Eslohe. Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch betreiben die einzige Hebammenpraxis in Eslohe. Corona brachte die beiden auf eine ganz besondere Idee.

Die Wände der Esloher Hebammenpraxis sind voll mit Babyfotos und Dankeschön-Karten. In 20 Jahren ist ganz schön was zusammengekommen: Rund 2000 werdende Mütter haben Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch seit der Gründung der Praxis am 1. Februar 2002 begleitet - haben mit ihnen die Vorfreude genossen, das Glück geteilt und ihnen die ein oder andere Sorge genommen. Und das machen Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch auch nach 20 Jahren immer noch so gern wie am ersten Tag. Es sei ein erfüllender Beruf sagen die beiden. „Und hier auf dem Land ist der Beruf noch einmal doppelt so schön“, ergänzt Mechtild Wiethoff-Koch und lacht: „Du hast keinen Stau und musst nicht ständig einen Parkplatz suchen.“

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Und außerdem kennt man sich auf dem Land. Vor allem das sei schön. Immer wieder treffen die beiden Hebammen die Babys von einst wieder - sei es als Sternsinger oder als Bambini-Kicker in der Mannschaft, die der Ehemann trainiert. „Inzwischen ist es ja sogar schon so, dass wir die Babys von damals heute als werdende Mutter betreuen. „Da fühlt man sich schon ein bisschen alt“, sagt Tina Feldmann und schmunzelt.

Freundschaften entwickelt

Mit Freude verfolgen die zwei seit 20 Jahre indes, dass sich in den Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen nicht selten echte Freundschaften entwickeln. Mechtild Wiethoff-Koch erinnert sich noch gut daran, wie sie vor einigen Jahren im Kurpark auf eine Gruppe Mütter aus einem ihrer ehemaligen Kurse traf. Die Kinder waren inzwischen neun Jahre alt. „Das ist schon eine tolle Sache“, freut sie sich.

Erlebt haben die beiden Hebammen in den vergangenen 20 Jahren eine ganze Menge. In Erinnerung geblieben ist Tina Feldmann vor allem eine werdende Mutter, die sich bei ihr meldete, weil sie „leichte“ Wehen hatte. Leicht waren die allerdings keineswegs. „Die habe ich direkt ins Auto gepackt, um mit ihr nach Lennestadt ins Krankenhaus zu fahren“, erinnert sich Feldmann. „So schnell war ich in meinem ganzen Leben noch nicht dort“, ergänzt sie und lacht. Aber immerhin sei es spät am Abend gewesen. Weil Tina Feldmann zum damaligen Zeitpunkt noch Beleghebamme in Lennestadt war, brachten die beiden im Kreißsaal gemeinsam das gesunde Kind zur Welt.

Nicht lange gezögert

Die Esloher Hebammenpraxis ist auch nach 20 Jahren immer noch die einzige in der Gemeinde. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über rund 25 Kilometer bis in den Kreis Olpe. Frauen aus Fretter, Elspe, Serkenrode - aber auch aus Kirchrarbach und Dorlar kommen zu Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch. Oder vielmehr Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch kommen zu ihnen. Denn die Kurse machen nur einen kleinen Teil der Arbeit aus. Schließlich betreuen die beiden die Mütter nach der Geburt bis zum Ende der Stillzeit.

Zusammengearbeitet haben Tina Feldmann und Mechtild Wiethoff-Koch bereits vor der Gründung der gemeinsamen Praxis. Begonnen hat die ganze Geschichte um die Jahrtausendwende mit gemeinsamen Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen in den Räumen des Kindergartens St. Peter und Paul und des Regenbogenkindergartens. Als dann im Januar 2002 die Anfrage ihres heutigen Vermieters kam, ob sie nicht Interesse daran haben, in seinen Räumen an der Hauptstraße 88 eine Hebammenpraxis zu eröffnen, zögerten die zwei nicht lange.

Lange Zeit zu dritt

Innerhalb weniger Wochen wurden die Räume hergerichtet. „Gemeinsam mit unseren Männern haben wir alles selbst gemacht“, sagt Tina Feldmann. „Wir“, das war zum damaligen Zeitpunkt auch noch Anke Kenter, die bis vor Kurzem zum Team gehörte. Während sie sich inzwischen beruflich verändert hat, haben Wiethoff-Koch und Feldmann an einen solchen Schritt noch keinen Gedanken verschwendet. Dafür lieben sie ihren Job viel zu sehr. Tina Feldmann ist inzwischen zwar keine Beleghebamme mehr, dafür hat sie 2020 eine Zusatzausbildung zur Familienhebamme gemacht und kümmert sich seitdem neben ihrer Selbstständigkeit noch als Angestellte der Caritas Lennestadt um Mütter mit einem besonderen Betreuungsbedarf - sei es, weil sie alleinerziehend oder sehr jung sind, weil sie finanzielle oder gesundheitliche Probleme haben oder sich in ihrer Partnerschaft nicht gut fühlen.

Alltag auf den Kopf gestellt

Die Corona-Krise hat zeitweilig auch den beruflichen Alltag von Mechtild Wiethoff-Koch und Tina Feldmann auf den Kopf gestellt. Zum Teil mussten die Kurse in der Turnhalle des SuS Reiste stattfinden, um den vorgeschriebenen Abstand wahren zu können. Zeitweise war aber auch selbst das nicht möglich. Wie so vieles andere während der Pandemie mussten und müssen die Kurse aktuell online stattfinden. „Das ist zwar besser als nichts, aber wirklich schön ist das nicht“ sagt Tina Feldmann. Schließlich gehe es in den Kursen um den Körper - um Gefühle, ums Loslassen und ums Spüren. Das sei online nur schwer zu vermitteln.

Geburtsvorbereitung im Kurpark

Die zwei können der Krise aber durchaus auch etwas Positives abgewinnen. „Ohne Corona wären wir sicher niemals auf die Idee gekommen, einen Geburtsvorbereitungskurs im Kurpark und einen Rückbildungskurs an der Rochuskapelle zu veranstalten“, sagt Wiethoff-Koch und gerät ins Schwärmen, wenn sie an die dort stattgefundenen Kurse zurückdenkt. „Auch, wenn man immer hoffen musste, dass das Wetter mitspielt, war das eine ganz tolle Erfahrung“, sagt sie. So toll, dass nun öfter Kurse unter freiem Himmel stattfinden sollen - auch dann, wenn Corona hoffentlich irgendwann mal kein Thema mehr sein wird.

Die Pandemie ist allerdings auch der Grund dafür, dass die beiden Hebammen das 20-jährige Bestehen ihrer Praxis nicht so gebührend feiern können, wie sie es gern getan hätten - so wie damals das Zehnjährige: als großes Fest mit Hüpfburg, Kinderschminken und Tombola. All das soll nun zum 25-jährigen Bestehen nachgeholt werden. Und bis dahin sind die Wände der Praxis dann noch ein bisschen voller geworden - mit Babyfotos und vielen weiteren Erinnerungen.

  • Wer mehr über die Esloher Hebammenpraxis wissen möchte, kann sich unter www.esloher-hebammenpraxis.de über die Arbeit von Mechtild Wiethoff-Koch und Tina Feldmann informieren.
  • Erreichbar ist die Praxis unter 02973/9759889.