Westfeld. Wer baut, hat mit vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen. Das merkt auch die Stadt Schmallenberg bei den Arbeiten am Dorfgemeinschaftshaus in Westfeld.

Das alte Gebäude thront über Schmallenberg-Westfeld, einst war hier die Volksschule, später die Hauptschule, dann die Grundschule untergebracht. Jetzt sollen ein Dorfgemeinschaftshaus und eine Kita ihr Domizil dort enthalten - ein echtes Generationenprojekt. Doch aktuell ist das Gebäude erst mal eine Großbaustelle. Das belastet vor allem die Vereine, wie auch bei der Sitzung des Bezirksausschusses deutlich wurde.

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„Wir haben das Gebäude komplett entkernt“, erklärt Andreas Dicke, der Technische Beigeordnete der Stadt. Gemeinsam mit Matthias Schütte (Vorsitzender des Bezirksausschusses Oberes Lennetal) und Dietmar Albers (CDU) hatte er vor der Sitzung den Umbau begutachtet. Fenster und Türen werden aktuell ausgetauscht, alle Installationen erneuert und das Dach neu gedeckt.

„Noch in diesem Jahr“, so hofft Dicke soll der Anstrich erfolgen, „sodass das Gerüst dann wieder abgebaut werden kann.“ Als Heizung plant die Stadt eine Wärmepumpe mit Gasheizung für die Spitzenlast. Auch Photovoltaik für die eigene Stromversorgung kommt aufs Dach.

Der Eingang in die Kita erfolgt von der Straße „In der Schlade“. Vor dem linken Gebäudeteil ist eine Außenspielfläche vorgesehen. Das Dach ist bereits gedeckt und mit Vorrichtungen für die PV-Anlage versehen.
Der Eingang in die Kita erfolgt von der Straße „In der Schlade“. Vor dem linken Gebäudeteil ist eine Außenspielfläche vorgesehen. Das Dach ist bereits gedeckt und mit Vorrichtungen für die PV-Anlage versehen. © WP | Ute Tolksdorf

Die Kita

Oberhalb des Gebäudes hat die Stadt einen breiten Weg ins Ufer der Straße „In der Schlade“ getrieben, denn dort sollen in Zukunft die Kita-Eltern parken und ebenerdig ihren Nachwuchs in die Einrichtung bringen können. Denn die Kita hat ihre Räume im ersten Geschoss. Noch ist auch dort nichts zu erkennen. Geplant ist allerdings eine Fußbodenheizung. Spielflächen entstehen sowohl auf dem ehemaligen Schulhof als auch neben dem Eingangsbereich. „Unser Hauptaugenmerk“, so erklärt Dicke, „gilt der Fertigstellung der Kita.“ Trotzdem, so betonte Albers, wolle man auf jeden Fall versuchen, das Gesamtgebäude komplett freizugeben.

Die Vereine

Noch sind alle Vereine ausgelagert, die Theatergruppe „bühnenreif?!“ probt genauso wie der Popchor „NJoy“ in der Schützenhalle Westfeld, der Musikverein Nordenau-Oberkirchen ist im Dorfgemeinschaftshaus Niedersorpe untergebracht, der Sport fällt aus, denn auch die Turnhalle wird mitsaniert. Gerade jetzt im Herbst wird das auch für die Vereine schmerzlich, die bisher noch draußen trainieren konnten. Sie sind auf der Suche nach Hallenzeiten. Dass das nicht so einfach ist, wurde auch in der Sitzung des Bezirksausschusses deutlich. Sonntagnachmittags um 16 Uhr habe man ihnen angeboten, sagte ein Sportler und bat darum, das Thema noch mal bei der Stadt vorzubringen.

Die Kinder-Tagespflege

Anders sieht es bei der Kinder-Tagespflege aus. Diese könnte eigentlich weiterhin in der ehemaligen Hausmeisterwohnung stattfinden, die bereits renoviert ist. „Allerdings“, so erklärt Ludger Frisse, Leiter des Jugendamtes, auf Nachfrage, „haben wir uns mit dem ersten Baulärm entschieden, dass wir das den kleinen Kindern nicht zumuten wollten.“ Für die Bauphase habe man daher eine Wohnung in Nordenau angemietet. Auf Nachfrage im Bezirksausschuss meinte Andreas Dicke denn auch, dass die Hausmeisterwohnung erst wieder bezogen werden könne, wenn die Bauarbeiten komplett abgeschlossen seien.

Aktuell ist das gesamte Gebäude noch eingerüstet.
Aktuell ist das gesamte Gebäude noch eingerüstet. © WP | Ute Tolksdorf

Baupreise und Baudauer

Insgesamt investiert die Stadt in die ehemalige Grundschule 3,7 Millionen Euro, ein Großteil davon Fördermittel des Landes. Andreas Dicke zeigte sich angesichts vieler Probleme rund um die Bauwirtschaft mit dem aktuellen Baufortschritt zufrieden. „Wir konnten alle Gewerke vergeben“, selbst das sei angesichts des Fachkräftemangels nicht mehr unbedingt sicher. Und im Sommer verzögerte sich der Bau noch mal durch eine Coronawelle unter den Handwerkern. Das sei ärgerlich gewesen, weil in der Regel ein Gewerk auf das andere aufbaut. Bei Bauzeiten und -preisen legt sich Dicke nicht gern fest. „Alles, was Erdöl enthält oder viel Energie braucht, wie Kunststoffrohre oder Zement wird gehandelt wie flüssiges Gold“, erklärte der Beigeordnete. Ja und wann ist nun die Fertigstellung geplant? Dicke und Albers rechnen damit im Herbst nächsten Jahres. Dann sollen auch die übrigen Räume und die Turnhalle für Vereine und Schulsport wieder nutzbar sein.

Der Eingangsbereich ist entkernt.
Der Eingangsbereich ist entkernt. © WP | Ute Tolksdorf

HINTERGRUND

Die ehemalige Volksschule Westfeld wurde in den 70er-Jahren in Verbindung mit Oberkirchen zur Hauptschule. 1976 wechselten die Hauptschüler nach Schmallenberg und das Gebäude beherbergte von da an die Grundschüler.

Im Herbst 2015 verkündete die Stadt für Eltern und Lehrer überraschend, dass die Westfelder Grundschule geschlossen würde.

Die Räume wurden vorübergehend zur Unterbringung von Asylbewerbern gebraucht.

Die Westfelder Kinder gehen seitdem in Oberkirchen zur Schule.

Die Grundschule Oberkirchen nutzt aber normalerweise die Turnhalle in Westfeld mit.