Freienohl. In Freienohl entsteht gerade eine neue Filiale des Fahrrad-Fachmarktes „Lucky Bike“. Was der Geschäftsführer über den Standort denkt.

Der Spatenstich ist getan, am Standort des neuen Fahrrad-Fachmarktes in Freienohl laufen die Bauarbeiten. Einziehen wird dort mit „Lucky Bike“ einer der größten Fahrradhändler Deutschlands mit seiner dann 30. Filiale. Zum Markt wird auch eine eigene Werkstatt samt Teststrecke gehören. Einer der Mitgesellschafter und Geschäftsführer von „Lucky Bike“ ist Christoph Rosenthal (Münster), der sich für Freienohl stark macht – weil er auch eine persönliche Beziehung zum Standort hat.

Wie ist der aktuelle Zeitplan für den neuen Markt?

Christoph Rosenthal Es zieht sich noch ein bisschen hin. Wir wollen im Februar/März 2023 eröffnen. Ursprünglich war das schon für dieses Jahr geplant, aber es fehlten noch Genehmigungen. Aber das Projekt geht voran.

Christoph Rosenthal ist Mitgesellschafter und Geschäftsführer von „Lucky Bike“.
Christoph Rosenthal ist Mitgesellschafter und Geschäftsführer von „Lucky Bike“. © Privat

Wie sind Sie auf Freienohl gekommen? Wäre nicht auch Meschede selbst interessant gewesen?

Die Expansion von Lucky Bike liegt zum Teil mit in meinen Händen, ich kümmere mich dabei schwerpunktmäßig um unsere Expansion im nördlichen Bereich. Ich bin in Wennemen aufgewachsen. Da gibt es also alte Verbindungen nach Meschede. Wir haben immer mal wieder mit der Stadtverwaltung gesprochen. Vor ein paar Jahren, als der Henne-Ruhr-Markt in Meschede entstand, sind wir auch angesprochen worden, ob wir nicht mit einziehen wollten. Aber von der Größe passte das nicht. Ich habe immer gesagt, eigentlich wäre der ideale Standort an meiner alten Mofa-Strecke von Wennemen nach Olpe unten am Bahnhof in Freienohl! (lacht)

Und daraus wurde dann tatsächlich etwas? Was spricht denn für Freienohl?

Die Autobahnnähe und die schnelle Erreichbarkeit von allen größeren Städten sprechen für den Standort in Freienohl. Man ist schnell in Meschede, Bestwig, in Sundern oder in Arnsberg und Neheim-Hüsten. Auch über den Bahnhof kommt man schnell nach Freienohl. Und den Obi und die Tankstelle kennt auch jeder im Umkreis von 30 bis 35 Kilometern. Das war schon mein Wunschstandort. Letztlich hat Peter Schulte von der Sparkasse Mitten im Sauerland das auch möglich gemacht: Mit ihrer Immobilien-Gesellschaft ist sie der Investor des Marktes.

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Ist das Teil einer Strategie, sich auch kleinere Standorte anzuschauen?

Wir schauen gar nicht, ob klein oder groß. Wir schauen, wo es für uns Sinn macht. Natürlich bieten sich Städte an, da hat man große Einzugsgebiete direkt vor der Tür. Den Hochsauerlandkreis müssen wir uns erschließen. Aber wir denken, dass wir das hinbekommen. Fahrräder sind einfach angesagt, und unsere Markenvielfalt, unser Service und unsere Auswahl sind einzigartig. Dafür nehmen die Leute auch weitere Wege zu einem Markt in Kauf.

Alle Welt redet von E-Bikes. Ist das klassische Fahrrad überhaupt noch nachgefragt?

Auf jeden Fall! Das E-Bike hat gerade mal einen Marktanteil von unter 50 Prozent. Man meint zwar, überall E-Bike-Fahrer zu sehen, weil man ständig darüber liest und alle davon reden. Dabei beachtet man den normalen Fahrradfahrer vielleicht gar nicht mehr so.

Baustelle für neuen Fahrrad-Fachmarkt von Lucky Bike.
Baustelle für neuen Fahrrad-Fachmarkt von Lucky Bike. © Stefan Pieper

Wie ist denn die Situation am Fahrradmarkt? Gibt es genügend Nachschub?

Nein, den gibt es nicht. Aufgrund unserer Größe bekommen wir natürlich Fahrräder geliefert. Aber wir sind auch nicht in der Situation, ein Lager aufzubauen. Das heißt: Was hinten reinkommt, das wird vorne im Geschäft gleich wieder verkauft. Das wird sich auch noch eine ganze Zeit so hinziehen. Woran liegt das? An Corona, um es auf den Punkt zu bringen. Es wird ja fast alles in Südostasien produziert, was mit Fahrrädern zu tun hat. Die Fabriken in China, in Vietnam, Malaysia, Taiwan, wo die großen Hersteller sitzen, mussten auch bei den Lockdowns schließen. Dadurch hat sich unheimlich viel aufgestaut. Dazu kommt die riesige Nachfrage weltweit nach Fahrrädern. Denn es gibt ja nicht nur einen Fahrrad-Boom in Deutschland. Dann gab es noch den Stau mit Containern in Häfen: Das ist auch noch nicht abgearbeitet. Und unsere Branche ist auch von dem gleichen Problem wie die Automobilindustrie betroffen: Es fehlen Chips und Kabelbäume für E-Bikes.

Was ist gerade angesagt auf dem Markt?

Im Trend sind gerade Gravel Bikes, quasi Rennräder mit etwas breiteren Reifen, die man auch querfeldein fahren kann und die so zu Reise-Fahrrädern umgebaut sind. Und natürlich E-Bikes in allen Formen.

Zur Person

Christoph Rosenthal ist 59 Jahre alt. Er ist aufgewachsen in Wennemen, besuchte das Städtische Gymnasium in Meschede.

Während des Studiums arbeitete er in einem Fahrradgeschäft. Dort entdeckte er, wie er sagt, die Leidenschaft dafür und eröffnete selbst ein erstes kleines Geschäft.

„Lucky Bike“ gibt es seit 1994. Der Hauptsitz ist in Bielefeld, die derzeit 29 Filialen sind über ganz Deutschland verteilt.

In Freienohl ist eine Gewerbehalle mit 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche geplant, dazu kommen weiter 500 für Büro- und als zusätzliche Nutzfläche.