Meschede/Schmallenberg. Was tun, wenn das Gas knapp wird? Andre Knoche, der stellvertretende Innungsobermeister Sanitär, Heizung, Klima im HSK gibt wichtige Hinweise.

Gas- und Wasser-Installateure können sich in diesen Tagen vor Anfragen kaum retten. Spätestens seitdem die Bundesregierung empfohlen hat, Gasheizungen mit Blick auf den Winter, die hohen Kosten und die Gasknappheit zu warten und korrekt einstellen zu lassen, melden sich viele Bürger bei den Handwerkern. Andre Knoche, Inhaber und Geschäftsführer von Knoche-Haustechnik in Bad Fredeburg und stellvertretender Innungs-Obermeister, berichtet von den Herausforderungen und erklärt, warum Smarthome beim Sparen hilft.

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Wie wichtig ist die regelmäßige Wartung und Einstellung der Gasheizung?

Andre Knoche: Sehr wichtig, nicht nur, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten, sondern damit lässt sich auch richtig Geld sparen. Eine sauber eingestellte Gasheizung verbraucht rund fünf bis zehn Prozent weniger Energie.

Andre Knoche, stellvertretender Obermeister der HSK-Innung Gas, Heizung, Klima und Geschäftsführer und Inhaber von Knoche-Heiztechnik aus Bad Fredeburg.
Andre Knoche, stellvertretender Obermeister der HSK-Innung Gas, Heizung, Klima und Geschäftsführer und Inhaber von Knoche-Heiztechnik aus Bad Fredeburg. © Privat | Privat

Was heißt regelmäßig und was bringen Wartungsverträge?

Einmal im Jahr, spätestens alle zwei Jahre. Ein Wartungsvertrag hat für den Kunden den Vorteil, dass er sich nicht selbst kümmern muss, das Unternehmen meldet sich. Aber das regelt jeder Betrieb anders.

Was passiert bei der Wartung, was wird dabei „optimiert“? Und gibt es dabei einen Unterschied zwischen älteren und modernen Anlagen?

Die Wartung ist für alle Geräte wichtig. Bei ganz neuen Anlagen schreibt der Hersteller die Abstände vor, um die Gewährleistung zu erhalten. Vor Ort baut der Gas- und Wasser-Installateur dann den Wärmetauscher auseinander und reinigt ihn. Anschließend stellt er den verbrennungstechnischen Wert für eine effiziente und saubere Verbrennung optimal ein. Gleichzeitig werden alle sicherungsrelevanten Bauteile kontrolliert. Es geht ja unter anderem auch darum, dass kein Kohlenmonoxid austritt.

Und kann ich von außen sehen, ob die Wartung mal wieder nötig ist?

Nein, das können selbst wir nicht. Man muss das Gerät schon auseinanderschrauben.

Wer muss die Wartung veranlassen? Gibt es da ein Unterschied zwischen Mietern und Eigentümern?

In der Regel kümmert sich der Eigentümer um die Wartung. Die Kosten werden dann über die Nebenkosten auf die Mieter umgelegt.

Was kostet eine solche Wartung im Schnitt, wenn keine größeren Reparaturen nötig sind?

Das ist von Firma zu Firma unterschiedlich, rechnen muss man in meinem Betrieb mit 150 bis 200 Euro inklusive Mehrwertsteuer je nach Gerät, hinzu kommen eventuelle Ersatzteile.

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Wissen Sie, wie lange man aktuell auf einen Handwerker wartet, der die Wartung übernimmt?

Das kann ich natürlich nicht für die Kollegen sagen. Wir sind alle absolut überlastet, weil jetzt auch noch die Ferienzeit kommt und uns Fachkräfte dauerhaft fehlen. In meinem Betrieb warten Kunden aktuell drei bis sechs Monate. Aber wir lassen garantiert keinen im Kalten sitzen, wenn die Heizung wegen technischer Probleme ausfällt.

Also am besten direkt einen Wartungstermin ausmachen?

Ja, damit das vor dem Winter überhaupt noch klappt Aber so wie es aktuell aussieht, werden wir nicht alles abarbeiten können. Das ist eigentlich nicht leistbar.

Hinzu kommen wahrscheinlich die Anfragen nach alternativen Heizsystemen, falls Putin wirklich das Gas abdreht.

Ja, das beschäftigt viele Menschen. Manche kaufen sich einen Heizlüfter oder einen Pelletofen fürs Wohnzimmer. Aber auch die sind aktuell kaum zu bekommen. Theoretisch kann man über Heizstäbe Warmwasserspeicher, wenn diese vorhanden sind, erwärmen, damit man wenigstens warmes Wasser hat.

Was macht jemand, der eine alte Gasheizung hat?

Wer eine Heizung hat, die 15 oder 25 Jahre alt ist, sollte früh genug klären, was er überhaupt machen kann und will. Denn für eine Heizungsumstellung - zum Beispiel auf Wärmepumpe - muss man immer den individuellen Fall betrachten. Dafür muss der Heizungsbauer oder ein Energieberater die Heizlast berechnen. Diese gibt an, wie viel thermische Energie einem Raum oder einem Haus zugeführt werden muss, um trotz Verlusten über Hülle und Lüftung eine gewünschte Temperatur aufrecht zu erhalten. Bei alten, schlecht gedämmten Immobilien ist das oftmals zu gering für Wärmepumpen. Und kurzfristig geht im Moment gar nichts. Früher bestellte man eine Wärmepumpe an einem Tag und sie wurde am nächsten geliefert. Heute wartet man sechs bis zwölf Monate.

Lohnt sich denn die Umstellung auch für jüngere Anlagen?

Eigentlich ist das ja schade, denn so eine Gasheizung hat schon eine Lebensdauer von 18 bis 20 Jahren. Aber auch das ist eine Frage des Preises. Wenn die Gaskosten weiter so steigen wie bisher, kann man mit einer Wärmepumpe schon 40 bis 50 Prozent Energiekosten sparen.

Und was bringt Smart-Home-Technologie?

Das würde ich auch kurzfristig zum Sparen empfehlen. Es gibt da die unterschiedlichsten Möglichkeiten, digitale Thermostate zu nutzen und darüber die Heizung individuell herunterzuregeln, wenn man zum Beispiel außer Haus ist. Das spart und bietet Komfort. Man kann solche Geräte auch oftmals über seinen Installateur beziehen und sie dann selbst programmieren. Dann hat man zumindest die Gewissheit, dass sie auch passen.

WEITERE TIPPS ZUM ENERGIESPAREN

Andre Knoche rät, im Einfamilienhaus das Trinkwasser auf 50 Grad herunterzuregeln. Nicht tiefer - „bei einer geringeren Temperatur ist die Wasserhygiene nicht mehr gewährleistet.“

Die Wartung, Einstellung und Optimierung des Heizkessels sparen fünf bis zehn Prozent Energie. „Ich beobachte oftmals, dass am Kessel die Vorlauf-Temperatur deutlich zu hoch eingestellt ist.“

Man muss ja nicht frieren, aber jedes Grad Raumtemperatur, das man runter regelt, spart sieben Prozent Energie. „Das Thermostat in der Übergangszeit von 4 auf 3 zu stellen, das macht viel aus.“

Und: Ungenutzte Räume sollte man möglichst wenig heizen.