Meschede/Hochsauerlandkreis. Ein neuer Riesen-Windpark im Arnsberger Wald? Mit dieser Idee wagt sich die SPD im Mescheder Kreistag nach vorne. Das steckt hinter dem Plan.

Die erste Partei wagt jetzt, ein bisheriges Tabu zu brechen: Die SPD im Mescheder Kreistag kann sich Windräder auf den Höhenzügen im Arnsberger Wald vorstellen – und zwar in einem gewaltigen Ausmaß.

Reinhard Brüggemann aus Eversberg, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und Energieexperte, schlägt ein ganz neues Denkmodell vor, um die Energiekrise auch im Hochsauerlandkreis zu bekämpfen. Gleichzeitig soll damit die brisante Frage, wo Windräder gebaut werden sollen, gelöst werden. Genutzt werden sollten Kahlflächen, die durch den Borkenkäfer entstanden sind.

Eine Energieerzeugungsgesellschaft für den HSK

Die SPD möchte eine „Kommunale Energieerzeugungsgesellschaft für regenerative Energien“ im Hochsauerlandkreis gründen. Einen entsprechenden Antrag bringt die SPD im Kreistag in Meschede ein. Bisher wurden im HSK private Flächen für Windkraftanlagen ausgewiesen – mit Investoren, die sonstwo sitzen. Das soll sich nun ändern. Denn nutzen soll die neue Gesellschaft dann Waldflächen der Kommunen, aber auch den Staatswald des Landes NRW.

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Brüggemann hat dabei ganz bewusst das Vorbild der „Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen“ VEW vor Augen – die Anfang des 20. Jahrhunderts durch Landkreise gegründet worden war (und 2000 durch die Fusion mit RWE endete), um eine sichere und preiswerte Stromversorgung zu organisieren: „Das gleiche Problem haben wir doch heute: Wir brauchen sicheren und preiswerten Strom.“

Mit Flächen oder Finanzen einbringen

Bisher durften Windräder nicht im Wald gebaut werden. Dieses Verbot hat die neue Landesregierung aufgehoben. Und das will die SPD ausnutzen.

Waldschäden durch den Borkenkäfer hier bei Nuttlar: Solche Flächen sollen nach dem Willen der SPD für Windräder genutzt werden.
Waldschäden durch den Borkenkäfer hier bei Nuttlar: Solche Flächen sollen nach dem Willen der SPD für Windräder genutzt werden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Alle Kommunen im HSK könnten Mitglied in der neuen Erzeugungsgesellschaft werden – auch wenn sie, wie Hallenberg zum Beispiel, gar nicht am Arnsberger Wald liegen. Dann könnten sie sich statt mit Flächen, mit Finanzen einbringen. Aufgenommen werden sollen, wenn gewünscht, auch der Kreis Soest und die Städte Warstein und Rüthen als Nachbarn und direkte Anrainer.

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Denn die SPD will Windräder auf den Höhen des Arnsberger Wald bauen – und dort wären jede Menge möglich, so Reinhard Brüggemann: „120 Windräder würden da hinpassen.“ Er schlägt dafür einen „Windpark Plackweg“ vor, der sich von Neheim bis Brilon ziehen soll. Für die Erreichbarkeit und den Baustellenbetrieb könnte der Plackweg ausgebaut werden, auf dem Stimm-Stamm könnte das erforderliche Umspannwerk entstehen.

„Borkenkäfer hat Landschaft verändert“

Zur Verwirklichung sollten kommunale und private Finanzen eingesetzt werden. Brüggemann ist aber auch sicher, dass sich die heimischen Banken und Sparkassen beteiligen würden.

Der Plackweg hier bei Meschede-Enste. Rechts und links des Weges im Arnsberger Wald sollen Windräder entstehen, fordert die SPD im HSK.
Der Plackweg hier bei Meschede-Enste. Rechts und links des Weges im Arnsberger Wald sollen Windräder entstehen, fordert die SPD im HSK. © Jürgen Kortmann

Der Hochsauerlandkreis könnte sich seinerseits mit dem Verkauf von RWE-Aktien einbringen, schlägt er vor. „Hier wäre eine echte Bürgerbeteiligung möglich“, meint der SPD-Fraktionsvorsitzende: Sie könnten von den Erträgen profitieren, wenn sie sich beteiligten, und auch vergünstigte „Bürgerstromtarife“ bekommen.

Denkbar hält es die SPD auch, neben dem Arnsberger Wald ein ähnliches Modell dann für Rothaargebirge zu entwickeln.

Brüggemann begrüßt die Aufhebung des Windrad-Verbotes im Wald: „Da hat sich bisher manche Kommune einen schlanken Fuß gemacht und sich hinter dem Verbot versteckt.“ Sorgen, das Landschaftsbild zu verschandeln, hat der SPD-Politiker nicht: „Der Borkenkäfer hat die Landschaft doch schon verändert.“