Schmallenberg. In Schmallenberg könnte es demnächst schwieriger werden einen freien Tisch in einem Restaurant zu bekommen. Die Hintergründe.

Corona, steigende Energiekosten, Personalmangel – Gastronomen haben derzeit mit vielen Einflüssen zu kämpfen. Die Folge: Sie schränken ihr Angebot ein - vor allem für jene, die nicht bei ihnen übernachten. Auf der Webseite vom Schäferhof in Jagdhaus heißt es zum Beispiel: „Die Zeit brachte Veränderungen, die wir auch in der Zukunft beibehalten. Mit diesen Veränderungen erleben wir eine hohe Zufriedenheit bei unseren Hotelgästen. Auch bei unseren Mitarbeitern, durch zum Beispiel eine gemeinsame Mahlzeit um 17 Uhr. Unser Haus ist ab 17 Uhr nur für Hausgäste geöffnet.“ Veränderungen dieser Art sind auch in anderen Häuser zu bemerken.

Gasthof Schütte

Karl Anton Schütte vom Gasthof Schütte weiß, dass sich die Tischsituation bei ihm im Haus für externe Gäste zugespitzt hat: „Das liegt vor allem an Corona. Damals haben wir die Tische weiter auseinander stellen müssen und unsere Gäste fühlen sich mit dem Abstand auch immer noch sehr wohl.“ Dazu komme auch der Personalmangel. Es passiere jeden Tag mindestens drei Mal, dass er Gäste, die nicht in seinem Hotel übernachten, wegschicken müsse: „Das tut mir auch sehr leid. Meine Hausgäste haben aber auf jeden Fall Vorrang.“ Diese könne und werde er nicht wegschicken.

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Auch das Urlaubsverhalten der Hausgäste habe sich verändert, darum biete er jetzt eine kleinere Mittagskarte an: „Wir haben einfach die Erfahrung gemacht, dass unsere Hotelgäste länger frühstücken wollen und erst so gegen elf Uhr in ihren aktiven Urlaubstag starten. Da reicht den meisten dann eine Kleinigkeit zu essen am Mittag“, so Schütte. Mittlerweile zeige sich auch, dass immer weniger Tagestouristen ins Sauerland kommen. Das könne am Spritpreis oder auch am wachsenden Angebot an Aktivitäten im Ruhrgebiet liegen, mutmaßt der Gastgeber.

Wenn Karl Anton Schütte in die Zukunft blickt, weiß er: „Wir werden uns auf unsere Hausgäste fokussieren, damit sie sich noch wohler fühlen. Ich denke, dass es in Zukunft noch schwerer sein wird, an gutes Personal zu kommen.“ Die Schmallenberger Gastronomen hätten aber auch eine Art Verantwortung den Bürgerinnen und Bürgern ein Angebot zu machen, „das hat auch etwas mit Lebenskultur zu tun“. Er denkt auch, dass einige Restaurants ihr Angebot reduzieren werden und weniger Gerichte auf ihrer Speisekarte anbieten werden. Das sei dann ebenfalls auf den Personalmangel zurückzuführen.

So sah der Speiseraum des Gasthofs Schütte in der Pandemie aus. Die Tische standen mit ordentlich viel Abstand zueinander.
So sah der Speiseraum des Gasthofs Schütte in der Pandemie aus. Die Tische standen mit ordentlich viel Abstand zueinander. © WP | Ute Tolksdorf

Jagdhaus Wiese

Stefan Wiese-Gerlach vom Jagdhaus Wiese weiß auch, dass sich der Fachkräftemangel derzeit ganz besonders verschärft: „Das betrifft unsere Branche ja schon etwas länger, aber inzwischen klagen ja auch Handwerker und andere Dienstleister, dass sich keine Fachkräfte mehr finden.“

Das Hotel Jagdhaus Wiese liegt mitten in der Natur.
Das Hotel Jagdhaus Wiese liegt mitten in der Natur. © Privat

Das führe dazu, dass viele Restaurants inzwischen ihre Öffnungszeiten reduzieren und auch weniger anbieten. „In den Betrieben, die auch Gästebetten anbieten, liegt das Hauptaugenmerk zunächst einmal auf der gastronomischen Versorgung der Hausgäste. In dem Moment, in dem die personellen Ressourcen nicht mehr ausreichen, wird dann das Restaurant für externe Gäste geschlossen“, so Wiese-Gerlach.

Auch das Jagdhaus Wiese habe das Angebot für Tagesgäste in den vergangenen Monaten verändert. Die Überlegung gehe sogar dahin, das Restaurant für externe Gäste mit Ausnahme von Kaffee und Kuchen komplett zu schließen. „Dieser Schritt fällt uns extrem schwer, weil wir gern ein offenes Haus auch für einheimische Gäste sein möchten. Allerdings wollen wir das inzwischen kleiner gewordene Mitarbeiterteam auch nicht verschleißen und weiterhin ein gutes und leistbares Arbeitsumfeld gewährleisten.“

Mitarbeitersuche fällt schwer

Stefan Wiese-Gerlach betont, dass er sofort ein bis zwei Köche oder auch Restaurantfachleute einstellen würde, doch der Markt sei leer. Einige Zuarbeiter würde aus Polen oder Rumänien kommen. Eine Auszubildende stamme aus Indonesien. Ausgebildete Fachkräfte seien in diesen Ländern aber nicht zu finden.

Ein Blick in die Zukunft verrät: „Davon ausgehend, dass sich der Arbeitsmarkt mit einer quasi Vollbeschäftigung in unserer Region so bald nicht verändern wird, wird sich das gastronomische Angebot in den nächsten Jahren stark reduzieren.“ Auch preislich werde sich noch mal einiges verändern. So werde das Ausgehen im Restaurant in seinen Augen zu einem „Luxusgut“. Das liege auch daran, dass das Lohnniveau in der Branche angehoben worden sei und weiter steigen werd. Wiese-Gerlach betont dazu aber, dass er diesen Punkt voll unterstütze. „Grundsätzlich sind die Arbeitsplätze in der Gastronomie nämlich viel attraktiver als das den meisten Menschen bekannt ist. Es hat sich in den letzten Jahren vieles zum Positiven verändert.“