Schmallenberg. Bernhard Halbe war von 1999 bis 2020 Bürgermeister der Stadt Schmallenberg. Er blickt im Lenne-Gespräch auf diese Zeit zurück.
Ein Gespräch auf einer Bank im schönen Lennepark mitten in Schmallenberg. Fernab vom Stress wollen wir regelmäßig Menschen der Stadt vorstellen, die bekannt sind und mit ihrem Wirken dazu beitragen, dass Schmallenberg zu der Stadt wird, die wir alle lieben und schätzen. In dieser Folge spricht der ehemalige Bürgermeister Bernhard Halbe über seine Amtszeit, die in diesem Monat schon zwei Jahre zurückliegt.
Herr Halbe, Sie waren bis 2020 Bürgermeister der Stadt Schmallenberg. 30 Jahre haben Sie die Stadt mitgeprägt. Wie blicken Sie auf Ihre Amtszeit zurück?
Bernhard Halbe: Ich habe während meiner Zeit als Bürgermeister viele Freunde gefunden und zahlreiche Menschen kennengelernt. Natürlich blicke ich im Nachhinein lieber auf die Erfolge als Misserfolge zurück. Ich denke, dass das Tolle an Schmallenberg ist, dass es hier die Bereitschaft zur Veränderung gibt. Die Menschen hier wollen sich weiterentwickeln.
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Was waren denn Erfolge oder Misserfolge in Ihrer Amtszeit?
Ich denke, dass zu den Erfolgen die Weiterentwicklung des historischen Stadtkerns und der Golddörfer zählen. Der wichtigste Erfolg war, denke ich, der Ausbau der Gewerbegebiete. Damit sind wir auch bei den Misserfolgen. Ich habe es nicht geschafft, die Erweiterung des Gewerbegebiet Lake voranzutreiben, für die ein oder anderen Windräder zu sorgen und den Kampf gegen die Wisente habe ich auch verloren.
Was haben Sie aus Ihrer 30-jährigen Amtszeit persönlich mitnehmen und lernen können?
Ich habe jeden Tag dazugelernt und auch wirklich ab und zu hart diskutieren müssen. Was ich den Menschen hier hoch anrechne ist, dass sie beim Diskutieren immer bei der Sache geblieben sind. Grundsätzlich darf man Kritik nicht zu persönlich nehmen, das ist aber leichter gesagt als getan.
Wieso sind Sie 2020 nicht mehr angetreten?
Ich habe einfach gespürt, dass es Zeit wurde. Einiges fiel mir auch nicht mehr so leicht wie noch vor ein paar Jahren. Das Amt ist schließlich ein 60- bis 70-Stunden-Job. Außerdem hatte ich 2020 das Gefühl, die Stadt in einem guten Zustand zu überreichen.
Wo ist Ihre Lieblingsstelle in Schmallenberg?
Das ist natürlich eine sehr schwere Frage. Aber ich denke, dass ich am liebsten am Beerenberg unterwegs bin. Die Ausblicke dort sind einfach herrlich und es sind auf den Wanderwegen nicht allzu viele Menschen unterwegs.
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Was macht der ehemalige Bürgermeister von Schmallenberg derzeit?
Ich musste mich nach meiner Amtszeit erstmal sortieren und dann schauen, wie ich meine neu gewonnene Freizeit und meinen Tatendrang sortiere und aufteile. Ich habe noch genug Energie, um einige Dinge anzugehen. So bin ich in Teilzeit im Vorstand der Siedlungs- und Baugenossenschaft in Meschede tätig und außerdem bin ich Vorsitzender des Leader-Vereins „4 mitten im Sauerland“. In der neu dazugewonnenen Freizeit fahre ich gerne Fahrrad, wandere oder lese gerne. Letzteres habe ich wieder für mich entdeckt. Mittlerweile muss ich keine Akten mehr lesen (lacht).
Ein weiteres Hobby von Ihnen ist der Wald.
Das ist richtig. Ich habe mir ein Stück Wald gekauft. Vor ein paar Tagen wurde ich sogar vom Deutschen Forstwirtschaftsrat für mein jahrzehntelanges Engagement und sehr erfolgreiches forstpolitisches Engagement, so steht es in der Urkunde, ausgezeichnet. Dazu hat mir sogar der Ministerpräsident Hendrik Wüst gratuliert.
Wenn Sie derzeit auf Schmallenberg blicken, egal ob politisch oder einfach nur als Herr Halbe, was für Gedanken kommen Ihnen in Zeiten von Corona, eines Krieges in Europa und der Energiekrise?
Eine Krisenbewältigung innerhalb der Stadt muss sein. Die Kunst ist aber, dabei nicht die anderen Baustellen aus den Augen zu lassen. Man darf die eigentliche Stadtentwicklung nicht vergessen. Ich sehe viele gute Sachen, die derzeit in der Stadt passieren. Nichtsdestotrotz denke ich, dass die größte Herausforderung für Schmallenberg, neben all der Krisenbewältigung, der Rückgang der Einwohnerzahl ist. Wir müssen täglich neu schauen, wie wir junge Fachkräfte nach Schmallenberg kriegen und ihnen hier attraktive Arbeitsplätze bieten können.