Eslohe/Schmallenberg. Naturschützer aus Eslohe und Schmallenberg kritisieren den Regierungspräsidenten, der aufruft, alles für mehr Erneuerbare Energien zu tun.
Gegenwind erhält der Arnsberger Regierungspräsident Hans-Josef Vogel für seinen Aufruf an heimische Bürgermeister, alles für den schnellstmöglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien zu tun – zum Schutze von Frieden und Demokratie. Bürgerinitiativen und Naturschutzvereine aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Olpe reagieren ihrerseits in einem offenen Brief „mit Erstaunen und Unverständnis“ – darunter der Naturschutzverein Mitten im Sauerland aus Eslohe und der Naturschutzverein Schmallenberg.
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Darin heißt es, „Ihre Argumentationsketten sind für uns schlichtweg nicht nachvollziehbar“. Vogel sagte in seinem Brief, der Ausbau der Erneuerbaren Energien liege „im überragenden öffentlichen Interesse und diene der öffentlichen Sicherheit“. Die Naturschützer fragen im Umkehrschluss: „Würde ein moderater, dafür aber mit Weitsicht betriebener Ausbau der Erneuerbaren Energien dann im Gegenzug bedeuten, dass unsere Freiheit und Demokratie in Gefahr ist?“ Eine Unabhängigkeit sei durch die Erneuerbaren Energie nicht zu erreichen, weil man von der Verfügbarkeit von Sonne und Wind abhängig sei. Bereits jetzt betrage die installierte Leistung erneuerbarer Energien ca. 130 Gigawatt, demgegenüber stehe ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 80 Gigawatt – und dennoch könne man nur in Spitzenzeiten den Strombedarf nur annähernd durch erneuerbare Energien decken.
„Eine rein ideologisch geprägte Agenda“
Die Naturschützer kritisieren Vogels Forderung nach Windrädern in Wäldern und Landschaftsschutzgebieten: Das habe Folgen für das Ökosystem. „Neben Eifel und Senne ist das Sauerland eines der letzten naturnahen zusammenhängenden Gebiete mit großen Waldbeständen in NRW, die sinnvoll aufgeforstet und dann als CO2-Senke, Wasserspeicher, Grundwasserbildung und Bodenerosionsschutz entsprechend geschützt werden müssen. Nicht vergessen dürfen Sie den enormen Kühlungseffekt der Wälder. All diese Fähigkeiten des Waldes sind für den Klimaschutz unabdingbar“, heißt es.
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Die Naturschützer erinnern den Regierungspräsidenten daran, dass der Landesentwicklungsplan bei der Windkraft einen besonderen Schutz aller Waldflächen vorsehe, der nur in äußersten Ausnahmen aufgeweicht werden dürfe: Windräder seien daher ausschließlich auf Freiflächen an geeigneten Standorten zulässig. Vogelarten wie Schwarzstorch und Rotmilan müssen bei dem Ausbau der Windkraft hinreichend geschützt werden: „Der von Ihnen geforderte Ausbau der Windenergie im Wald und in Landschaftsschutzgebieten steht im eklatanten Widerspruch zu den rechtlichen internationalen und nationalen Vorgaben zur Erhaltung und zum Schutz der heimischen Artenvielfalt.“
Auch die Naturschützer sagen, es müsse sich bei der Energieversorgung Deutschlands etwas ändern, „aber dies darf nicht durch blinden Aktionismus erfolgen“: „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird nur auf Akzeptanz stoßen, wenn er in einem geregelten und weitsichtigen Rahmen erfolgt.“ Der Ausbau dürfe nicht durch ein Aufweichen der bestehenden Gesetze des Arten- und Naturschutzes sowie des Anwohnerschutzes forciert werden. Und: „Es darf nicht sein, dass eine rein ideologisch geprägte Agenda (Windräder = Klimaretter = Weltenrettung) zur unwiederbringlichen Zerstörung unserer Natur und Landschaft führt, ohne dass dadurch weder der Erderwärmung noch dem Artensterben Einhalt geboten würde.“
>>> HINTERGRUND <<<
Der Regierungspräsident hat in seinem Brief die Bürgermeister aufgefordert: „Die kurzfristige Realisierung sämtlicher Formen Erneuerbarer Energien sollte kommunal ermöglicht bzw. unterstützt werden.“ Bereits „aufgegleiste Projekte“ sollten prioritär zum Abschluss kommen, damit die Anlagen schnellstmöglich errichtet werden können. Der RP betont gegenüber den kommunalen Spitzenpolitikern: „Wir brauchen wirklich alles: Windkraftanlagen auch im Wald, auch in Landschaftsschutzgebieten.“