Schmallenberg. Schmallenbergs Bürgermeister Burkhard König spricht im Interview über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Energiekrise auf die Bürger.
Eine Stadt hat immer auch mit aktuellen Krisen und den jeweiligen Auswirkungen zu kämpfen. So auch die Stadt Schmallenberg. Bürgermeister Burkhard König schaut auf die Veränderungen, die die Corona-Pandemie über die Stadt gebracht hat und nimmt auch die aktuelle Energiekrise ins Auge.
Finden Sie, dass Corona viele Bereiche in der Stadt grundlegend verändert hat?
Die Schließung von Kindergärten, Schulen, Geschäften Hotellerie und Gastronomie, der Ausfall an Arbeitszeiten durch Krankheit oder Quarantäne, auch in Schmallenberg sind viele Bürgerinnen und Bürger nicht nur an Corona erkrankt sondern auch an oder mit Corona verstorben - man könnte noch vieles aufzählen - die Einschnitte waren heftig, sie haben ihre Spuren hinterlassen, sie haben das Leben der Bürgerinnen und Bürger geprägt. Ich glaube, diese Erfahrungen haben sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Wie so oft liegt in einer Krise auch eine Chance: Unsere Schulen sind erheblich digitaler geworden, das gleiche gilt für viele Angebote des Rathauses, viele Arbeitgeber sind den Schritt in Richtung mobiles Arbeiten oder gar Home-Office gegangen, vieles ist flexibler geworden. Es gibt aber auch Spätfolgen - nur ein Beispiel: In der Hotellerie und Gastronomie scheinen viele Arbeitskräfte in andere Bereiche gegangen zu sein. Die aktuelle Diskussion um Arbeitskräftemangel und Einschränkung der gastronomischen Angebote belegt dies dramatisch.
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Denken Sie , dass sich die Schmallenberger Bürgerinnen und Bürger durch die Pandemie mehr zurückgezogen haben?
Ich erlebe, dass Bürgerinnen und Bürger wieder ihr vorheriges Leben zurückwollen. Die vielen Jubiläumsfeierlichkeiten waren gut besucht. Man will wieder raus, man will feiern, die Stimmung war immer ausgesprochen gut. Das ganze Dorf hat angepackt, von Corona-Resignation keine Spur. Mir fällt das Radrennen ein. Das gleiche Bild – viele Helfer, viele Zuschauer. Die Schützenfestsaison neigt sich dem Ende zu – nahezu alle Feste waren gut besucht, ausgelassene Stimmung, nach drei Jahren wieder ein neues Schützenkönigspaar, ein neuer Hofstaat, alle freuen sich - das sind meine Eindrücke.
An welchen Stellen werden die Bürgerinnen und Bürger bemerken, dass auch in Schmallenberg die Energiekrise ankommt?
Am Anfang steht der unsägliche Überfall Russlands auf die Ukraine. An der Tankstelle oder beim Füllen des Öltanks sind extrem hohe Preise tägliche Realität. Die Gaspreise werden sich mit der Abrechnung der Heizkosten bemerkbar machen. Besonders für die unteren Einkommensgruppen oder für Familien wird dies eine Herausforderung. Die Inflation bewirkt ihr Übriges. Seien es Lebensmittel, der Besuch eines Restaurants oder Gaststätte, vieles wird teurer. Es gibt auch Entlastungen. zum Beispiel das Neun-Euro-Ticket, der Tankrabatt oder Verbesserungen beim Wohngeld sind angekündigt.
Mit welchen Maßnahmen könnte die Stadt einem Energieengpass entgegenwirken?
Als Stadt haben wir die Grund- und Gewerbesteuer gesenkt. Zur Entlastung der Familien verzichten wir auf Elternbeiträge für die Kindergärten. Zusammen 1,4 Mio. € Entlastung! Denken Sie nur an die großen Gebäude wie Kindergärten, Schulen, Stadthalle. Wir prüfen derzeit die Einstellung aller Heizungsanlagen – das wirkt sofort. Wir schreiben einen Energiescout aus. Dessen Aufgabe wird sein, in allen Gebäuden mit den Nutzern nach Einsparmöglichkeiten zu fahnden. Auch das wirkt sofort. Mittelfristig spielen bei neuen Anlagen Solarenergie, Photovoltaik, Wärmepumpen aber auch die Nutzung heimischer Energien, z.B. Hackschnitzel aus dem Stadtwald eine besondere Rolle. Die Grundschule Bödefeld wird nach der laufenden Sanierung ausschließlich mit Solar, Photovoltaik und Wärmepumpe beheizt. Sauerlandbad, Realschule und Musikbildungszentrum sind schon lange an ein Blockheizkraftwerk angeschlossen. Das Freibad wird ausschließlich über eine Solaranlage beheizt. Vieles ist schon realisiert, bei etwa 120 städtischen Gebäuden ist aber auch noch vieles zu tun.
An welchen Stellen können die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren, in Schmallenberg (also eher einer ländlicheren Region) zu leben )?
Aus Sicht einer ländlichen Kommune - wenn ich an Mieten oder generell an die höheren Lebenshaltungskosten in der Stadt denke. Vielleicht führt all dies dazu, dass für den einen oder anderen das Leben auf dem Lande wieder eine Alternative wird.