Meschede. Die Angst vor dem Einsatz von Atombomben im Ukraine-Krieg hat die Nachfrage nach Jod-Tabletten in Meschede erhöht. Das sagen die Apotheker.

Jodtabletten – Ja oder nein? Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine und einer möglichen Gefahr von Angriffen auf Atomkraftwerke steigt auch in Meschede die Nachfrage nach den hoch dosierten Präparaten. Die Mescheder Apotheker warnen jedoch dringend vor Panik und einer anlasslosen Einnahme.

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Lieferengpass bei einzigem Hersteller aus Österreich

G.L. Pharma, der einzige Hersteller der hoch dosierten Jod-Präparate, meldet Lieferengpässe, die auch die heimischen Apotheken zu spüren bekommen. Während es in manche Apotheken Anfragen zu den Jodtabletten gab, war in anderen kein gestiegenes Interesse der Kunden zu spüren.

Ernsthafte Schäden durch hoch dosiertes Jod

Klaus Mörchen, Sprecher der Mescheder  Apothekerschaft.  
Klaus Mörchen, Sprecher der Mescheder Apothekerschaft.   © Unbekannt | Privat

Von acht Anfragen nach Kriegsbeginn berichtet Apothekerin Christiane Rips von der Ruhrapotheke. Diese Kunden musste sie jedoch vertrösten, da „Kaliumiodid Lannacher (65 mg)“ aktuell nicht lieferbar ist. Sie erklärt das Prinzip der Nachfrage folgendermaßen: „Wenn in jeder Apotheke deutschlandweit zwei Leute Jodtabletten kaufen, ist das Produkt ausverkauft, weil es normalerweise nicht gebraucht wird.“ Rips warnt dringend vor einer anlasslosen Jodeinnahme, dies könne ernsthafte Schäden verursachen.

Bevölkerung wird durch den Bund versorgt

Auch an der Brunnen-Apotheke und in der Bärenapotheke an der Le-Puy-Straße gab es vereinzelte Anfragen. Die jeweiligen Inhaber Klaus Möhrchen und Johannes Wilmers raten jedoch davon ab, sich mit dem speziellen Arzneimittel einzudecken. Wilmers: „Im Fall der Fälle wird die Bevölkerung vom Bund versorgt, dort werden spezielle Vorräte vorgehalten.“ Würden sich jetzt private Haushalte eindecken, wäre das Präparat eventuell nicht dort verfügbar, wo es gebraucht werde.

189,5 Millionen Tabletten eingelagert

Laut Mörchen, Sprecher der Mescheder Apotheker, haben die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland 189,5 Millionen hoch dosierte Kaliumiodid-Tabletten(Jod-Tabletten) eingelagert, um diese bei Bedarf an die Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um den Unfall-Reaktor auszugeben. „Eingenommen werden sollten die Tabletten ausschließlich nachausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden“, betont Klaus Mörchen.

Aootheke am Brunnen in der Mescheder Innenstadt: Anfrage nach Jod-Tabletten ist auch hier gestiegen.
Aootheke am Brunnen in der Mescheder Innenstadt: Anfrage nach Jod-Tabletten ist auch hier gestiegen. © Bongard | Unbekannt

Helfen nicht gegen Caesium, Strontium oder Plutonium

In der Nord-Apotheke gab es bislang keine Anfragen. Apotheker Dr. Dominic Vosshage ordnet ein: „Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte.“ Die Tabletten dienen als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. Gegen andere radioaktive Stoffe, wie Caesium, Strontium oder Plutonium, helfen die Tabletten nicht.

Jod in der Schilddrüse

  • Aus einem Kernkraftwerk kann durch einen Unfall oder einen Angriff radioaktives Jod austreten. Dieses würde –genau wie das Jod, das über Lebensmittel aufgenommen wird – in der Schilddrüse gespeichert. Schilddrüsenkrebs kann die Folge sein.
  • Um in einem solchen Fall die Aufnahme von radioaktivem Jod zu blockieren, reicht im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumiodid als Notfallmedikament („Jodblockade“).
  • Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jodtabletten einnehmen. Denn diese erhöhen das Risiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen.
  • Nicht verwechseln sollte man diese hoch dosierten Jod-Tabletten mit denen, die manche Patienten regelmäßig zur Jodsubstitution einnehmen müssen, denn „die wären im Falle einer Freisetzung radioaktiven Jods um das 100- bis 1000-Facheunterdosiert“.