Schmallenberg. In diesem Jahr liegt der Schmallenberger Stadtbrand 200 Jahre zurück. Wir blicken auf das Ereignis und stellen das Programm für diesem Tag vor.

Es ist der 31. Oktober 1822. Wir haben circa 10 Uhr am Morgen, als ein gewisser Johannes Kevecordes mit einem Funken seiner Pfeife, der während des Dachdeckens mit Stroh herunter fiel, eine Katastrophe auslöste: den großen Stadtbrand von Schmallenberg.

„Der Brand breitete sich in der Folge des starken Südost-Winds in der gesamten Stadt aus“, so erläutert es Stadtarchivar Tjark Keske. Aus dem kleinen Funken wurde ein großer Brand, der 132 der 151 Häuser in Schmallenberg abbrennen ließ. Bereits einen Tag nach dem Ereignis kam der Landrat Pilgrim aus Meschede in die Stadt, um die Hilfeleistungen für die nun obdachlosen Schmallenberger zu organisieren und den Wiederaufbau zu organisieren. „Der Wiederaufbau war innerhalb von drei Jahren abgeschlossen. Am 3. November 1825 gratulierte Ober-Präsident Vincke nämlich zum so gut wie vollendeten Wiederaufbau der Stadt“, berichtet der Archivar.

Schmallenberger an Organisation des Wiederaufbaus beteiligt

Die Organisation des Wiederaufbaus erfolgte durch vier Schmallenberger Bürger. Aus Arnsberg kamen die Pläne, aber sie hatten vor Ort ein Mitspracherecht. In diesem Bebauungsplan stand unter anderem, dass längs der heutigen Ost- und Weststraße drei- beziehungsweise fünfachsige Häuser entstehen sollen. Der Eingang sollte sich mittig befinden und die Gebäude eine Schiefer-Bedachung haben. Außerdem sollte zwischen den Häusern genügend Platz sein - aus Brandschutzgründen. Die Grundlagen für das heutige Stadtbild.

>>> Lesen Sie auch: Schmallenberg: Sorgen in der Gastronomie und Hotelbranche <<<

„Bei dem Brand kann man die Rettung der Kirchenglocke als besonderes Vorkommnis bezeichnen, welche einem Stephan Frisse zugeschrieben wird“, erläutert Keske.

Und was macht den historischen Stadtkern Schmallenbergs heute so besonders? „Er ist ein Paradebeispiel einer nach klassizistischen Bauvorstellungen wiedererrichteten Stadt nach einem Großbrand. Deshalb gelang auch die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne Nordrhein-Westfalen, obwohl man keine mittelalterliche Bausubstanz vorweisen konnte“, so Keske. Für die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft musste der historische Grundriss erhalten bleiben, die historische Bebauung eine Geschlossenheit aufweisen, außerdem sollte ein Erneuerungsbedarf des Stadtbildes notwendig sein, der Stadtkern eine überregionale Präsentation besitzen und die kommunale Bereitschaft vorhanden sein, das kulturelle Erbe sorgsam zu erhalten und behutsam zu entwickeln.

Programm zur Erinnerung an Stadtbrand

Am 31. Oktober jährt sich der Stadtbrand in Schmallenberg zum 200. Mal. Um 10.15 Uhr läuten deshalb am Montag, 31. Oktober, auch die Kirchenglocken in Schmallenberg. Der Verkehrsverein Schmallenberg, der Bezirksausschuss und die Stadtverwaltung haben zur Erinnerung an dieses Ereignis ein Programm mit verschiedenen Aktionen geplant. Eine Stadtführung der besonderen Art wird durch den Verkehrsverein zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr angeboten. Die Führung startet am 31.10.2022 um 16:30 Uhr vor der Stadthalle und endet dort um ca. 18:15 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.

Tjark Keske ist der neue Archivar in Schmallenberg. Der 24-Jährige stammt aus Kempen am Niederrhein und studierte Geschichte in Bonn.
Tjark Keske ist der neue Archivar in Schmallenberg. Der 24-Jährige stammt aus Kempen am Niederrhein und studierte Geschichte in Bonn. © WP | Ute Tolksdorf

Der Bezirksausschuss und die Stadtverwaltung laden danach ab 18.30 Uhr zu einer Gedenkfeier in den Kleinen Saal der Stadthalle. In diesem Rahmen werden auch die aus der alten Stadtschänke neu entstandenen Räumlichkeiten eingeweiht. Einlass ist ab 18 Uhr.

Gottesdienst und Vortrag

Die Veranstaltung beginnt mit einem Wortgottesdienst und Segnung der neuen Räume durch Dechant Schröder und Pfarrerin Groß. Gegen 19 Uhr folgt ein Vortrag über den Stadtbrand vor 200 Jahren und den Wiederaufbau von Schmallenberg. Gehalten wird der Vortrag vom neuen Stadtarchivar Tjark Keske.

Anschließend besteht bei einem geselligen Beisammensein die Möglichkeit der Besichtigung der neuen Räume. Im Hintergrund zeigt der Verkehrsverein Filmausschnitte von Schmallenberg seit 1945 bis heute, die zum Erzählen alter „Schmallenberger-Geschichten“ anregen sollen. Alle Bürger sind eingeladen, an den Aktionen und an der Gedenkfeier teilzunehmen.