Wenholthausen. In Wenholthausen wird die Erinnerung an das Hölter Original Reinhold Hesse lebendig. Zwei Jahre hat sich der Kulturverein dafür ins Zeug gelegt.

Der Schotter knirscht bei jedem Schritt unter den Sohlen, nebenan plätschert die Wenne durch ihr Bett, die Vögel zwitschern ihr Lied von den Bäumen und vom nahezu wolkenlosen Himmel strahlt die Sonne auf den Reinhold-Hesse-Weg in Wenholthausen. Schon jetzt ist Strecke entlang der Wenne nicht umsonst einer der beliebtesten Spazierwege im Ort. Der „Kulturverein 91“ macht die rund 500 Meter jetzt noch attraktiver. Er füllt den Reinhold-Hesse-Weg mit Leben und hält so das Gedenken und die Erinnerung an das Wenholthauser Original auf unterhaltsame Weise wach.

Papier und Feder als liebstes Werkzeug

Papier und Feder waren zeitlebens Reinhold Hesses liebstes Werkzeug. Er verfasste Gedichte, Geschichten und Witze und schrieb und komponierte Lieder. Hesses Heimatlieder und Schlager sind heute noch Bestandteil vieler Hölter Feste: Aus seiner Feder stammen unter anderem Mein Wennetal, der Hölter Schützenmarsch und Zum schönen Einbergsee. Viele seiner Werke sind zwar allgemein bekannt. Die Vielfältigkeit seines Schaffens jedoch schlummert seit Hesses Tod im Jahr 1993 weitgehend in Archiven.

Und genau damit ist jetzt Schluss: Nach über zwei Jahren Planung und Umsetzung werden noch in diesem Monat elf Stationen entlang der Wenne eingeweiht, an denen ein Querschnitt seines Schaffens präsentiert wird. Bereits 2013 war der Weg Reinhold Hesse gewidmet geworden und trägt seitdem seinen Namen. Nun, neun Jahre später, wird das Andenken auch lebendig. Mit dem Projekt vollendet der „Kulturverein 91“ eine Idee, die einst im Verkehrsverein des Ortes aufgekommen war.

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Umgesetzt hat der Kulturverein das Projekt mit mehr als 35 ehrenamtlichen Helfern und Unterstützern. Geflossen sind dafür auch 4000 Euro Fördermittel aus dem Heimat-Scheck und dem Inklusions-Scheck. Weil das Geld nicht ausreicht, steuert der Kulturverein den Rest aus seiner eigenen Kasse hinzu. Wie viel es am Ende sein wird, muss sich noch zeigen. „Noch liegen uns nicht alle Rechnungen vor“, sagt Reinhold Hesse junior, Sohn des Heimatdichters und gleichzeitig Beisitzer im Kulturverein. Die elf Stelen an der Wenne stehen bereits.

Spannung aufrecht erhalten

Die dazugehörigen Tafeln sollen aber erst kurz vor der Eröffnung des Weges am 18. September angebracht werden, um die Spannung im Ort bis dahin noch ein wenig aufrecht zu erhalten. Zusätzlich gibt es außerdem noch zwei Außenstationen. Eine an der Teufelstanne, über die Hesse seinerzeit ein Gedicht verfasste, und eine am Einbergsee. Dort wird es um sein bekanntes Einbergsee-Lied und die Einbergsee-Matrosen gehen, die eigentlich auf eine lange Reise gehen wollten, aber sehr schnell wieder zurück waren, weil sie das schöne Wenholthausen zu sehr vermissten. Geplant hat der Kulturverein die einzelnen Stelen ganz bewusst nach dem Motto „Weniger ist mehr“. „Es wird also keine Info-Tafeln mit unendlich langen Texten geben, die vermutlich niemals jemand bis zum Ende durchlesen wird“, sagt Reinhold Hesse und schmunzelt.

Der Verein setzt vielmehr auf Kurzweiligkeit und Unterhaltung. Leicht, locker und fröhlich nennt Reinhold Hesse als Stichworte. Eben so, wie auch die allermeisten Werke seines Vaters sind. Daher ist der Inhalt jeder Stele vertont worden. Maren Schulte und Mario Schäl von „MM-Gesang“ haben Hesses Lieder mehrstimmig eingesungen, Gerhard Schröder sprach die bekannten Franz-und-Anton-Witze ein. Anita und Otto Heinemann tragen die plattdeutschen und Reinhold Hesse junior die hochdeutschen Gedichte vor.

„Damit entsteht quasi ein öffentliches Archiv“

Über einen QR-Code an den einzelnen Stationen gelangt man ganz einfach zu den Tondokumenten und auch Texten, die auf einer Internetseite hinterlegt sind. Jene Seite macht das Projekt nicht nur komplett, sie ist sogar eine Ergänzung zu den insgesamt 13 Stelen, weil dort nach ihrer Freischaltung nach und nach weitere Hesse-Werke veröffentlich werden sollen.

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„Damit entsteht quasi ein öffentliches Archiv“, erklärt Jürgen Stracke vom Kulturverein. Zu finden sein wird dort auch ein seltenes Tondokument, auf dem Reinhold Hesse selbst zu hören sein wird, wie er mit einer unbekannten Frau das Wennetal-Lied singt. „Es wäre einfach zu schade, wenn all das in Vergessenheit geraten würde“, sagt Frank Göddecke. Zusätzlich zu den Stelen hat der Kulturverein ein wenig abseits des Weges an einer höher gelegenen Aussichtsplattform auch eine drehbare Sauerland-Bank aufgestellt, die der Heimatverein zur Verfügung gestellt hat. Dort kann man gemütlich liegend in die „Sommerwolken“ blicken und sich dem gleichnamigen Hesse-Werk ganz besonders verbunden fühlen.

Ein Beitrag zur touristischen Infrastruktur

Am Startpunkt des Weges, unterhalb der historischen Wennebrücke, und am anderen Ende des Weges werden nach der Eröffnung am 18. September auch Ständer mit Flyern stehen, die der Kulturverein hat drucken lassen. Sie dienen auch als Wegweiser. Unterm Strich wird mit dem Projekt übrigens nicht nur ein Stück Dorfgeschichte für die Wenholthauserinnen und Wenholthauser lebendig gehalten. Es ist gleichzeitig ein weiterer Beitrag zur ohnehin schon üppigen touristischen Infrastruktur des Ortes. Daher wird der Weg auch über den Sauerland-Tourismus beworben. Wenholthausen ist halt immer eine Reise wert - und jetzt gibt es noch einen weiteren Grund.