Schmallenberg. Seit 19 Jahren hat der Schlafende Riese in Schmallenberg viele Kinder zur Bewegung animiert. Der Vorsitzende über das Aus.

Der Verein Schlafender Riese, der seit 19 Jahren viele Schmallenberger Kinder zur Bewegung animiert hat, wird im kommenden Jahr aufgelöst. Die Angebote konnten nicht mehr aufrechterhalten werden, da unter anderem nicht genügend Kursleiterinnen und Kursleiter gefunden werden konnten. Wir haben mit dem ersten Vorsitzenden Michael Schäfer-Pieper über den Verein und seine Gedanken zur Auflösung gesprochen.

Vorsitzender Michael Schäfer-Pieper.
Vorsitzender Michael Schäfer-Pieper. © Privat

Seit wann haben Sie den Verein geleitet?

Michael Schäfer-Pieper: Die Idee zum Verein entstand Anfang 2004. Nach einem ersten Projekt im Kindergarten Heilig Geist habe ich den Verein dann im gleichen Jahr noch zusammen mit einigen sehr engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern gegründet und bin seit dem 1. Vorsitzender.

Mit welchem Gedanken wurde der Verein gegründet?

In Schmallenberg gab es bereits viele Breitensportangebote. Dazu müssen Kinder aber oft schon spezielle motorische Fähigkeiten mitbringen, zum Fußball, zum Handball, zum Turnen. Sind diese nicht ausreichend vorhanden, entsteht schnell Druck und die Kinder verlieren schnell die Lust und laufen Gefahr „nur auf der Ersatzbank“ zu sitzen. Wir wollten früh die Lust an der Bewegung fördern, Grundlagen für den Breitensport schaffen, Wahrnehmung und Bewegung auf spielerische, erlebnisreiche Art und Weise fördern. Das sollte ohne Zwang erfolgen, nicht im funktionalen Training, sondern beim Toben. Toben macht ganz nebenbei auch noch schlau, fördert viele Kompetenzen auf der körperlichen Ebene (Sprache, Motorik, Koordination), im Umgang mit (Alltags-) Materialien und vor allem im sozialen Miteinander. Begreifen kommt von Greifen und wer rückwärts laufen kann, kann auch besser rückwärts rechnen.

>>> Lesen Sie auch: Schmallenberg: Doppelte Straßennamen - Tipps für Anwohner <<<

Wie viele Kinder waren aktuell aktiv im Verein?

Zuletzt waren es noch ungefähr 30, schon seit längerem fehlen uns ausgebildete Kursleiterinnen und Kursleiter. Über einen Zeitraum von über zehn Jahren (bis ca. 2015) hatten wir durchgängig mehr als 150 aktive Kinder im Kindergartenalter in Schmallenberg, Berghausen, Dorlar und Fleckenberg. Zudem bestand über viele Jahre eine inklusive Sportgruppe mit Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung. Wir freuen uns, dass in den letzten Jahren die Bewegungsförderung in den Kindergärten immer professioneller geworden ist und stärker im Fokus liegt, das heißt unsere Gedanken sind mittlerweile auch in den Einrichtungen angekommen. So wird der Ausfall unserer Angebote zumindest ein wenig kompensiert. Auch in den Turnvereinen wird viel spielerische Vorarbeit und Förderung geleistet.

Was waren die Reaktionen auf die Bekanntgabe der Auflösung? Was haben die Mitglieder gesagt?

Ein Kommentar einer Mutter auf Instagram lautete zum Beispiel: „Ihr habt so vielen kleinen Menschen geholfen und ihnen Freude bereitet, dafür möchte ich mich bedanken. Ich und bestimmt ganz viele andere sind sehr traurig über diese Entscheidung. Ihr wart eine große Bereicherung für die Freizeitgestaltung der Kinder hier in Schmallenberg.“

Wieso denken Sie, ist es so schwierig Leute für die Vereinsarbeit begeistern zu können?

Ein Grund ist sicher mangelnde Zeit. Unsere Kursangebote fanden altersentsprechend nachmittags statt. Das ist für berufstätige Kursleiter oder für Leute mit Kindern, die betreut werden müssen, nicht durchgängig zu vereinbaren. Die Leiter waren ehrenamtlich tätig und den Lebensunterhalt könnte man mit den Kursangeboten nicht bestreiten. Noch schwieriger ist es, Personen für die Vorstandsarbeit zu motivieren. Ich glaube, dass viele die Verantwortung scheuen, deren Höhe nicht zu unterschätzen ist, genauso wenig der Umfang. Mit den umfangreichen rechtlichen Vorgaben und bürokratischen Hürden, nicht zuletzt zum Beispiel auch mit den Infektionsschutzbestimmungen, beschäftigt man sich in seiner Freizeit nicht besonders gerne.