Bremke. Streik in Bremke: Die Mitarbeiter der Firma Rüther haben nach einem Aufruf der IG Metall am Dienstag die Arbeit niedergelegt. Die Details.

Mit einem Warnstreik bei der Rüther GmbH in Bremke haben Belegschaft und IG Metall am Dienstag ein Zeichen gesetzt und klar gemacht, dass es so wie zuletzt nicht weitergehen kann und darf. Seit mehr als einem Jahr laufen nach Angaben von Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer Sven Schumann Gespräche mit der Geschäftsleitung. Das Ziel: Ein Haustarifvertrag. Seit einem Jahr, so sein Vorwurf, sei kaum Bewegung in die Sache gekommen.

Das letzte Gespräch habe am 11. November des vergangenen Jahres stattgefunden. Am 21. November schließlich habe man der Geschäftsführung der Hupfer-Gruppe mit Sitz in Coesfeld, zu der die Firma Rüther gehört, ein Komplettangebot unterbreitet. „Bis zum heutigen Tag hat es seitens der Geschäftsführung weder eine Stellungnahme noch eine Gegenforderung gegeben“, kritisierte Schumann gestern. Man sei mit Blick auf den bisherigen Ablauf fassungslos und nicht mehr länger bereit abzuwarten, betonte er bei der Kundgebung vor den Werkstoren und erntete dafür den Applaus der versammelten Belegschaft, die um Punkt 13 Uhr die Arbeit niedergelegt hatte.

Die Gewerkschaft wirft dem Arbeitgeber vor, sich in den letzten Verhandlungen nur zögerlich bewegt zu haben. Die Unternehmensführung spiele auf Zeit und reagiere immer wieder nur mit sehr großem Verzug auf Forderungen, Angebote und Vorschläge. Bereits im April des vergangenen Jahres sei die erste Forderungsaufstellung verschriftlich worden. Eine Antwort habe man im Juli erhalten. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, kritisierte Schumann.

Rahmenbedingungen akzeptieren

Den Vorwurf, bewusst auf Zeit zu spielen, wies Helmut Schumacher, Geschäftsführer der Hupfer-Gruppe gegenüber unserer Zeitung entschieden zurück. Es sei zwar richtig, dass die Verhandlungen ungewöhnlich lange dauern. Das allerdings sei neben der Pandemie in erster Linie auch auf wechselnde Nichtverfügbarkeit von Gesprächspartnern und persönliche Krankheitsbilder zurückzuführen. „Auch uns geht das zu langsam“, so Schumacher. Er wünsche sich ebenfalls einen schnelleren Abschluss. „Wir müssen dabei aber die aktuellen Rahmenbedingungen akzeptieren“, betont er.

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Mit dem Warnstreik jedenfalls will die IG Metall erreichen, dass die Gespräche endlich mehr Fahrt aufnehmen und Bewegung in die Sache kommt. „Die Kolleginnen und Kollegen haben in der Corona-Krise unter schwierigsten Bedingungen ihre Arbeit geleistet. Sie haben ein Recht, beteiligt zu werden und ihre Arbeitsbedingungen tariflich absichern zu lassen. Wir erwarten ein verhandelbares Angebot“, heißt es im Aufruf der Gewerkschaft. Es gelte Druck zu machen für die nächste Verhandlung.

„Aus unserer Sicht nicht akzeptabel“

Zwar würden bei der Firma Rüther einige Aspekte und Bedingungen aus dem Manteltarifvertrag bereits berücksichtigt, sagt Schumann und nennt etwa den Anspruch auf 30 Tage Urlaub als Beispiel. „Es geht uns allerdings darum, die Punkte in einem Haustarifvertrag schriftlich zu fixieren, damit die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas in der Hand haben und wissen, worauf sie sich beziehen können“, sagt er. Hinzu komme weiterhin, dass es etwa beim Urlaubsgeld keine einheitliche Regelung gebe. Ein Teil der Mitarbeiter bekomme 50 Prozent brutto vom Monatslohn, ein anderer Teil 50 Prozent pro Urlaubstag. „Entsprechend kommen dabei völlig unterschiedliche Summen heraus und das ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel“, sagt Schumann.

Sicherheit, Gerechtigkeit und Wertschätzung

Im Prinzip gehe es um exakt drei Dinge für die Rüther-Belegschaft: Sicherheit, Gerechtigkeit und Wertschätzung. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Tarifierung der vorhandenen Arbeitsbedingungen samt Vereinbarung zum Thema Entgeltsicherung, einen Kündigungsschutz für ältere Beschäftigte sowie die Übernahme der Auszubildenden, um jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Außerdem erwartet sie Regelungen zum Urlaubsgeld, zum Weihnachtsgeld und zu Zuschlägen. Nicht zuletzt gehe es aber auch um eine Entgelterhöhung analog der Metall-und Elektroindustrie, sagt Schumann. Seit 2018 sei das Entgelt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht erhöht worden.

Konstruktive Gesprächsatmosphäre

Öffentlich diskutieren will Geschäftsführer Helmut Schumacher Details zu den laufenden Verhandlungen zwar nicht. Fakt sei aber, dass es seiner Ansicht nach inhaltlich keine Differenzen gebe, die einen Streik rechtfertigen. Entsprechend habe er kein Verständnis für den Streik, er sei aber auch nicht böse. Gegenüber unserer Zeitung hob er mehrfach die konstruktive Gesprächsatmosphäre hervor. Er stehe nach seiner Gesundung bereits am kommenden Donnerstag für weitere Gespräche in Eslohe zur Verfügung. Schumacher versprach: „Wir werden einen guten Haustarifvertrag bekommen.“

  • Spezialisiert hat sich die Rüther GmbH mit ihren rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Food-Präsentation und Ausgabetechnik. Das Unternehmen hat etwa einen Großteil aller deutschen IKEA-Restaurants und Bistros mit Speisenausgaben ausgestattet. Und auch bei Daimler Benz, der Axa-Versicherung, dem Fresenius-Institut, beim ZDF, im Deutschen Fußballmuseum, im Interconti in Davos und im hessischen Landtag geht das Essen über Theken aus dem Sauerland.
  • Seit 2009 gehört die Firma Rüther zur Unternehmensgruppe Hupfer aus Coesfeld. Die Hupfer-Gruppe ist weltweit tätig und beschäftigt rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • Nach so langer Zugehörigkeit zur Hupfer-Gruppe sei es für die Belegschaft an der Zeit, die Arbeitsbedingungen in der Gruppe zu harmonisieren, so die IG Metall. Also habe man sich entschieden - wie bei Hupfer in Coesfeld auch - einen Haustarifvertrag mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren.
  • Im Betriebsgebäude im Gewerbegebiet Stakelbrauk wird nicht nur die ganze Palette von der Schankanlage bis zur Großküche und von der Cafeteria-Anlage bis zur kompletten Gaststätteneinrichtung gefertigt - hier werden vor allem individuelle Kundenwünsche verwirklicht. Mensen, Hotels, Seniorenheime, Krankenhäuser, Universitäten sowie Industrie- und Gastronomiebetriebe gehören über den Fachhandel vertrieben zu den Rüther-Kunden.