Meschede. Wer ins Altenheim oder Krankenhaus will, muss nichts für seinen Test bezahlen. Wie streng wird das kontrolliert? Ein Selbstversuch in Meschede.
Mit der neuen Coronaschutzverordnung im Juni ist die Zeit geendet, in der ein offizieller Test für alle Bürgerinnen und Bürger noch kostenlos war. Ein Grund dafür: Kosten einzusparen. Ausgenommen von der neuen Regelung sind Personen, die als Besucher in ein Krankenhaus oder in eine Pflegeeinrichtung möchten. Aber wie wird das in den Testzentren überhaupt kontrolliert? Wir haben den Selbstversuch gemacht und bei drei Teststellen in Meschede und Bestwig nachgeschaut, ob und wie diese Regelung eingehalten werden.
Journalistische Recherche
Ich bin auf dem Weg zum ersten Testzentrum in der Mescheder Innenstadt. Mir ist schon ein wenig flau im Magen, wenn ich an mein Vorhaben denke - aber es ist eine journalistische Recherche. Ich will einen offiziellen Schnelltest machen, aber das kostenlos. Ich überlege mir, dass ich meine Oma im Krankenhaus besuchen möchte. Dass meine Oma nicht im Krankenhaus liegt und ich auch sonst nicht die Absicht habe in der nächsten Zeit eins von innen zu sehen, weiß keiner.
Draußen angekommen, erwartet mich schon die erste Überraschung: Die Teststelle hat geschlossen. An der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Bin gleich wieder da!“. Mit mir warten drei weitere Personen auf ihren Termin. Nach einer halben Stunde öffnet der Laden. Grund für die Verspätung: Eine Mitarbeiterin habe sich kurzfristig krank gemeldet. Auf die Frage, ob ich den Test für einen Besuch im Krankenhaus benötige, antworte ich selbstverständlich mit „Ja“, den Nachweis dafür habe ich nur leider vergessen. „Normalerweise brauchen Sie eine Bescheinigung, aber das machen wir mal eben so. Wenn Sie wollen, können Sie drei Euro bezahlen“, so der Inhaber.
Kein Passwort
Eigentlich ist es nicht meine Art in dieser Situation so dreist zu reagieren, aber ich bin schließlich auf geheimer Mission. Also zahle ich nicht. Der Test ist schnell gemacht. Als ich mich frage, ob das Stäbchen überhaupt schon in meiner Nase verschwunden ist, ist es schon wieder vorbei. Positiv werde ich aus dieser Teststelle sicher nicht herausgehen. Bevor ich gehe, soll ich noch ein Formular ausfüllen. Ich frage mich, ob das, was ich hier tue illegal ist und setze das Kreuzchen an die passende Stelle. Mein Testergebnis trifft nach einer viertel Stunde per Mail ein. Als ich versuche, die Datei zu öffnen, fragt mich das Programm nach einem Passwort, das ich anscheinend bekommen haben soll. Ich versuche den Betreiber telefonisch zu erreichen und gebe schließlich auf. In Wirklichkeit brauche ich ja kein Testergebnis, ärgerlich ist es trotzdem.
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Mein nächstes Ziel liegt ebenfalls in der Innenstadt. Nach dem eher bescheidenen Verlauf am Morgen, hoffe ich dieses Mal zumindest ein Ergebnis zu bekommen. Um 15.30 Uhr bin ich die einzige, die für einen Termin gekommen ist. Das wundert mich nicht, schließlich benötigt man ihn fast nirgendwo mehr. Bei der Terminbuchung im Internet musste ich einen Grund für den Test angeben. Wie vorher gebe ich an, meine Oma im Krankenhaus besuchen zu wollen. Die Dame an der Teststelle fragt nicht weiter nach und verlangt auch keine offiziellen Unterlagen, die meine Absicht bestätigen. Ich muss lediglich meine Unterschrift auf ein Formular setzen. Nach 15 Minuten erreicht mich auch hier eine Mail mit meinem Testergebnis. Erfreulich dabei: Ich bin negativ. Auch bei dieser Teststelle benötige ich ein Passwort, um das Dokument zu öffnen. Anders als bei der ersten Teststelle, wurde mir dies jedoch bereits zugeteilt. Ich komme also wieder davon, ohne bezahlen zu müssen.
Einer zahlt drei Euro
Als letztes mache ich mich auf den Weg nach Bestwig. Auch dort musste ich auf der Internetseite einen Grund für meinen Termin angeben. Wie zuvor gebe ich mich als Besucherin in einem Krankenhaus aus und lasse mich testen. Ich finde mich erneut dabei wieder, wie ich ein Formular ausfülle, mit dem ich meine Absicht bestätige. Es fällt mir dieses Mal erschreckend leicht, das Kreuz zu setzen. Vor mir gibt eine Frau an, ihren Mann aus dem Krankenhaus abholen zu wollen. Ob sie wohl auch weiß, dass man mit diesem Trick kostenlos davon kommt? Dem Mann nach mir ist diese Masche offenbar nicht bekannt, er muss nämlich drei Euro zahlen.
>>> Hinweise zu dieser Recherche
Dieser Selbstversuch ist nicht dafür da, irgendwelche Teststellen vorzuführen und an den Pranger zu stellen. Deswegen haben wir auch bewusst keine Namen genannt. Dieser kleine Vergleich zeigt nur, was im Moment falsch läuft und war eine journalistische Recherche. Ergebnis: Keiner kann kontrollieren, ob die Kunden in den Testzentren die Wahrheit sagen und wer zahlen muss. Der Fehler liegt also im System.