Meschede. Hohe Energiekosten, steigende Zutatenpreise - erste Bäcker schließen. Auch in Meschede blicken viele mit Sorge in die Zukunft. Das fürchten sie.

Die Preise für Mehl, Hefe und Zucker haben sich fast verdoppelt, die Energiekosten verdrei- oder vervierfachen sich. Angesichts der steigenden Kosten bangen die Bäcker im ganzen Land um ihre Existenz, die ersten schließen. Wie ist die Stimmung in Meschede?

Timo Hennecke von der Bäckerei Tismes in Bödefeld, der unter anderem auch eine Filiale in Meschede-Enste betreibt.
Timo Hennecke von der Bäckerei Tismes in Bödefeld, der unter anderem auch eine Filiale in Meschede-Enste betreibt. © Eric Steinberg

„Ich bin kein Pessimist, aber ich mache mir große Sorgen“, sagt Timo Hennecke von der Bäckerei Tismes. Dass man mal eine Krise überstehen müsse, keine Frage. „Aber jetzt kommt alles auf einmal: Energiekosten steigen, Rohstoffe sind teuer, Lohnkosten steigen im Herbst“, so der Bödefelder, der unter anderem auch eine Filiale in Meschede-Enste betreibt. „Und der Fachkräftemangel nagt an uns.“ Schließlich könne man die Preise auch nicht immer weiter anpassen, das könnte sich der Kunde doch gar nicht mehr leisten.

Von der Politik im Stich gelassen

Im Gespräch mit Kollegen komme immer wieder durch, dass sich das Bäckerhandwerk von der Politik im Stich gelassen fühlt. Hilfen vom Staat möchte Timo Hennecke eigentlich nicht, aber in der jetzigen Situation müsse etwas passieren. „Bäckereien sind Energie intensive Betriebe - es geht ja nicht nur um die Öfen, wir haben große Kühlanlagen, die 24 Stunden, sieben Tage die Woche laufen“, erklärt Hennecke.

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Er befürchtet, dass dieser Winter das Aus für etliche Bäckereien in Deutschland bedeutet. „Gerade wenn Bäcker in einem Alter sind, in dem sie keinen Kredit mehr aufnehmen wollen und wenn es auch keine Nachfolgeregelung gibt, wird es schwierig.“ Es gehe immer um Entlastungen für Verbraucher und für die Industrie, vom Handwerk sei dagegen nie die Rede. „Aufgeben ist für mich aber keine Option.“

Erhöhung für Strom erhalten

Fritz Kremer (rechs) von der Bäckerei Kremer in Olpe, sucht selbst nach Lösungen.
Fritz Kremer (rechs) von der Bäckerei Kremer in Olpe, sucht selbst nach Lösungen. © Privat

Auch Fritz Kremer richtet den Blick nach vorn und sucht nach Lösungen. „Ich habe mich gerade informiert und plane, zwei große Gastanks zu kaufen“, erzählt der Bäcker aus Olpe. So könne er, falls das Gas im Winter abgedreht werde, zwei Öfen mit Propangas betreiben und wenigstens Brot und Brötchen backen.

Eine Erhöhung für Strom hat er bereits erhalten. „Die muss man so hinnehmen“, sagt er. Denn woanders komme man gar nicht mehr unter. Allein am Standort Olpe belaufen sich die Stromkosten auf 2800 Euro monatlich. Große Hoffnung auf Hilfe aus der Politik hat er nicht.

Dramatische Lage

Mit Sorge blickt auch Thomas Franzes, stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung HSK, auf die Entwicklung. „Nicht für alle, aber für viele Kollegen ist die Lage dramatisch“, sagt er. Die Pandemie sei für einige Betriebe schon eine schwierige Zeit gewesen und jetzt folgt die nächste Katastrophe. Fast alle Bäcker-Öfen laufen über Gas - „allein für die Öfen zahle ich bislang im Monat 2000 Euro, wenn sich das vervierfacht, sind das plötzlich 8000 Euro“, nennt Franzes nur ein Beispiel. „Da ist bei jeder Bäckerei der Gewinn weg. Das wird allen an die Substanz gehen.“

Ein erster Schritt wäre sicherlich, das Programm zu verkleinern. „Wir machen zum Beispiel keine Hochzeitstorten mehr“, so der Bäcker aus Berge. Viel zu zeit - und lohnintensiv. Was er sich von der Politik wünscht? „Wir möchten gesehen und gleich behandelt werden“, sagt der Obermeister mit Nachdruck. „Faire Rahmenbedingungen.“ So würden zum Beispiel vom Energiekostendämpfungsprogramm, einem Hilfsprogramm des Bundes, ausschließlich große industrielle Betriebe profitieren, die ihre Ware im Discounter anbieten.

Vorteile im ländlichen Raum

Thomas Franzes von der Bäckerei Franzes in Berge ist stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung HSK.
Thomas Franzes von der Bäckerei Franzes in Berge ist stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung HSK. © Privat

Der Bäcker ist nicht nur Nahversorger, dort trifft man sich“, betont Thomas Franzes. „Das wird schon anders aussehen, wenn es in Städten keine Bäckereien oder Cafés mehr gibt.“ Für den ländlichen Raum hat Franzes die Hoffnung, dass die Strukturen von Vorteil sind: Geringe Arbeitslosigkeit, ein gesunder Branchenmix, viele Menschen wohnen im Eigentum - so dass sich die Bevölkerung auch in Zukunft noch Brot und Brötchen vom Bäcker leisten kann.