Fleckenberg. In Schmallenberg fand ein spannendes Fotoprojekt statt. Die Teilnehmer hatten viel Spaß und konnten einige Erfahrungen sammeln.

Wenn man vor ein paar Tagen in der Schmallenberger Innenstadt unterwegs war, konnte man leicht verwundert eine Gruppe Menschen beobachten, die auf den Boden starrend umhergingen und immer wieder Müll aufhoben. Verwunderlich deshalb, weil die Stadt Schmallenberg doch eigentlich durch ihre Sauberkeit besticht. Weshalb sucht die Gruppe dann so akribisch nach Müll? Der Grund: ein Fotoprojekt.

Wasteland in Schmallenberg

Müll zu finden, das war laut Björn Lülf, Inhaber des Fotostudios in Fleckenberg und der Eventlocation „Kleine Freiheit“ auch schon der schwierigste Teil des Projektes. Im Rahmen des Fotofestivals Schmallenberg / Dritter Ort Schmallenberg haben Björn Lülf und Carina Faust-Lülf in der Kleinen Freiheit Fleckenberg unter anderem einen zweitägigen Workshop mit dem Fotografen Simon Puschmann veranstaltet.

Simon Puschmann ist gebürtiger Attendorner, der wegen seiner Leidenschaft zur Werbefotografie hinaus in die große Werbewelt - nach Hamburg zog. Dort war der Westfelder Björn Lülf mehrere Jahre sein Assistent, konnte Fuß fassen in der Werbefotografie, bevor er zurück ins Schmallenberger Sauerland kam. Während Simon Puschmann vor allem Kunden aus dem Automotive-Bereich hat, gehört Lülfs Leidenschaft heute der Foodfotografie.

Für ein freies Projekt entwickelte Puschmann sein Kunstprojekt „Wastelands“.

Was steckt dahinter?

Puschmann:„Die Idee ist es, überall auf der Welt, aber vornehmlich in den großen Städten wie San Francisco, Berlin, Barcelona, London und München Müll zu sammeln und diesen zu einem Kunstwerk zu arrangieren.“ Das Fotoprojekt entstand während der Pandemie 2020. Pro Stadt gab er sich selbst 90 Minuten und einen vordefinierten Radius, in dem er sammelte. Die Klassiker unter den Müllfunden sind weltweit sehr ähnlich: Zigarettenstummel, PET-Flaschen, Kronkorken und vieles mehr. „Die Serie, die durchgängig im gleichen Stil fotografiert ist, lädt zum Vergleichen ein. Sie hält den Betrachtern ausnahmslos und kritisch vor, welche Konsumgewohnheiten zu unserer globalen Krise beitragen. Auch in Schmallenberg.“

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Neben dem Müllsammeln und dem Inszenieren und Fotografieren des Schmallenberger Mülls war es für die Teilnehmer ein großer Gewinn, einem Profi beim Fotografieren über die Schulter zu schauen und auch sein eigenes Bild zu kreieren. Jeder Teilnehmer brachte also seine eigenen Gegenstände mit und setzte diese ebenso in Szene, wie Puschmann es bei seinen „Wastelands“ macht. Dabei stand der Profi beratend zur Seite. Er beriet beim richtigen Arrangieren der Gegenstände, klärte, ob die Blickführung stimmt, was das Foto ohne Worte sagt und half natürlich bei technischen Dinge wie Licht und Kameraeinstellungen. „Der Workshop mit Simon hat mich total motiviert. Die Location und das Team der kleinen Freiheit haben das Wochenende perfekt gemacht,“ so Stefanie Libera. Sie ist Fotografin aus Drolshagen.

Die Teilnehmer des Fotoplauschs und des Workshops beim gemeinsamen Abendessen in der Kleinen Freiheit:
Die Teilnehmer des Fotoplauschs und des Workshops beim gemeinsamen Abendessen in der Kleinen Freiheit: © Björn Lülf

Schmallenberg sauberer als Malaga

Da der Workshop in der Kleinen Freiheit in Fleckenberg stattfand, durften aber auch das Miteinander und der Genuss nicht zu kurz kommen. Samstagabend öffneten sich die Türen, und alle Fotointeressierten konnten zum Fotoplausch nach dem Workshop dazu stoßen. Das neue Schmallenberg-Bild wurde präsentiert und der große Tisch mitten im Raum bot Platz, um mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen und gemeinsam zu essen. „Fotokunst trifft Kochkunst – eine tolle Kombination auf höchstem Niveau, welche unvergessliche Momente verspricht und diese mehr als erfüllte. Genuss pur im besonderen Ambiente mit äußerst sympathischen Gastgebern! Ich vermisse es jetzt schon. Wiederholung zwingend erwünscht,“ so der Teilnehmer Michael Koch aus Donauwörth.

Der Schmallenberg Müll als Kunstwerk.
Der Schmallenberg Müll als Kunstwerk. © Simon Puschmann

Und was hat das jetzt mit Malaga zu tun? Bis zum letzten Wochenende war Malaga in Andalusien die sauberste Stadt, in der Simon Puschmann Müll gesammelt hat. Jetzt wurde sie abgelöst - von Schmallenberg.

Was ist ein Dritter Ort und das Fotofestival?

Der Dritte Ort ist neben dem zu Hause und der Arbeit ein Ort der Begegnung und der Kultur im ländlichen Raum. Das Projekt, was gefördert wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, hat seinen Standort im Holz- und Touristikzentrum in Schmallenberg und wird insistiert von der Stadt Schmallenberg unter der Projektleitung von Saskia Holsträter. Dort entstand in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Klaus-Peter Kappest und vielen örtlichen Kooperationspartnern erstmals das Fotofestival Schmallenberg.

Verschiedene Fotokünstler wie Aneta Bleyer, Christian Klant, Anno Weihs, Michael Gleich und Simon Puschmann beleuchteten das Thema „Dritte Orte“ aus verschiedenen Blickwinkeln. Bei diversen Workshops konnte man selber aktiv werden.