Meschede. Dennis Becker investiert viel Zeit und Geld in einen Kindheitstraum. Wie er es schafft, einen alten Post-Wagen originalgetreu zu restaurieren.
Kosten im fünfstelligen Bereich und Arbeitsstunden, „die man wahrscheinlich nicht zusammenzählen sollte“, stecken in dem Fahrzeug. Was Dennis Becker da in Meschede vor sich sieht, erfüllt den 32-Jährigen mit großem Stolz. „Für mich ist mit dem Auto schon ein kleiner Traum wahr geworden. Ich bin einfach unfassbar glücklich, dass er endlich fertig geworden ist und ich ihn fahren kann“, sagt er.
Mit „ihm“ meint der Industriemechaniker einen Golf II, Baujahr 1990 in Post-Optik. „Solche Wagen hat früher die Deutsche Bundespost gefahren. Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für solch ungewöhnliche Beamten-Wagen. Deshalb erfüllt sich mit der Zulassung auch ein kleiner Traum“, sagt Becker.
Langer Weg bis zur Zulassung
Bis zur Zulassung war es jedoch ein langer Weg. 2018 kaufte sich der Industrie-Arbeiter das Auto in einem „eher desolaten Zustand“, wie er selbst sagt. Der Rost nagte an mancher Stelle des Wagens bereits gehörig an der Fahrtüchtigkeit, hinzu kamen ein paar Dellen und Macken im Innenraum des Kult-Wagens. „Ich wusste, dass ich eine Menge Arbeit investieren muss, damit das Auto so aussieht, wie ich es gern hätte“, sagt der 32-Jährige. Doch das schreckte Becker nicht ab: Er entschied sich zum Kauf des Wagens.
Stellt sich die Frage: Warum musste es überhaupt ein Post-Auto sein? – Die Antwort liegt in den Wurzeln des Sauerländers. „Mein Vater hat früher bei der Bundespost gearbeitet und vermutlich ein baugleiches Modell gefahren. Schon in meiner Kindheit fand ich Postautos spannend und schön. Daher kommt wahrscheinlich die Leidenschaft“, erklärt er.
Leidenschaft war für das, was Becker nach dem Kauf erwartete, auch dringend nötig. Denn: Es standen Arbeiten an, die schon stichpunktartig einen ganzen Din-A4-Zettel füllen würden. Unter anderem stattete Becker das Auto mit einer Servolenkung aus, setzte ein neues Fünf-Gang-Fahrwerk ein und verpasste dem über 25 Jahre alten Wagen neue Aufstellfenster. Beckers Ziel: Ein Postauto zusammenwerkeln, wie es in den frühen 90er-Jahren auf den Straßen fuhr.
Youtube-Videos geschaut
Eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker hat der 32-Jährige nie gemacht. Allein mit Interesse und der Hilfe von Youtube-Tutorials schaffte es Becker, das Auto ganz nach seinen Vorstellungen umzugestalten. „Teilweise war das schon nervenaufreibend, aber ich denke, dass ich schon ein gutes Verständnis für Technik habe. So konnte ich mir vieles auch selbst beibringen. Es war schon eine spannende Zeit“, sagt er.
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Spannend war dabei auch die Suche nach Ersatzteilen für das historische Vehikel. „Das war gar nicht so einfach. Für manche Teile bin ich hunderte Kilometer gefahren, weil ich sie unbedingt brauchte. Da habe ich alle Plattformen und Foren für Gebrauchtwagenteile kennengelernt, die es so gibt“, erzählt er. Nun, rund vier Jahre nach Kauf des Wagens, steht Becker stolz vor seinem Auto. „Der Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ein paar Kleinigkeiten sind vielleicht nicht ganz originalgetreu, aber am Ende habe ich ein Auto, das dem Original schon sehr nahe kommt und mir gefällt. Und darauf kommt es mir auch an“, sagt er.
>>> Daten und Fakten
Erstmalig zugelassen wurde der Golf II von Dennis Becker am 12. September des Jahres 1990 von der Post-Landesdirektion in Berlin.
Im Jahr 1999 wurde der Wagen dann nach Hagen verkauft, von wo aus das Auto noch vier mal den Besitzer wechseln sollte, bevor es an Dennis Becker überging.
Bestaunen lässt sich das historische Auto auch auf Instagram, wo Dennis Becker unter dem Namen klassisch_angetrieben regelmäßig Fotos seines Post-Wagens postet.