Eslohe. Die Flüchtlingslage in der Gemeinde Eslohe ist so angespannt, dass Bürgermeister Stephan Kersting Alarm schlägt. Die Situation spitzt sich zu.
Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting schlägt angesichts einer angespannten Flüchtlingssituation in der Gemeinde Alarm. Der Wohnraum wird knapp. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung kommen an ihre Belastungsgrenze. Und Flüchtlinge äußern ihren Unmut darüber, dass die Gemeinde gezwungenermaßen immer mehr von ihnen zusammenlegen muss.
Ehrlichkeit gefordert
„Wir werden und wollen uns dieser Verantwortung stellen“, betonte Stephan Kersting in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates ausdrücklich. Aber man müsse mit diesem Thema schon ehrlich umgehen, kritisierte er NRW-Integrationsministerin Josefine Paul von den Grünen. „Es macht die Situation nicht besser, wenn sich eine Landesministerin hinstellt und behauptet: Alles ist in Ordnung, die Kommunen sind gut vorbereitet und alles ist prima. Genau das ist es nämlich nicht“, so Kersting.
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Kersting sprach von deutlich anziehenden Aufgaben im Bereich der Flüchtlingsunterbringung und -betreuung. Mit dem Problem stehe die Gemeinde Eslohe keineswegs alleine da, wie er zuletzt bei vielen Gelegenheiten gespiegelt bekommen habe. Die massiven Probleme stünden aktuell zwar nicht im Fokus der medialen Berichterstattung. Das Thema werde aber, da sei er sich sicher, schon sehr bald in den Fokus rücken. Seit einigen Tagen stelle man verstärkt fest, dass die Balkanroute wieder offen und ein starker Zustrom aus diesem Bereich zu verzeichnen sei.
„Diese Entwicklung ist zwar jährlich zu beobachten - allerdings kommen aktuell die anhaltenden Zuweisungen aus der Ukraine hinzu. Und das mit deutlich steigender Tendenz“, wie Kersting betonte. Die Menschen aus der Ukraine, die sich bislang noch in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat in den Grenzregionen aufgehalten haben, machten sich nun angesichts sinkender Temperaturen auf den Weg in den Westen.
Deutliche Probleme bei der Unterbringung
Bereits jetzt habe man in Eslohe deutliche Probleme mit der Unterbringung, so Kersting. Und eben genau aus diesem Grund ziehe man in den eigenen und auch in den angemieteten Unterkünften schon jetzt massiv Personen zusammen. Das sorge für Unmut bei den Bewohnern. Unmut, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung zu spüren bekommen. Daher sei die Situation auch für sie äußerst belastend. „Unmutsäußerungen standen gerade hier vor der Tür“, habe ihm zuletzt eine Mitarbeiterin geschrieben. Mehr wolle er dazu gar nicht sagen, so Kersting.
Appell an die Bevölkerung
Um auf die erwartete Zuweisung weiterer Flüchtlinge vorbereitet zu sein, nehme man aktuell jede Möglichkeit wahr, Wohnraum anzumieten. So seien zuletzt ein weiteres Mal alle Besitzer von Ferienwohnungen angeschrieben worden. „Denkverbote gibt es nicht“, so Kersting. Weil die Gemeinde vermeiden will, Flüchtlinge in Turnhallen oder anderen öffentlichen Gebäuden unterzubringen, komme zunächst einmal grundsätzlich jede leerstehende Immobilie und jede freie Wohnung in Betracht - sei es zur Miete oder zum Kauf. Kersting appellierte an die Fraktionen „ihre Fühler auszustrecken und ihre Netzwerke zu nutzen“ und rief gleichzeitig die Bevölkerung auf, sich im Rathaus zu melden, wenn Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann.
Flüchtlingsgipfel gefordert
Angesichts der angespannten Lage, auch das betonte Kersting, habe er sich gefreut, dass der Städte- und Gemeindebund vor wenigen Tagen einen Flüchtlingsgipfel gefordert habe, um darauf aufmerksam zu machen, dass die wachsende Zahl von inzwischen mehr 200.000 Flüchtlingen allein aus der Ukraine, die Kommunen vor Herausforderungen stellen, die es 2017 schon einmal gegeben habe.
„Schon jetzt sind etliche Kommunen an der Grenze der Belastbarkeit und wissen nicht mehr, wie sie die Menschen unterbringen sollen“, hatte auch Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes zuletzt gemahnt. Genau das könne er aus dem eigenen Haus nur bestätigen“, so Kersting.
- Aktuell leben 305 Flüchtlinge in der Gemeinde - 145 anerkannte Flüchtlinge, 44 Asylbewerber und 116 Menschen aus der Ukraine. Von den 116 Ukrainern sind 60 privat untergebracht und 56 in von der Gemeinde angemieteten Unterkünften.
- Den Großteil, der in der Gemeinde lebenden Flüchtlinge machen immer noch Menschen aus Syrien aus (120). 19 Menschen kommen aus Afghanistan, 15 aus Nigeria und 11 aus der Türkei.