Meschede. Rewe will seinen Standort in Meschede schließen: Die Stadtverwaltung ist besorgt über die Folgen. Sie nimmt auch Stellung zu Lidl, Netto, Markant.

Der Handelskonzern Rewe hat Überlegungen bestätigt, seinen Supermarkt an der Le-Puy-Straße im Herbst möglicherweise zu schließen. Damit ginge auch der letzte Großmarkt in der Innenstadt verloren. Klaus Wahle, im Rathaus Leiter des Fachbereichs Planung und Bauordnung, nimmt Stellung: Ein Vollsortimenter ist auch nach Ansicht der Stadtverwaltung in der Innenstadt von Meschede weiter nötig.

Sind der Stadtverwaltung die Schließungsabsichten von Rewe in Meschede bekannt?

Grundsätzlich sind Entscheidungen über Geschäftsschließungen – ebenso wie zu Geschäftseröffnungen – rein unternehmerische Entscheidungen. Rewe hat die Stadtverwaltung über anstehende Mietvertragsverhandlungen informiert, deren Ausgang aber auch weiterhin noch offen ist. Eine tatsächliche Schließung ist der Stadtverwaltung ebenso nicht bekannt wie ein möglicher Termin.

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Hat die Stadt auf der Rewe-Fläche überhaupt Gestaltungsmöglichkeiten? Könnte die Fläche attraktiver gemacht werden?

Die Gestaltungsmöglichkeiten liegen zunächst beim Eigentümer, Rewe ist Mieter des Objektes. Die Stadtverwaltung bedauert, zu dem Eigentümer überhaupt keinen Kontakt zu haben. Denkbar wäre es, den Bebauungsplan zu ändern und zum Beispiel eine Baufläche in der Nähe der Brücke zu platzieren. Auch eine Erweiterung der Verkaufsfläche wäre ohne Weiteres möglich. Im Rahmen des „Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes“ für die Innenstadt wurde auch eine Aufwertung der verkehrlichen Situation im Zugangsbereich zum Parkplatz angesprochen. In Zusammenarbeit mit dem Citymanagement bemüht sich die Stadt, leerstehende Ladenlokale im Bereich Le-Puy-Straße an neue Nutzer zu vermitteln, um weitere Frequenz zu generieren.

Vollsortimenter in Mescheder Innenstadt weiter „wünschenswert“

Lidl möchte seinen Standort im Schwarzen Bruch verlassen. Laufen noch Gespräche mit Lidl über eine denkbare neue Ansiedlung in Meschede? Sind inzwischen neue denkbare Standorte gefunden worden?

Gespräche mit Lidl laufen in unregelmäßigen Abständen. Die Anforderungen an einen neuen Standort (Stellplätze, Verkaufsfläche) sind allerdings komplex. Zudem ist auch immer das Baurecht zu beachten. Der Standort Le-Puy-Straße ist bewusst als Kombination aus Vollsortimenter und einer anderen Nutzung konzipiert.

Braucht es nach Einschätzung der Stadtverwaltung überhaupt einen Großmarkt/Supermarkt in der Innenstadt, wenn sich der wirtschaftliche Erfolg offenbar nicht darstellen lässt? Auch Aldi hat ja geschlossen.

Nach Auffassung der Stadtverwaltung ist ein Vollsortimenter in der Innenstadt wünschenswert - zumal die anderen größeren Anbieter (bis auf Netto) alle nördlich der Bahn liegen. Ein Vollsortimenter in der Innenstadt führt daher zum einen zu einer Minimierung von Verkehrsströmen, zum anderen zu einer ortsnaheren Versorgung der südlichen Wohngebiete in der Kernstadt und des Bereiches Remblinghausen/Hennesee.

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Nach Kenntnis der Stadt Meschede scheint auch nicht die Innenstadt als solches das Problem zu sein, sondern eine zu geringe Pkw-Frequenz an der Le-Puy-Straße. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass zum Zeitpunkt der Aufstellung des Bebauungsplans noch von einer Unterführung die Rede war. Festzuhalten bleibt allerdings auch, dass für die Betreiber von Verbraucher- und Supermärkten die Belange der nicht motorisierten Bevölkerung im Vergleich zum Pkw-Kunden eine untergeordnetere Rolle spielen.

Die Strategien der Marktbetreiber

Gibt es Gespräche/Interessenbekundungen mit/von anderen potenziellen Marktbetreibern, die sich für Meschede interessieren?

Aus dem Lebensmitteleinzelhandel sind - zum jetzigen Zeitpunkt - keine Ansiedlungsbestrebungen bekannt.

Gewinnen dezentrale kleinere Märkte nahe an Wohngebieten an Bedeutung, siehe Netto in der Ziegelei?

Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden, da Marktbetreiber unterschiedliche Strategien verfolgen und Angebotspaletten haben. Netto und Markant sind derzeit die einzigen Betreiber, die auch in „kleinere“ Märkte (die aber auch mindestens 800 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassen) investieren. Größere Märkte sind in Wohngebieten auch nicht zulässig.

Bei Markant-Märkten handelt es sich um selbstständige Kaufleute. Netto ist dagegen kein Vollsortimenter, zum Beispiel fehlt in der Ziegelei eine Bedientheke für Fleisch, Wurst und Käse. Aus Sicht der Stadtverwaltung Meschede muss es weiter das Ziel sein, den jetzigen Standort Le-Puy-Straße zu erhalten und weiter aufzuwerten. Nur wenn das auf absehbare Zeit nicht möglich ist, muss im südlichen Stadtgebiet ein weiterer verkehrsgünstiger Standort entwickelt werden. Zu erreichen sein wird dies aber nach aktuellem Stand wohl nur, wenn mehrere Grundstücke zusammengefasst werden können.

Dies setzt natürlich auf der einen Seite das Interesse der Marktbetreiber, zum anderen ein entsprechendes Interesse der jeweiligen Eigentümer voraus. Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung können dabei lediglich eine unterstützende und vermittelnde Rolle einnehmen.

>>> HINTERGRUND <<<

Bürgermeister Christoph Weber spricht von einem „Verlust“, wenn Rewe die Innenstadt verlassen würde. Dann würde das Einkaufen südlich der Ruhr zu einem Problem - etwa für Ältere: „Ohne Auto kommt man dann nicht mehr zu einem Großmarkt.“

Von den Plänen von Rewe mit einem möglichen Schließungsdatum im Herbst sei auch er überrascht: „Bisher gab es nur Andeutungen.“ Er sagt voraus: „Das wird Bewegung in den Markt bringen.“