Velmede. Sechs Wochen können sich manchmal ganz schön ziehen. Diese Erfahrung hat Ingo Krey als Inhaber des Highway Man gemacht. Und er freut sich drüber.
Chicken Wings? Burger? Eine amerikanische Bar in Velmede? Das ist eine nette Idee, aber es wird nicht lange gut gehen! Ingo Krey erinnert sich noch genau an die Worte, die ihm so manch einer bei der Eröffnung seines Highway Man damals mit auf den Weg gegeben hat. Sechs Wochen hat man ihm und seinem Lokal damals gegeben. Maximal. Auf den Tag genau 20 Jahre ist das nun her. Den Highway Man gibt es immer noch - und er hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten prächtig entwickelt.
Selbstständigkeit mit 21 Jahren
21 Jahre alt war Ingo Krey, als er damals den Pachtvertrag für das Objekt an der Bundesstraße in Velmede unterzeichnete. 22 Jahre alt war er, als er das Lokal schließlich eröffnete. Aber wieso eigentlich amerikanisch? „Ganz einfach“, sagt Krey heute. „Weil es das damals im ganzen Umkreis nicht gab. „Wer damals einen Burger essen wollte, der musste nach McDonalds. Das war’s“. Dönerläden und Pizzerien gab es auch damals schon reichlich. „Und hinter einer Fachwerkfassade Schweinebraten mit Knödeln zu verkaufen, wäre auch nicht sonderlich originell gewesen“, sagt Ingo Krey und lacht. Ja, es sei ein Wagnis gewesen damals. Bereut habe er den Start in die Selbstständigkeit aber niemals. „Natürlich macht das alles mal mehr und mal weniger Spaß“, sagt der gelernte Koch und Konditor. Aber das sei schließlich bei allen anderen Jobs nicht anders.
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Vieles hat sich in 20 Jahren verändert. Die Einführung des Rauchverbots in Gaststätten, eine veränderte Ausgehkultur. Frühschoppen gibt es kaum noch. Und auch zum damals beliebten Feierabendbier verirrt sich heute kaum noch jemand in eine Kneipe. Auf all das hat Ingo Krey reagiert. Mit Erfolg. Aus der Kult- und Szenekneipe von einst, ist im Laufe der Jahre ein echtes US-amerikanisches Restaurant geworden. Während es in den Anfängen gerade einmal vier Burger, Chicken Wings und Pommes auf der Speisekarte gab, stehen inzwischen 40 Gerichte darauf: Salate, Steaks, Fingerfood, Burger. „Ein schleichender Prozess“,wie Ingo Krey sagt. Inzwischen kommen die Gäste hauptsächlich, um zu Essen und nebenbei etwas zu trinken. Lange Zeit war es genau andersherum.
„Das ist natürlich nicht so prickelnd“
Zuletzt hat auch Corona eine ganze Menge verändert. Das wiederum sind Veränderungen, auf die Krey - ebenso wie alle anderen Gastronomen - gern verzichtet hätte. „Wenn du 18 Jahre lang Gäste bewirtest und darfst quasi von heute auf morgen das Essen nur noch durchs Fenster deiner Burger-Klappe schieben, dann ist das natürlich nicht so prickelnd“, sagt er. Und nun jeden Gast vorm Eintritt ins Lokal zu kontrollieren, mache auch nicht unbedingt Spaß. Vieles habe sich aber im Laufe der Zeit eingespielt. Und letztlich sei auch die Einrichtung der Burger-Klappe eine Entscheidung gewesen, die sich als goldrichtig erwiesen habe. Denn: Obwohl Restaurantbesuche inzwischen wieder möglich sind, geht beim Highway Man parallel immer noch eine ganze Menge Essen durchs Fenster, während im Innenraum endlich wieder die Gäste mit dem Besteck klappern.
Keine große Feier
Im Gegensatz zum 15. Geburtstag will Ingo Krey den runden 20. nicht groß feiern. „Aus meiner Sicht ist aktuell nicht die richtige Zeit für große Feierlichkeiten“, sagt er, während im Hintergrund immer wieder das Telefon klingelt und Essensbestellungen und Reservierungen eingehen. Es läuft im Highway Man. Auch nach 20 Jahren noch. Wie hieß es doch in einem Glückwunschschreiben zum 15-jährigen Bestehen angesichts der anfänglichen Unkenrufe so schön: „Sechs Wochen können ganz schön lang sein“.
- Seit der Eröffnung hat sich Ingo Krey immer wieder mit großer Leidenschaft für soziale Projekte engagiert. Die Liste der freudigen Empfänger ist lang. Dazu zählen u.a. die Offene Ganztagsschule, der St. Andreas-Kindergarten, die Villa Kunterbunt, die Jugendfeuerwehr, der Jugendtreff „Mittendrin“, die KJG und etliche Abteilungen des TuS Velmede-Bestwig mit großem Augenmerk auf die Jugendabteilung. Und auch nach einem Hochwasser in Bestwigs Partnergemeinde Niederwiesa hat sich der Highway Man engagiert.
- Kreys Engagement hat sogar dazu geführt, dass es in Ambalangoda auf Sri Lanka einen Highway Man gibt. Dort hatte ein Tsunami 2004 den Coffeeshop und damit die Lebensgrundlage einer Familie zerstört. Von den Spenden konnte das Gebäude wieder instand gesetzt werden und Teile der Einrichtung erneuert werden. Dafür war die Familie so dankbar, dass sie ihr Geschäft in „Highway Man Ambalangoda“ umbenannte.