Wenholthausen. „Herr Anton“ ist der neue Dorfladen in Wenholthausen. Geöffnet ist er an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr. Technik macht’s möglich.

Bankfilialen, Bäckereien, Metzgereien - aus den Dörfern verschwinden immer mehr Läden. Ein herber Verlust für die Dorfbewohner. Auch vor Wenholthausen hat diese Entwicklung nicht Halt gemacht. Bereits vor Jahren hat dort der Dorf-Supermarkt für immer seine Pforten geschlossen. Doch jetzt gibt es eine Alternative - und die heißt „Herr Anton“.

Fabian Kayser hat es gewagt, eine neue Geschäftsidee zu vermarkten. Auf dem Gelände seiner Mühle am Passelweg hat er einen „Kiosk“ errichtet. Wobei der Begriff Kiosk eine leichte Untertreibung ist. Entstanden ist dort vielmehr ein kleines „Hightech-Verkaufshaus“. Es ist ein modernes Gebäude, das Kayser auf dem Gelände der historischen Wassermühle hat errichten lassen. Es steht im Gegensatz zu dem denkmalgeschützten Ensemble, fügt sich aber dennoch ein.

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Im Inneren des Häuschens stehen sieben Automaten bereit, die viele Wünsche erfüllen. Ob es Süßigkeiten für die Kinder sind, ein Bierchen für Spätheimkehrer oder Erfrischungen für Wanderer oder Radfahrer, die auf dem in unmittelbarer Nähe liegenden Sauerlandradring unterwegs sind. So weit, so gewöhnlich. Doch bei „Herrn Anton“ gibt es noch viel mehr. Von Sauerländer Spezialitäten für den Gourmet über Papiertaschentücher bis hin zu Toilettenpapier ist alles da. Entstanden ist ein besonderer Hofladen mit heimischen Produkten, zum Beispiel von der Fleischerei Schulte aus Eslohe, Nudeln aus Lüdingheim und Bier aus Grevenstein. Aber auch Hygieneartikeln, Gummibärchen oder Schokolade namhafter Hersteller finden sich in den Automaten. In einem gibt es sogar Heißgetränke und verschiedene Fertigsuppen.

Begeisterte Kinder

„Wir finden das toll. Da braucht man nicht immer nach Eslohe fahren, wenn man mal was trinken oder etwas Süßes möchte“, sind sich Paul Struwe und Luka Schulte, zwei Kinder aus dem Dorf, einig. An diesem Nachmittag kommen einige Kinder- zwei auch mit der Oma - und holen sich etwas aus dem Automaten. Weil die ersten Fächer bereits leer sind, muss Fabian Kayser nachfüllen. „Ich bin nach dem halben Jahr seit der Einführung dieser neuen Art des Einkaufens sehr zufrieden“, sagt er. Der Laden ist videoüberwacht. So kann Kayser per App immer sehen, was gekauft wird. „Das erleichtert eine gewisse Kontrolle, aber auch schnelles Nachladen“, erklärt Kayser.

Ob Nudeln, Klopapier, Getränke, Süßigkeiten oder Sauerländer Spezialiäten: „Herr Anton“ hat eine ganze Menge im Angebot.
Ob Nudeln, Klopapier, Getränke, Süßigkeiten oder Sauerländer Spezialiäten: „Herr Anton“ hat eine ganze Menge im Angebot. © Gudrun Schulte

Für Kayser ist es das ideale Konzept, um die fehlende Infrastruktur im Dorf zu ergänzen. Nebenan steht seine historische Mühle. Das Bauwerk ist dringend restaurierungsbedürftig. Seit dem Hochwasser im Juli 2021 ist das Mahlwerk stark abgesackt. Es bräuchte dringend finanzielle Unterstützung, um das kulturhistorische Denkmal langfristig zu sichern, denn es handelt sich immerhin um eine der urkundlich ältesten erwähnten Mühlen im Sauerland. Aber auch ehrenamtliche Helfer müssten gefunden werden, um das technische Denkmal tatkräftig zu retten.

Es gibt zwar einen Mühlenverein, der etwas brach lag - wie zuletzt viele andere Vereine. Nun aber will der Verein wieder durchstarten. Ohne zusätzliche Unterstützung jedweder Art wird es aber wohl nicht gehen. Am Deutschen Mühlentag, dem bevorstehenden Pfingstmontag, soll an der Mühle wieder gefeiert werden. Mit Führungen in der alten Mühle, Imbiss und Getränken soll wieder Leben auf der historischen Anlage herrschen. Und bei dieser Gelegenheit können die Besucher dann auch direkt Bekanntschaft mit „Herrn Anton“ machen.

  • „Herr Anton“ ist ein Konzept der Firma Hensing.
  • Die Mühle in ihrem heutigen Zustand wurde 1747 erbaut. Urkundlich erwähnt wird sie bereits im 14. Jahrhundert im Schatzungsregister der Grafen von Arnsberg.
  • Die Mühle ist mittlerweile die einzige Mühle in der Gemeinde Eslohe, an der der Deutsche Mühlentag am Pfingstmontag, 6. Juni, begangen wird.