Frielinghausen. Chris Erves hat aus der alten Dorfschule in Frielinghausen ein wahres Schmuckkästchen gemacht - mit vielen Antiquitäten, Schätzen und Fundstücken.

Schon als kleines Kind war Christopher Erves Sammler. Bevor etwas weggeschmissen wurde, bekam es auf seinem elterlichen Hof in Lochtrop einen Platz in seinen Verkaufsregalen. Er sammelte alles, was ihm als Kind wertvoll erschien und unabkömmlich war. Aber nicht nur das ist besonders an Chris Erves. Der inzwischen 32-jährige Schreiner hat aus der Not heraus mit nur 22 Jahren ein Haus gekauft. „Weil ich auf dem Wohnungsmarkt nicht fündig wurde und unbedingt in Lochtrop oder Frielinghausen bleiben wollte, habe ich vor zehn Jahren die alte Dorfschule mitten in Frielinghausen erstanden“, berichtet Erves.

„Es hing mir am Herzen“

Das Haus sei damals zwangsversteigert worden und nicht im allerbesten Zustand gewesen. Aber er habe die Geschichte des Hauses gekannt. „Es hing mir am Herzen“, sagt der 32-Jährige. „Niemand wollte das Haus haben. Für grade mal 40.000 Euro habe ich den Zuschlag erhalten. Das Haus war für mich wertvoller als sein aktueller Zustand. Meine Oma und mein Vater sind hier zur Schule gegangen. Das Haus hat Geschichte für mich“, sagt er.

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Sein handwerkliches Geschick und seine Liebe für das Suchen besonderer Schätze machen sein Haus zu dem, was es heute ist: Einen Ort, der ihn widerspiegelt, in dem es viel zu entdecken gibt und den man so kein zweites Mal findet. Es riecht immer leicht nach Holzstaub und Lack. Er wohnt dort und renoviert Raum für Raum seit fast neun Jahren. Das gibt ihm Zeit, die Räume kennenzulernen und Visionen zu entwickeln. Für Freunde und Familie ist das besonders interessant. „Jedes Mal, wenn ich Besuch habe, gibt es mal mehr, mal weniger große Veränderungen zu sehen.

Küche und Esszimmer renoviert

Zuletzt habe ich meine Küche und mein Esszimmer renoviert. Ich liebe es, meine Freunde und meine Familie hier an meinem großen Tisch sitzen zu haben. Dann decke ich mein liebstes antikes Geschirr, poliere die Gläser, backe was Nettes und stelle den Sekt kalt. Das sind die besten Tage.“ Neben Möbeln hat Chris Erves noch ein besonderes Auge für Geschirr. Noch bevor er eine Tasse umdreht, weiß er schon, woher sie kommt und was sie wert ist.

Chris Erves auf dem Weg in die umgebaute Schule.
Chris Erves auf dem Weg in die umgebaute Schule. © Helena Lange

Seine Liebe für Antiquitäten und gut gearbeitete Möbel hat ihn sicherlich in seiner Berufswahl beeinflusst. Die Schreinerei im Ort tat ihr Übriges. Als Schreiner hat er ein gutes Gespür für die Qualität, die antike Möbel mit sich bringen, weiß aber eben so gut, wie er diese wieder behutsam aufbereiten kann. „Um ein altes Möbelstück originalgetreu zu bearbeiten, muss man auch wissen, wie damals gearbeitet wurde und aus welcher Epoche das Möbel stammt“, sagt er.

Dauerausstellung mit wechselndem Inventar

Seine Werkstatt im unteren Teil der alten Schule bietet Chris Erves den Platz zum Arbeiten und zur Lagerung. Alleine deshalb wäre rückblickend eine Wohnung schon der falsche Ort für ihn gewesen. Die übrigen Räume in der unteren Etage sind eine Dauerausstellung mit wechselndem Inventar.

Chris Erves ist ein Jäger. Man kann ihn anrufen, wenn ein Hausstand aufgelöst oder entrümpelt werden muss. Er kommt und sucht mit präzisem Auge Schätze. „Ich kann manchmal gar nicht genau sagen, wie ich die Dinge finde, die ich habe. Mit der Zeit des Sammelns weiß man einfach, was wertvoll oder selten ist. Es sind aber immer verschiedene Dinge, die es spannend macht. Mal die Epoche, aus der etwas stammt, mal der Designer und mal sind es nur Details in der Verarbeitung.“ Je länger man suche, umso besser werde das Gespür. Fehlgriffe gebe es trotzdem immer wieder. „Die dürfen dann aber weiterziehen“, gibt er zu und lacht.

Weihnachtlicher Antikmarkt

Auf Anfrage können Besucher immer in seine Ausstellung kommen. Oder man schickt ihn mit einem konkreten Suchauftrag los. Dann braucht es meist etwas Geduld, bis er etwas findet oder man hat Glück und entdeckt direkt etwas Passendes in der alten Schule.

Abgesehen davon kann man auch ein Mal im Jahr zur offenen Ausstellung reinschauen. Und die steht kurz bevor: Am kommenden Sonntag, 20. November, ab 11 Uhr öffnet Chris Erves wieder seine Türen und lädt zum weihnachtlichen Antikmarkt ein.

Stöbern ist bei Chris Erves ausdrücklich erwünscht.
Stöbern ist bei Chris Erves ausdrücklich erwünscht. © Helena Lange

Stöbern ist erwünscht und zu jedem seiner Teile gibt es eine Geschichte. „Einmal hielt der Schrotthändler vor meiner Tür. Ich hatte einiges loszuwerden. Während ich auflud, erblickte ich auf der Pritsche etwas Silber-Glänzendes. Kurzerhand tauschte ich meinen Schrott gegen den silbernen Eimer, von dem ich im ersten Moment dachte, dass er nur versilbert sei“, erinnert sich der 32-Jährige. Wie sich später herausstellte, bestand der Eimer aus einem Kilo echten Silber.

Eimer gegen Badewanne getauscht

„Den Eimer habe ich dann im Anschluss gegen meine neue Badewanne getauscht“, berichtet Chris Erves. Es ist also die Mischung aus Entdecken und Loslassen, die seinen Fundus zu etwas Besonderem macht. „Wenn mich jemand besucht und meine Küchenlampe toll findet, können wir darüber reden. Hier ist immer alles im Wandel und ich freue mich immer, wenn andere Menschen gut finde, was ich habe.“