Remblinghausen/Hamburg. Anna Wulf malt nackte Körper und Tiere. Die Bilder stehen für Diversität. Die queere Künstlerin kämpfte im Sauerland gegen Vorurteile.
Anna Wulf (31) liebt es bunt. Knallbunt. Im Hamburg verkauft die Künstlerin ihre großformatigen Bilder, die sich alle mit dem Thema Diversität beschäftigen. Wulf bezeichnet sich selbst als queer und wuchs in Meschede-Remblinghausen auf.
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Wie sind Sie zur Malerei gekommen?
Ich wollte schon immer Kunst machen. Gemalt habe ich schon als Kind. Seitdem ich denken kann, hat meine Mutter gemalt und mich inspiriert. Von ihr habe ich sicher mein Talent geerbt. Früher habe ich eher versucht, Bilder so genau wie möglich abzumalen. Heute habe ich meinen eigenen Stil entwickelt. Beziehungsweise bin immer noch dabei, ihn weiter zu entwickeln.
Wie beschreiben Sie Ihre Bilder?
Ich male abstrakte, moderne Bilder mit Mensch und Tier. Sie bilden alle das Thema Diversität ab. Sie stehen für mehr Toleranz, Akzeptanz und Respekt. Sie sollen den Betrachter mit diesen Themen konfrontieren, ihn dazu bringen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Meine Figuren sind zum Beispiel nie geschlechtlich zuzuordnen, haben ganz unterschiedliche und oft bunte Hautfarben oder keine Gliedmaßen.
Woher kommt dieser Schwerpunkt?
Diese Themen betreffen mich auch persönlich. Ich bezeichne mich selbst als queer und würde meine eigene Geschlechtsidentität nicht der zweigeteilten Geschlechterordnung unterordnen, da ich Geschlecht als Spektrum sehe. Es war nicht leicht meine Identität zu finden und ich war dabei auch mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert. Deswegen ist es mir heute ein großes Anliegen für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz von Vielfalt einzustehen.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Diskriminierungen habe ich hauptsächlich in meiner Schulzeit erfahren. Andere haben mir beispielsweise Beleidigungen hinterher gerufen und meine sexuelle Orientierung war generell sehr oft Thema. Mir wurde häufig geraten, dass ich damit besser nicht so hausieren gehen sollte, also ein Teil meiner Identität verstecken sollte, um nicht benachteiligt zu werden. Auch mein Gefühl sagte mir, dass ich dieses Detail nicht jedem Menschen erzählen kann.
Wie sind Sie dann damit umgegangen?
Ich hatte viele Freunde, die mich sehr unterstützt haben. Ab etwa 16 Jahren habe ich außerdem das „Sunrise“ in Dortmund besucht. Das ist eine Jugendbildungs- und Beratungseinrichtung für Jugendliche, die sich der LGBTQIA+ Gemeinschaft zugehörig fühlen. Dort konnte ich andere gleichgesinnte Menschen treffen und die Erfahrung machen, dass ich nicht alleine bin und vor allem gut bin, wie ich eben bin. Das hat mir sehr dabei geholfen meine Identität zu finden und anzunehmen.
Woher Inspiration?
Ich schaue mir Kunst an, lasse mich aber auch von Fotografien oder ganz alltäglichen Dingen inspirieren. So ergibt sich dann in meinem Kopf schon von ganz alleine eine Idee für ein neues Bild.
Wie entsteht ein Bild?
Meist habe ich schon eine Vorstellung des Bildes in meinem Kopf. Manchmal male ich es auch direkt auf Leinwand, ohne Skizze und lasse mich leiten. Ich male auf Leinwand mit Acrylfarben, Pastellkreiden und sprühe mit Acrylspray. Die Dauer von Skizze bis zum fertigen Bild ist ganz unterschiedlich und hängt ab von der Größe der Leinwand, aber auch wie komplex das Thema ist, das ich abbilden möchte.
Wer gehört zur Zielgruppe Ihrer Bilder?
Bis jetzt interessieren sich Menschen zwischen 20 und 40 Jahren, die den abgebildeten Themen offen gegenüber stehen, für meine Bilder.
- Anna Wulf ist 31 Jahre jung, arbeitet als Sozialpädagogin. Hier Profil bei Instagram heißt www.instagram.de/mettwulf
- Seit 2019 lebt sie in Hamburg. Dort arbeitet sie in einer Suchtberatungsstelle mit integriertem Konsumraum für Drogenabhängige Menschen und mache Straßensozialarbeit auf St. Pauli.