Ostwig. Michael Wiese und Katja Fredebeul aus Ostwig erleben mit ihrem BMW Hannelore gerade ein ganz besonderes Abenteuer. Doch es geht ihnen um mehr.

Es ist ein ganz besonderes Abenteuer, das die beiden Ostwiger Katja Fredebeul und Michael Wiese aktuell mit ihrer Hannelore erleben. Hannelore, so haben die zwei ihren 3er-BMW E30 aus dem Baujahr 1988 getauft. Mit dem alten Schätzchen sind sie beim Baltic Sea Circle dabei: 16 Tage lang geht es ohne Navi und GPS nur mit Karte und Kompass rund 7500 Kilometer durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen.

Mit an Bord ist auch Knut, das Maskottchen des Kinderhospizes Balthasar in Olpe. Denn den beiden geht es keineswegs nur ums Abenteuer, sie wollen auch Gutes tun. Deswegen sammeln sie Spenden für das Hospiz. Mehr als 1000 Euro sind bereits zusammengekommen. Dabei soll es aber nicht bleiben!

Michael Wiese und Katja Fredebeul aus Ostwig. 16 Tage lang nehmen die beiden am Baltic Sea Circle teil.
Michael Wiese und Katja Fredebeul aus Ostwig. 16 Tage lang nehmen die beiden am Baltic Sea Circle teil. © Privat

Seit dem 19. Juni sind Katja Fredebeul und Michael Wiese bereits unterwegs. „Wir haben schon viele nette Menschen kennengelernt, viel erlebt und viel gesehen“, schwärmt die 29-Jährige. Sie war es, die die Idee zu diesem Abenteuer damals quasi mit in die Beziehung gebracht hat. Auf der Suche nach einem Oldtimer hatte sie vor Jahren vom Baltic Sea Circle erfahren. Seitdem sei ihr klar gewesen, dass sie irgendwann einmal dabei sein wolle. Als Freund hat sich der 33-jährige Michael Wiese von der Begeisterung schnell anstecken lassen.

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Und so sitzen die beiden nun also in ihrer Hannelore und brausen aktuell durch Schweden. Ziel ist das Nordkap in Norwegen. Von dort aus geht es dann wieder zurück nach Hamburg und von hier natürlich auch wieder zurück in die Ostwiger Heimat. Bei der Routenplanung sind die beiden auf sich allein gestellt. Zum Start gab es zwar ein Roadbook mit einem Routenvorschlag. Der aber ist lediglich ein Leitfaden und kein Pflichtprogramm. Wo wäre denn der Spaß, wenn alle 200 Rallye-Teams in einer langen Autoschlange um die Ostsee fahren? Abgebogen wird dort, wo man Lust hat. Beim Baltic Sea Circle ist schließlich der Weg das Ziel.

Die falsche Ausfahrt

Da macht es dann auch nichts aus, wenn man mal die falsche Ausfahrt nimmt. Ganz im Gegenteil: Wenn sich Katja Fredebeul und Michael Wiese zuletzt nicht verfahren hätten, hätten sie zum Beispiel niemals den netten Betreiber der Retro-Tankstelle kennengelernt, der alte Chevis restauriert und ihnen stolz seine Oldtimer präsentierte. Ein absolutes Highlight für die autobegeisterte Katja Fredebeul. Genau solche Momente sind es, die diese besondere Rallye ausmachen. Ebenso wie die Aufgaben, die es dabei auf freiwilliger Basis zu bewältigen gibt, um Land und Leute kennen zu lernen.

So gab es zum Start eine Büroklammer an die Hand, die in jedem Land zu einem anderen Gegenstand getauscht werden soll. Aus ihr ist nach einer Einkaufstasche inzwischen ein LED-Jojo geworden - eingetauscht bei zwei netten jungen Damen in einem schwedischen Camping-Platz-Café, die diese Idee super fanden. Und auch Sand aus Dänemark, Wasser aus der Ostsee und einen Ast aus Schweden haben die beiden Ostwiger für eine weitere Aufgabe bereits eingesammelt. Welche Aufgaben noch auf sie zukommen, erfahren Sie ebenfalls durch das Roadbook, das ihnen zum Start ausgehändigt wurde. Alles nach Motto: Alles kann, nichts muss. Entschieden wird spontan.

Bewusste Entscheidung für Kinderhospiz

Hannelore in ihrer ganzen Pracht. Bislang hat das alte Schätzchen aus dem Jahr 1988 die beiden Ostwiger noch nicht im Stich gelassen.
Hannelore in ihrer ganzen Pracht. Bislang hat das alte Schätzchen aus dem Jahr 1988 die beiden Ostwiger noch nicht im Stich gelassen. © Privat

Weniger spontan, sondern ganz bewusst haben sich Michael Wiese und Katja Fredebeul hingegen für die Verwendung ihrer 750-Euro Spende entschieden, die mit der Teilnahme an dieser besonderen Tour verbunden ist. Sie hätten es sich einfach machen können und die Summe an einen wohltätigen Zweck spenden können, den der Veranstalter vorgeschlagen hat. „Wir wollten aber gern, dass das Geld in der Region bleibt“, sagt die 29-Jährige. Und daher haben die beiden Ostwiger lange vor dem Tourstart das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe besucht. Ein beeindruckender Besuch, da sind sich die beiden einig.

Denn in der schweren Zeit werden dort nicht nur die Kinder und Jugendlichen begleitet, sondern auch die Angehörigen. „Dieses Ganzheitliche hat uns sehr gefallen“, sagt Fredebeul. Weil die zwei genau wissen, dass das Geld dort gut aufgehoben ist, soll es nicht bei ihren 750 Euro bleiben. Auf der Seite betterplace.org hat jeder die Möglichkeit, die Mission der beiden zu unterstützen und die Spendensumme für das Kinderhospiz zu erhöhen. Zu finden ist die Spendenaktion dort unter dem Stichwort „BSC2022-“KMH ON TOUR“s“. Aktuell sind so bereits 1155 Euro zusammengekommen. Katja Fredebeul und Michael Wiese haben die Hoffnung, dass es bis zum Ende der Tour noch mehr wird.

Das alte Schätzchen macht ordentlich mit

Hannelore ist mehr als nur ein Auto: Der Wagen ist auch das Nachtlager von Michael Wiese und Katja Fredebeul. Geschlafen wird obenauf im Dachzelt.
Hannelore ist mehr als nur ein Auto: Der Wagen ist auch das Nachtlager von Michael Wiese und Katja Fredebeul. Geschlafen wird obenauf im Dachzelt. © Privat

Ebenso, wie sie die Hoffnung haben, dass ihre Hannelore sie bis dahin nicht im Stich lässt. Bislang macht das alte Schätzchen jedenfalls ordentlich mit. Gut, ein defekter Zigarettenanzünder, weil die beiden Ostwiger es mit dem Anschluss der Kühlbox wohl übertrieben hatten, ein defekter Scheibenwischer und eine kaputter Tacho. Aber nichts, was man nicht selbst schnell wieder in den Griff bekommen könnte, wenn man eine Leidenschaft für Autos hat. Auf die gute alte Hannelore ist eben Verlass!

Aber Abenteuer hin, Abenteuer her: Ist es nicht die Hölle, 7500 Kilometer lang den eigenen Partner auf dem Beifahrersitz zu haben? Schließlich sind Beziehungen schon auf deutlich kürzeren Strecken gescheitert. „Wir sind jetzt anderthalb Jahre zusammen. Wenn wir diese 16 Tage überstehen, können wir uns wirklich sicher sein, dass es passt“, sagt die 29-Jährige und lacht. „Und bis jetzt sieht es mal ganz gut aus“, ergänzt Michael Wiese durchaus optimistisch.

  • Für die Nächte haben Michael Wiese und Katja Fredebeul ein Dachzelt auf ihrem 3er-BMW installiert. Ob sie zwischendurch auch mal in eine Blockhütte oder ein Hostel wechseln, wollen sie spontan entscheiden.
  • Mit „Hannelore“ trägt der 3er-BMW aus dem Jahr 1988 übrigens den Namen der Erstbesitzerin, die den Wagen lange gefahren ist.
  • Das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe ist ein zweites Zuhause auf Zeit für unheilbar kranke Kinder und Jugendliche und ihre Familien. Die Mitarbeitenden gestalten die gemeinsame Zeit ab der Diagnose möglichst sinnvoll, mit viel Freude, Lebenslust und schönen Momenten. Die Kinder- und Jugendhospizstiftung Balthasar sichert diese Arbeit dauerhaft mit Erträgen aus dem Stiftungsvermögen. Die Gesamtkosten von Deutschlands erstem Kinderhospiz werden zu rund 50 Prozent über Spenden finanziert. Informationen zum Kinderhospiz gibt es unter www.kinderhospiz-balthasar.de.
  • Unter „kmh_ontour“ kann man den Trip der beiden Ostwiger auch auf Instagram verfolgen. Außerdem haben sie unter https://kmh-on-tour.jimdosite.com einen Reiseblog eingerichtet, der täglich aktualisiert wird.