Meschede. Der Ruhrverband betreibt im HSK mehrere Kläranlagen. Was man dort nachweisen kann und welche Informationen es über das Coronavirus gibt.

Untersuchungen des Abwassers auf Coronaviren wären auch im Hochsauerlandkreis möglich, theoretisch könnten sogar Werte für einzelne Kommunen ermittelt werden. Das erklärte der Ruhrverband auf Nachfrage dieser Zeitung. Hintergrund: Aus der Politik gibt es Forderungen, die Abwässer in diesem Herbst und Winter auf Bestandteile des Coronavirus zu untersuchen. Anhand der Konzentration sollen Rückschlüsse auf die Verbreitung gezogen werden.

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„Die Coronauntersuchung ist darstellbar“, erklärte Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbands. Das nicht gewinnorientierte Unternehmen betreibt im Hochsauerlandkreis mehrere Kläranlagen. Dort werden ohnehin routinemäßig Proben unter der Woche entnommen. Intensivere Untersuchungen finden, so der Ruhrverband, je nach Anlass statt.

Untersuchungen für mehrere Kommunen im HSK

Die meisten Kläranlagen im Hochsauerlandkreis haben Einzugsgebiete, die mehrere Kommunen umfassen. Das bedeutet: Analysen auf das Coronavirus würden meist für mehrere angeschlossen Kommunen ermittelt werden. Eine detaillierte Untersuchung einzelner Teilgebiete oder gar von Kanalsträngen wäre theoretisch auch denkbar, „ist aber praktisch kaum zu leisten“, so Rüdel. Letztlich würde die Politik vermutlich ohnehin einen Wert für den gesamten Hochsauerlandkreis nutzen, ähnlich war es bei den Inzidenzen.

Zu Beginn der Pandemie hat der Ruhrverband bereits mit zwei Kläranlagen an einem Forschungsvorhaben teilgenommen. Dabei konnten Genabschnitte von Coronaviren nachgewiesen werden. Rüdel: „Untersuchungsergebnisse insbesondere aus den Niederlanden zeigen, dass eine gute Korrelation zu den Inzidenzen in den Kläranlageneinzugsgebieten und der Menge nachweisbarer Genabschnitte von Coronaviren im Abwasser besteht. Durch das Abwassermonitoring könnten steigende Inzidenzen und neue Virusvarianten früher erkannt werden als durch klinische Befunde.“

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Ruhrverband ist für Untersuchungen auf das Coronavirus bereit

Der Ruhrverband hält nach eigenen Angaben eine regelmäßige Untersuchung auf SARS-CoV-2 für sinnvoll und ist dazu bereit. Rüdel: „Allerdings müssen die Verfahrensabläufe und Kostenübernahmen über Gesetze oder Verordnungen vorab klar geregelt werden. Betreiber von Kläranlagen, wie der Ruhrverband, können Probenahme, Probentransport und Analyse in geeigneten Laboren organisieren. Die Ergebnisse wären, an die örtlichen Gesundheitsämter oder an eine Zentralstelle zu übermitteln. Die Ergebnisinterpretation und daraus abzuleitende Maßnahmen müssten durch die Gesundheitsämter oder eine entsprechende Zentralstelle erfolgen.“

Das Luftbild zeigt die Ruhrverband-Kläranlage Arnsberg-Wildshausen.
Das Luftbild zeigt die Ruhrverband-Kläranlage Arnsberg-Wildshausen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Umrüstungen seien dafür nicht erforderlich. Allerdings sei der Aufwand für Probenahme, Probentransport und Analyse im Zentrallabor in Essen bei 65 Kläranlagen, die der Ruhrverband aktuell betreibt, enorm. „Die erforderlichen organisatorischen und logistische Maßnahmen bedürfen einer guten Vorbereitung“, erklärte Rüdel. Der Ruhrverband hat ein eigenes Labor, das er als Kooperationslabor zusammen mit Emschergenossenschaft/Lippeverband betreibt. Es beherrscht auch die SARS-CoV-2-Analytik.

Hintergrund

In der Regel haben die Ruhrverbandskläranlagen neben den Online-Messgeräten (pH-Wert, Sauerstoff, Temperatur oder Stickstoff) ein Betriebslabor, in dem weitere betriebsnotwendige Untersuchungen realisiert werden. Darunter fallen zum Beispiel die Untersuchungen auf die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff.

Ferner werden an den Kläranlagen täglich Rückstellproben erzeugt, mit denen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch eventuelle Einleitungen problematischer Stoffe zurückverfolgt werden können. Bei Intensivuntersuchungen können anlassbezogen durch das zentrale Kooperationslabor vielfältige Parameter wie Industriechemikalien, Arzneimittelrückstände, Schwermetalle analysiert werden.