dass die Mitarbeiter vor Ort zum Grillen eingeladen werden oder einfach mal so von netten Anwohnern eine Tasse Kaffee gebracht bekommen. „So ist das hier auf dem Land. Da ist die Welt wirklich noch in Ordnung“, sagt Friedel Tillmann.
Stolz, wenn’s nicht ruckelt
Es mache einen schon stolz über Straßen zu fahren, die das eigene Unternehmen saniert oder ausgebaut hat. Da sind sich Friedel Tillmann und Tochter Elena einig. „Besonders dann, wenn man im Auto den Übergang von der alten zur neuen Fahrbahn nicht bemerkt weil’s nicht ruckelt“, sagt Friedel Tillmann und lächelt. Und was denken die beiden Profis bei Straßen, auf denen man von einem Schlagloch zum nächsten juckelt? „Natürlich denkt man sich bei kaputten Straßen seinen Teil“, sagt Elena Tillmann. Aber man wisse schließlich auch, dass das Geld der Städte und Kommunen nicht unendlich sei. „Es geht eben nicht alles auf einmal.“
- Zu den Leistungen der Friedel Tillmann Straßen- und Wegebau GmbH zählen neben dem klassischen Straßen- und Tiefbau unter anderem der Industrie- und Agrarbau, Abbrucharbeiten, Gewässerrenaturierungen und der Waldwegebau.
- Die öffentlichen Aufträge für den Straßenbau machen im Unternehmen von Friedel Tillmann gerade einmal rund 20 Prozent aus. Die anderen 80 Prozent der Aufträge sind privat-gewerblicher Natur.
- Nach Lehre und Meisterprüfung zum Straßenbauermeister hat Friedel Tillmann sein Unternehmen im Jahr 1990 gemeinsam mit seiner Frau Birgit gegründet. Mit der helfenden Hand von Vater Friedel Tillmann Senior und Unterstützung durch Bruder Thomas Tillmann - beide ebenfalls Straßenbauermeister - begann man mit rund fünf Mitarbeitern und einer überschaubaren Zahl von Maschinen am damaligen Firmensitz im Mescheder Ortsteil Eversberg.
- Seit 2005 hat das Unternehmen mit seinem stetig wachsenden Leistungsangebot und einer zunehmenden Anzahl von Maschinen und Mitarbeitern seinen Sitz im Gewerbegebiet „Im Öhler“ in Velmede.
- Für die Übergabe an die nächste Generation stehen Friedel Tillmanns Töchter Jennifer und Elena bereit.