Ramsbeck. Ramsbeck bekommt wieder einen Dorfladen. Es gibt das übliche Sortiment - aber auch ganz Besonderes für die Jugendlichen des Ortes.

Die riesigen Kühlschränke mit ihren Glasfronten stehen schon, die Regale sind aufgebaut: Ramsbeck bekommt nach fast zwei Jahren wieder einen Dorfladen. Tugay Aydin steckt mitten in den Vorbereitungen. Am 1. Oktober - so ist es geplant - soll die Eröffnung sein.

„Kiosk and more“ wird der Ramsbecker Tugay Aydin seinen Laden nennen, der gerade an jener Stelle entsteht, an dem einst das Lebensmittelgeschäft von Anja Nölke war, das seit der Schließung Ende 2019 im Ort schmerzlich vermisst wird. Wie sehr, das hat Aydin in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder erfahren. Denn der 28-Jährige betreibt seit Januar in Ramsbeck eine Corona-Teststelle - ebenfalls im ehemaligen Ladenlokal von Anja Nölke. „Bei den Testungen war ein Dorfladen in den Gesprächen immer und immer wieder Thema“, sagt Aydin. Dabei sei oft auf ihn eingeredet worden, ein solches Projekt anzugehen. „Tja, und irgendwann habe ich angefangen zu überlegen“, sagt er und ergänzt: „Denn die Leute haben ja Recht.“

Am eigenen Leib erfahren

Dass seit der Schließung des Nah-und-Frisch-Marktes weite Wege in Kauf genommen werden müssen, hat er oft am eigenen Leib erlebt. „Ich weiß nicht, wie oft ich für meine Mutter zum Einkaufen nach Bestwig fahren musste“, sagt Tugay Aydin und lächelt. Oft seien es nur ein paar Teile gewesen. Und trotzdem sei jedes Mal eine knappe Stunde weg gewesen. „In Ramsbeck hätte man das in wenigen Minuten erledigt gehabt“, ergänzt er.

Und genau das soll ab Oktober endlich wieder möglich sein. Denn „Kiosk and more“ wird - wie der Name schon sagt - mehr sein als ein gewöhnlicher Kiosk. Ein kleiner Dorfladen eben, in dem es alles geben soll, was man für den täglichen Bedarf so braucht. In der vergangenen Woche hat Tugay Aydin Gespräche mit Edeka geführt. Der Lebensmittelhändler soll seinen Kiosk beliefern. „Es wird also kein türkischer Lebensmittelladen, wie man vermuten könnte, wenn man meinen Namen hört“, sagt Tugay Aydin und lächelt. Neben den üblichen Grundnahrungsmitteln soll es auch eine kleine Drogerie-Abteilung geben.

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Nudeln, Eier, Joghurts, Mehl, Butter, Küchenrollen, Taschentücher - zählt der 28-jährige auf. Angesichts des begrenzten Platzes werde es zwar nicht, wie in einem großen Supermarkt, zum Beispiel zehn Sorten Nudeln geben, sondern vielleicht drei. Aber eine solche Auswahl müsse auch schließlich gar nicht sein. Grundsätzlich sei „Kiosk and more“ für den schnellen Einkauf gedacht. „Aber ich würde mich natürlich auch freuen, wenn die Ramsbecker auch für größere Einkäufe zu mir kommen.“ Und eben nicht nur die Ramsbecker, sondern auch die Andreasberger, die Berlarer, die Brabecker und die Westernbödefelder. All diese Orte gehören mit zum Einzugsgebiet seines künftigen Ladens.

Der Umbau ist bereits erledigt

Rund 130 Quadratmeter wird Aydins besonderer Kiosk groß sein. Der Umbau ist bereits erledigt. Der 28-Jährige hat in dem Ladenlokal eine Wand ziehen lassen. Auf der einen Seite ist nun die Teststelle, die auch weiterhin betrieben wird. Auf der anderen Seite entsteht gerade sein kleiner Dorfladen. Und auf den dürfen sich auch die Jüngeren freuen. Denn neben dem üblichen Dorfladen-Sortiment will Tugay Aydin unter anderem auch amerikanische Süßigkeiten anbieten. Über Instagram hat er bereits mehrere Umfragen gestartet, was sich die jungen Leute wünschen. Die amerikanischen Süßigkeiten standen dabei ganz oben auf der Wunschliste. Bis zur Eröffnung im Oktober will er weitere Wünsche abfragen, um sein Sortiment ganz gezielt auch auf die Bedürfnisse der jungen Kundschaft auszurichten.

Dass genau vor seiner Ladentür Morgen für Morgen der Schulbus abfährt, könnte sich für den 28-Jährigen als Segen erweisen. Denn genau darauf wird er sich einstellen. Bereits um 6 Uhr soll sein Laden geöffnet sein. Dann können sich die wartenden Schülerinnen und Schüler auf die Schnelle mit Laugenstangen, Schokobrötchen und Käsebrötchen eindecken. „Allerdings wirklich nur in diesen frühen Morgenstunden“, betont Aydin. Schließlich wolle er keine Konkurrenz zur Bäckerei Hamich sein.

Ein Beitrag für den Zusammenhalt im Dorf

Als gelernter Kaufmann für Dialog-Marketing hat Tugay Aydin lange Jahre für die Telekom gearbeitet. Die Selbstständigkeit, so sagt er, sei schon immer ein Traum gewesen. Ein Traum, den er sich nun erfüllen wird. Unterstützung bekommt der 28-Jährige dabei von seinen Eltern und seinem Bruder - bei den Vorbereitungen und auch später im Laden selbst. „Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar. Ohne sie, hätte ich das sicherlich nicht gemacht“, sagt Tugay Aydin, der nun auf die Ramsbeckerinnen und Ramsbecker zählt, denen er mit seinem Laden ein Stück Lebensqualität im Ort zurückgeben möchte. Und mehr noch: Ein stückweit sei sein Laden auch ein Beitrag für den Zusammenhalt im Dorf, sagt der 28-Jährige.