Meschede. Eine Nachricht wird in Meschede geteilt: „Heute Abend Glockenläuten für die Ukraine.“ Was dahintersteckt und warum die Glocken stumm blieben.

Die Nachricht elektrisierte viele Menschen im Sauerland: „Heute Abend um 20 Uhr werden die Kirchenglocken läuten. Dies ist eine Aktion, die europaweit und zeitgleich in London (19 Uhr), Zentraleuropa (wir), Kiew (21 Uhr) und Moskau (22 Uhr) stattfindet. Schaltet auch die Lichter in Euren Häusern so lange aus, um Putin zu zeigen, dass wir lieber im Dunkeln sitzen als sein Gas und Öl zu kaufen. Leitet diese Nachricht bitte weiter.“

Ein Zeichen setzen gegen den Krieg

Der Wunsch, ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen war groß. Die Nachricht wurde in den sozialen Medien von WhatsApp bis Facebook geteilt. Doch um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit blieben die Glocken von Meschede bis Schmallenberg still. Viele Menschen waren enttäuscht.

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Mimikama, ein österreichischer Verein über Internetmissbrauch, klärte schon um kurz nach 19 Uhr über den Kettenbrief (auch Hoax) auf: Ein Problem sei das Wort „Heute“. „Es wird hier leider kein Datum genannt. War der Kettenbrief also gestern bereits unterwegs, war gestern bereits das ,Heute’“. Es fänden sich zudem im Netz keinerlei verwertbaren Informationen, die auf eine europaweite Aktion hinweisen würde, nur viele kleinere mit unterschiedlichen Uhrzeiten.

Kein Fake: Doch trotzdem hilft das Teilen eines solchen Kettenbriefes niemand

Trotzdem spricht Mimikama nicht von einem Fake: „Menschen möchten handeln und helfen. Das ist auch völlig legitim.“ Der Verein warnt allerdings wie immer davor, ungeprüfte Nachrichten zu verbreiten: „Mit Aktionen, die es vielleicht nicht in dieser Form gibt, ist auch niemandem geholfen.“

Zuletzt hatten in Meschede am Sonntagabend, 27. Februar, um 18.30 Uhr tatsächlich die Glocken für zehn Minuten geläutet. Anlass waren Friedensgebete im Gedenken an die Ukraine. Dabei waren die Kirchengemeinden einem Aufruf der Deutsche Bischofskonferenz, der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) gefolgt.

Aufruf der Dombaumeister für Donnerstag

Auch wenn die Glocken also am Mittwochabend nicht läuteten, am Donnerstagmittag taten sie es vereinzelt. Dazu hatte wiederum die Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister und Hüttenmeister aufgerufen. Doch in Meschede läuten sowieso die meisten Kirchen mittags und für Lydia Webelhaus, Küsterin der St.-Walburga-Kirche, war der Aufruf nicht klar kommuniziert: „Außerdem kann ich ja auch nicht einfach in den ,Engel des Herrn’ reinläuten.“