Meschede. Banden fallen in die Wälder ein und schleppen kiloweise Pilze heraus. Das ist verboten. Der Stadtförster von Meschede über die Situation hier.
In der Pilzzeit hat der Mescheder Stadtförster Roland Wiese in den vergangenen Jahrzehnten schon so einiges erlebt. Regelmäßig werde der Wald von gewerblichen Suchtrupps aufgesucht, die die Pilze säckeweise aus dem Forst tragen, um sie dann zu verkaufen. Sprach er die Sammler an, bekam Wiese pampige und auch aggressive Antworten. In Erinnerung blieb ihm zum Beispiel ein Mann, der in seinem Rucksack gut fünf bis sechs Kilogramm Pilze aus dem Wald geschleppt hatte, und damit klar über der Menge lag, die für den Eigenbedarf geduldet wird.
Zwei Kilogramm pro Tag
„Ich habe eine große Familie“, hatte er in gebrochenem Deutsch geantwortet. Bei mehreren Personen würde er aber auch nicht diskutieren. Gesammelt werden dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz geringen Mengen für den persönlichen Bedarf. Hier werden allgemein zwei Kilogramm pro Tag und Sammler angenommen. Die professionellen Pilzsammler kommen meist in größeren Gruppen, so Wiese. Die Transporter mit den meist osteuropäischen Kennzeichen stehen dann auf den Parkplätzen an verkehrsgünstigen Waldeinfahrten. Beispielsweise auf dem Weg zum Fernsehturm oder in Richtung Hirschberg.
„Die sammeln dann zunächst einmal alle Pilze ein, im Bulli sitzt dann einer, der Ahnung hat und sortiert die Speisepilze aus, die sich gut verkaufen lassen“, erklärt er. Steinpilze, Pfifferlinge, Butterpilze. Alle anderen würden entsorgt. Diese Pilzhaufen habe er schon regelmäßig auf den Parkplätzen gesehen, in diesem Jahr jedoch noch nicht. Verkauft würden die Pilze auf dem Schwarzmarkt. Das Geschäft ist lukrativ. In der Metro liegt der Nettopreis für ein Kilo Steinpilze aus Rumänien aktuell bei knapp 20 Euro. Ein Kilogramm Steinpilze aus Deutschland kostet im Handel sogar 40 bis 50 Euro.
Biologischer Schaden
Das flächendeckende Absammeln verursache einen biologischen Schaden für Pflanzen und Tiere, machte auch der Waldbauernverband NRW kürzlich in einer Mitteilung deutlich. „Auch das Wild, das auf den Kahlflächen derzeit ohnehin schon wenig Schutz findet, wird aufgeschreckt“, erklärt der Mescheder Stadtförster Wiese. Die Bedingungen gegen Ende der Saison seien noch einmal gut. „Absolutes Pilzwetter: Erst feucht, dann sonnig. Wer jetzt losgeht, findet noch etwas“, sagt Wiese. Hallimasch zum Beispiel. „Pfifferlinge habe ich aber bisher noch gar nicht gesehen und nur zwei kleine Steinpilze am Wegesrand, die ich stehen gelassen habe“, sagt Wiese. Da Steinpilze gern unter Fichten wachsen, würde es weniger Flächen mit Steinpilze geben als früher. „Auf den großen Kahlflächen wachsen keine.“
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Auch der Waldbauernverband NRW, der 150.0000 Waldbesitzer in NRW vertritt, berichtete kürzlich von gewerblichen Pilzsammlern, die mit Stirnlampen,Trillerpfeifen und Funkgeräten ausgestattet seien, um sich gegenseitig zu warnen.
„Bei einzelnen Polizei-Aktionen wurden schon mal zentnerweise Steinpilze bei mehrköpfigen, gut organisierten Sammlergruppen sichergestellt“, hieß es in einer Mitteilung. Schwerpunkte liegen in der Eifel, aber auch Waldbauern aus Möhnesee schildern Probleme mit organisierten Sammelgruppen.
Der Waldbauernverband NRW fordert konzertierte Aktionen alle Ordnungskräfte von Polizei, Kommunen und Landesbetrieb, um die Pilzsammlertrupps aus dem Wald zu verbannen.
„Die Gesetzes- und Verordnungslage ist eindeutig. Wir brauchen zum Schutz unserer Wälder keine neuen Gesetze, sondern deren konsequente Durchsetzung“, fordert Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverband NRW.
„Die Förster können doch der gut organisierten Pilzsammeltruppen allein nicht Herr werden und der Ruf nach einer ständigen Polizeipräsenz im Wald ist rein theoretischer Natur.“